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Lotus-CEO Feng Qingfeng im Interview
„Ein Lotus verleiht dem Leben Spaß“

Lotus-CEO Feng Qingfeng stellt sich den Fragen von auto motor und sport-Redakteur Jens Dralle.

Feng Qifeng CEO Lotus
Foto: Lotus
Sie kommen gerade von ihren allerersten Runden überhaupt auf der Nordschleife zurück. Wie war es?

Verrückt und sehr beeindruckend. Jetzt bin ich überzeugt, dass das die beste Rennstrecke der Welt ist.

Können Sie sich an einzelne Abschnitte erinnern? Gibt es einen, der Ihnen besonders gefällt?

Nicht wirklich. Aber die Komplexität der Strecke ist faszinierend. Die vielen blinden Kurven ebenfalls.

Weshalb testet Lotus ein Fahrzeug wie den Eletre hier: Wegen der Rundenzeit oder eher der Haltbarkeit?

Es ist eine Mischung aus Alledem. Rundenzeit? Nun, Agilität und Dynamik sind sicher wichtig, was sich letztlich in einer Zeit ausdrückt. Sie ist das Resultat unserer Arbeit. Genau so geht es aber auch um Qualität und Zuverlässigkeit. Dazu brauchen wir die anspruchsvollste Strecke der Welt. Aber wir testen ja weltweit, auch wenn unser Technical Centre nicht weit von hier ist.

Unsere Highlights
Wir sehen zukünftig also häufiger neue Lotus-Modelle am Nürburgring?

Lotus testet bereits seit zwei Jahren häufiger hier und wir haben sehr wichtige Erkenntnisse gewonnen, die dann in die Entwicklungsarbeit einfließen. Davon profitieren alle unsere weltweiten Entwicklungszentren in Großbritannien, China und Deutschland. In Raunheim kann übrigens nicht nur die grundlegende Entwicklungsarbeit geleistet werden. Zusätzlich steht hier auch die Vorentwicklung im Fokus, also Projekte, deren Realisierung noch in weiterer Ferne liegt. Das gilt weniger für den Bereich Gesamtfahrzeug, sondern betrifft eher einzelne Technologien. In Bezug auf den Nürburgring darf man natürlich nicht vergessen, dass Lotus über eine bedeutende Motorsport-Historie verfügt. Daher müssen auch künftige Modelle auf einer Rennstrecke gut funktionieren.

Bevor über den Motorsport sprechen: Ergibt die Nordschleife als Teststrecke auch für andere Marken aus dem Geely-Universum Sinn?

Durchaus. Die Marke Lynk&Co ist ja bereits in Europa vertreten, wenngleich die meiste Entwicklungsarbeit noch in Schweden stattfindet.

Wenn 2023 der Eletre in den Handel kommt, bietet Lotus einerseits einen elektrischen SUV an, andererseits mit dem Emira einen kompakten Sportwagen mit Verbrennungsmotor. Repräsentiert das die Bandbreite der Marke für die Zukunft?

Nein. In 2018 haben den Zukunftsplan Vision 80 vorgestellt, der bis zum 80. Geburtstag der Marke 2028 umgesetzt werden wird.

Lotus wird also eine rein elektrische Marke?

Ja. Der Plan beschreibt aber nicht nur die technische Transformation, sondern auch den Fokus auf Lifestyle. Das bezieht sich darauf, dass wir auf die Ansprüche einer größeren Kundschaft eingehen, wie beispielsweise mit einem SUV wie dem Eletre. Der Emira bleibt also – wie angekündigt – der letzte Lotus mit Verbrennungsmotor.

Pläne können sich ändern, daher die Nachfrage.

Sicher, aber wir sind überzeugt von diesem Plan. Und mit dem Hypercar Evija wollen wir der Welt zeigen, wie gut dieser Plan ist.

Kann denn die sehr teure Technik dieses Hypercars auch in günstigeren Modellen Anwendung finden?

Definitiv. Wir werden das über das gesamte Modellprogramm ausrollen. Eine der ersten Technologien wird das sehr komplexe Torque-Vectoring-System sein, ebenso das Thermomanagement.

