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Meteor Interceptor mit 27-Liter-V12-Panzermotor
37,8 Liter pro Minute

Da hat aber jemand Leistungshunger: Diese Limousine von Daniel Werner bläst 2.500 PS aus 27 Litern Hubraum. Ihr Herz: Ein Panzermotor von Rolls-Royce. Jetzt wurde der ambitionierte Umbau zum ersten Mal gestartet.

Meteor Interceptor Panzermotor Ford Crown Victoria
Foto: Daniel Werner

In Schweden lebt ein auto motor und sport-Leser mit einem ganz besonders spektakulären Projekt-Auto. Daniel Werner rüstet ein ehemaliges Polizeiauto von etwa 240 PS in der Grundausführung auf 2.500 PS hoch. Dafür pflanzt der 48-jährige Unternehmensberater einen Panzermotor aus dem zweiten Weltkrieg in den vergleichsweise schmächtigen Ford Crown Victoria. Schmächtig nennen wir die rund 5,4 Meter lange und zwei Meter breite US-Limousine hier deshalb, weil es sich bei dem verbauten Aggregat um einen Rolls-Royce Meteor mit 27 Litern Hubraum handelt.

Unsere Highlights
Meteor Interceptor Ford Crown Victoria Panzer Motor
Daniel Werner
Warum einen Panzer-V12 in einen Ford zwängen? Die Antwort ist denkbar einfach.

Es lebt!

Schon im Frühling hatten wir über das spektakuläre Projekt berichtet, doch jetzt wird es ernst. Daniel Werner hat sich bei uns gemeldet, denn er hat den Meteor Interceptor zum ersten Mal gestartet. Die Tatsache, dass alle Personen in der Nähe des Autos dicke Ohrenschützer tragen, verrät eine Menge über den Panzermotor-bestückten Ex-Polizeiwagen. Nach einem kleinen Schluckauf zu Beginn steht fest: Der Interceptor läuft auf allen zwölf Zylindern.

Die Arbeit, die hinter diesem Projekt steckt, ist freilich wesentlich umfangreicher, als ein einzelnes Video das wiedergeben könnte. Allein die Anzahl der eigens angefertigten Teile lässt so manchen Schrauber schlucken. Von Kurbelwelle über Rahmenkonstruktion bis Ansaugtrakt und Naca-Lufteinlässen aus Karbon – kein Wunder zieht sich der Umbau bereits seit 2017. Ein paar Funfacts dazu: Die Benzinpumpe hat einen Durchsatz von 37,8 Litern pro Minute. Unter Volllast ist das Fahrvergnügen also bereits nach vier Minuten beendet, denn dann ist der E85-Tank geleert. 24 Siemens-Einspritzdüsen pumpen dafür pro Minute 21 Liter Sprit in die Brennkammern.

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Wie im Video zu sehen ist, befindet sich die opulente Antriebseinheit noch im Feintuning. Um mehr Laufruhe in den Zwölfzylinder zu bringen, hat Daniel Werner den Meteor Interceptor mit einem neuen Steuergerät bestückt und die originale Magnetzündung durch moderne Spulen ersetzt. In Kombination mit den elektrisch gesteuerten Drosselklappen lässt sich der Output präzise analysieren und einstellen. Die nächste Aufgabe ist nun, die Turbolader anzuschließen und ein harmonisches Zusammenspiel zu komponieren. Es bleibt also weiter spannend und wir freuen uns schon auf die nächste Nachricht aus Schweden.

Meteor Interceptor Panzermotor Ford Crown Victoria
Daniel Werner
Nach vier Minuten Vollgas ist der Tank leergesaugt. Bis zu 37,8 Liter Sprit fördert die Benzinpumpe pro Minute.

Liebe zu großen Motoren

Weil dieser Umbau so herrlich durchgeknallt ist, haben wir dem guten Herrn Werner ein paar Fragen zu dem Auto gestellt. Die naheliegendste davon direkt zum Start: Warum? Die Antwort ist nicht minder naheliegend: "Ich wollte einfach schon immer mal eine wirklich, wirklich große Maschine in einen normalen Pkw einbauen. Am besten das größtmögliche Modell" Joa, gut. Das ist natürlich nachvollziehbar. Ganz trivial ist dieser Plan allerdings nicht.

Die Suche nach dem passenden Motor dauerte mehrere Jahre – zunächst erfolglos. "Ich habe mich nach großen V8 umgesehen. Doch analog zur Größe wächst ja auch der Anschaffungspreis. Bei Sonny's Racing Engines in den USA gab es zum Beispiel einen V8 mit mehr als 16 Litern Hubraum, aber für 100.000 Dollar war das nicht wirklich eine Option für mich", erzählt Werner. So ergibt sich schließlich der entscheidende Schritt ins Reich der Flugzeugmotoren. Da gibt es zum Beispiel den Rolls-Royce Merlin, doch was noch besser ist: vom Merlin wird im Jahr 1943 der Meteor zum Einbau in britische Panzer abgeleitet. Und dieser 27-Liter-V12 ist sowohl einfach zu kriegen als auch günstig zu erstehen.