Gerade letzteres ist entscheidend für die Funktionalität eines Fahrzeugs auf einer Rennstrecke. Wann nimmt denn Lotus mit einem elektrischen Rennwagen an Wettbewerben teil?

Oh ja, das Thermomanagement ist wirklich eine Herausforderung. Warum also nimmt man an Rennen teil? Um sein Produkt zu verbessern. Das liegt in der Natur des Motorsports. Dabei fallen einfach Dinge auf, die sich nicht auf einer normalen Straße herausfahren lassen. Das geht bis in die Zellchemie. Die gesamte Geely-Gruppe verkauft rund 40.000 elektrisch angetriebene Fahrzeuge pro Monat, die für normale Nutzung gedacht sind. Lotus ist da anders. Wir müssen auf der Rennstrecke unterwegs sein, um uns zu verbessern.

Das klingt gut. Wann also sehen wir einen elektrischen Lotus-Rennwagen auf der Strecke?

Da kann ich leider noch kein exaktes Datum nennen. Aber ja, wir möchten das schon machen. Vielleicht fehlt uns auch einfach noch die passende Rennserie.

Gut. Dann zu existierenden Rennserien. Hat die Auslieferung des bereits Ende 2021 vorgestellten Emira GT4 mit V6-Kompressormotor bereits begonnen? Das war für dieses Jahr geplant.

Das schaffen wir leider nicht. Die Auslieferungen beginnen im April 2023, wie geplant mit dem V6-Motor.

Haben Sie weitere Pläne mit Emira? Ein GT3 vielleicht?

Nein. Jetzt bringen wir erstmal den GT4.

In der Motorsport-Szene gibt es aber Gerüchte, dass Lotus in Gesprächen mit den Offiziellen ist, um die Homologation voranzutreiben. Also wirklich keine Pläne?

Sagen wir so: Wir verfügen mit Lotus Advanced Performance über eine eigene Abteilung, die sich mit solchen Projekten beschäftigt.

…immerhin erweist der Kunden-Motorsport zumindest für andere Hersteller als lukratives Geschäftsmodell.

Mag sein, doch unser Antrieb für ein Engagement im Motorsport ist die Verbesserung unserer Produkte.

Können Sie vor diesem Hintergrund die Kernwerte der Marke Lotus für die Zukunft definieren?

Die ändern sich gar nicht mal so sehr, wie es unsere neuen Produkte womöglich befürchten lassen. Letztlich liegt unsere DNA im Markennamen: LTS. L steht für life. Egal, um welche Art von Auto es sich handelt: Ein Lotus verleiht dem Leben Spaß. T steht für Technologie. Wir wollen unseren Kunden die beste Technologie bieten. Und das S steht für Sport und Speed, was selbsterklärend ist.

Dann lassen Sie uns über die Technologie sprechen. Wann sehen Sie die nächsten großen Schritte bei der Batterietechnik?

Unser wichtiges Ziel ist das möglichst schnelle Laden und Entladen sowie maximale Sicherheit. Wir peilen eine Ladeleistung von 420 kW, im zweiten Schritt von 480 kW an. Damit soll eine Vollladung in maximal 15 Minuten möglich sein.

Und wo kommt die Infrastruktur dafür her?

Die entwickeln wir selbst, bauen ein eigenes Netz auf.

Welchen Zelltyp verwenden Sie?

Zunächst eine klassische Elektrolytzelle, im zweiten Schritt dann eine Feststoffbatterie. Die Hauptentwicklung der Batterie findet in China statt, da hier das größte Know-how vorliegt. Bei der Feststoffbatterie sehen wir eine sehr gute Ladeperformance von 5C.

Der erste Schritt in die elektrische Zukunft ist jedoch der Eletre. Beschreiben Sie doch mal, welches Fahrerlebnis den Kunden erwartet.

Wir bemühen uns sehr, einen SUV zu entwickeln, der das Fahrgefühl eines Sportwagens bietet – ungeachtet des hohen Gewichts und der höheren Sitzposition.

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