Meteor Interceptor Panzermotor Ford Crown Victoria
Daniel Werner
Dank neuem Steuergerät, elektronisch gesteuerter Drosselklappen und moderner Spulen lässt sich die Performance des Motors genau messen und optimieren.

Vitamin B ist wichtig

Ab hier geht es, wie bei jedem ambitionierten Projekt, auch um gute Kontakte. Zum Glück kennt Daniel Werner jemanden, der jemanden kennt, der in Finnland lebt und dem schwedischen Militär 50 Meteor-Motoren abgekauft hat. Einer davon ist nun wieder in Schweden, und zwar in der Werkstatt unseres Tüftlers, der für den massiven V12 rund 6.000 Euro bezahlt hat. Muss also nur noch ein Auto her, das sich für den Einbau eines 835 Kilo schweren Benzinmotors eignet.

"Ich habe nach einem Auto gesucht, das natürlich einerseits groß genug ist, damit der Meteor auch reinpasst. Ein alter Rolls wäre schön gewesen, aber die sind einfach zu teuer", erklärt Werner. Dass die Wahl schließlich auf einen Ford Crown Victoria fällt, ist bei genauer Betrachtung sehr schlüssig. Der alte Streifenwagen ist günstig in der Anschaffung und sitzt auf einem Kastenrahmen. Das bedeutet, dieses Fahrzeug ist so konstruiert, dass der komplette Vorderbau samt Motor und Achse schnell und einfach ausgetauscht werden kann. Dafür sind beispielsweise die Kotflügel geschraubt und nicht geschweißt. Eine unterstützende Rahmenkonstruktion für das Mehrgewicht braucht es natürlich trotzdem.

Meteor Interceptor Ford Crown Victoria Panzer Motor
Daniel Werner
835 Kilo wiegt der Rolls-Royce-Motor. Da braucht der Rahmen etwas Verstärkung.

Getriebe-Sonderanfertigung

Sicher haben Sie mittlerweile einen Eindruck davon bekommen, wie ambitioniert es ist, einen von einem Flugzeug abgeleiteten Panzermotor in ein normales Auto einzubauen. Drei Jahre bastelt Daniel Werner bereits an seinem Traumauto und jeder einzelne Arbeitsschritt ist eine Herausforderung. Auch die Frage nach einem Getriebe, das zu den niedrigen Drehzahlen passt. Sie ahnen es: Hier kommen wieder Kontakte ins Spiel. Charlie Broomfiled aus Großbritannien hat bereits ein ähnliches Projekt realisiert und den Meteor-Motor in einen Rover SD1 verpflanzt. Daher konnte der Brite dabei helfen, ein sonderangefertigtes Planetengetriebe mit einer verstärkten Version des Chevy TH400 zu verheiraten. In dieser Konfiguration sind sonst Dragracer unterwegs, die ja auch mit Motorleistungen jenseits aller Vernunftgrenzen aufwarten.

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So setzt sich die Geschichte fort – für jedes neue Problem gilt es, den passenden Helfer zu finden. Da gibt es noch ein paar Jungs aus Schweden, die gleich zwei Meteor-Motoren verbaut haben, und zwar in ein Boot. Bringt für die Fortbewegung auf dem Land natürlich herzlich wenig, aber die Herrschaften hatten die richtigen Kniffe für die Benzineinspritzung und Anbindung an ein modernes Steuergerät parat. Obwohl man angesichts dieses Netzwerks fast schon eine Szene vermuten könnte, sind alle Lösungen Einzelanfertigungen und Tüfteleien, die Geduld und Hingabe erfordern. Daniel Werner rechnet damit, dass ihn der Meteor Interceptor noch ein starkes Jahr lang fordern wird, bis es nur noch um kosmetische Detailarbeit geht. Mittlerweile sind die beiden Borg-Warner-Turbolader in den Motorraum eingezogen. Und das mit jeder Menge Schweißnähte, die Metall-Ästheten Tränen der Freude in die Augen treiben dürften. Werner plant noch diesen Sommer den ersten Start der gewaltigen Maschine.

Quo vadis, Meteor?

Die abschließende Frage an den V12-Schrauber ist vielleicht genau so naheliegend wie unsere erste: Was will man denn mit einem panzermotorgetriebenen Auto anfangen? Teil des Ziels ist dabei tatsächlich der sprichwörtliche Weg: "Der Bau eines Autos mit Riesen-Motor ist für mich an sich schon das Wichtigste. Mein Traum wäre es allerdings, damit einmal in Bonneville (USA) über einen Salzsee zu brettern", sinniert Daniel Werner. Angesichts dieses herrlich verrückten Projekts wünschen wir ihm von ganzem Herzen die Erfüllung jenes Traumes. Wenn Sie die Arbeit am Meteor Interceptor mitverfolgen möchten, können Sie das übrigens über die Social Media Kanäle von Daniel Werner tun.

Fazit

Die Autobegeisterung ist vom Papa geerbt, mit elf Jahren gab es erste Fahrstunden, das erste Bastel-Auto (einen Volvo) im Alter von 16. Heute fährt Daniel Werner privat einen RAM 1500 mit 5,7-Liter-Hemi und bald, so hoffen wir, einen Ford mit 27-Liter-V12.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 18 / 2024

Erscheinungsdatum 15.08.2024

148 Seiten