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LG Chem und SK Innovation legen Streit bei
Batteriesicherheit für VW und Ford in den USA

VW und Ford drohte in den USA ein Batterie-Desaster – jetzt haben sich deren verfeindete Lieferanten geeinigt. Einer muss Milliarden zahlen.

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Foto: Audi, Auto-Innovations, Bosch, Chevrolet, Decoster, Kia, Tesla, Volkswagen, WWU/MEET

Die US-Handelskommission USITC (United States International Trade Commission) hatte bereits ein zehnjähriges Importverbot für Akkus von SK Innovation (SKI) verhängt. Der Grund: Das Unternehmen soll von seinem Partner LG Chem geistiges Eigentum gestohlen und die entsprechenden Beweise vernichtet haben. Für VW und Ford war dies eine besorgniserregende Nachricht: Die für Ford extrem wichtige elektrische Version des Pick-ups F-150 sollte SK-Innovation Batterien genauso bekommen wie viele US-Elektromodelle von VW. Die seit Anfang 2019 im Bau befindliche Batteriefabrik von SK Innovation in Commerce im US-Bundesstaat Georgia ist nur 146 Fahr-Meilen (235 Kilometer) von VWs Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee entfernt – SK Innovation hat mit dem Bau der Fabrik begonnen, als man LG Chem den Auftrag zur Batteriefertigung für VW abgejagt hatte. Jetzt haben die Unternehmen überraschend ihren erbittert geführten Rechtsstreit beigelegt.

Unsere Highlights
VW ID.4, Exterieur
Ingo Barenschee
Ab 2022 soll der ID.4 auch in VWs US-Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee vom Band laufen - bis dahin dauert die Umstellung des Werks auf die Produktion von MEB-Fahrzeugen (MEB: Modularer Elektroantriebs-Baukasten).

SK Innovation muss 1,8 Milliarden Dollar zahlen

Die beiden Kontrahenten haben sich darauf geeinigt, sämtliche Rechtsstreitigkeiten in den USA beizulegen. Außerdem verzichten SK Innovation und LG Chem darauf, sich in den kommenden zehn Jahren zu verklagen. Dafür muss SK Innovation an LG Chem einen Betrag in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar (aktuell umgerechnet zirka 1,51 Milliarden Euro) zahlen. SK Innovation begleicht diese Schuld mit Barzahlungen und in Form der Gewährung von Lizenzen.

11/2020, Joe Biden, 46. Präsident der USA, und Vizepräsidentin Kamala Harris
Getty Images
US-Präsident Joe Biden hatte LG Chem und SK Innovation eine Frist gesetzt, sich zu einigen - und hatte damit Erfolg.

Druck vom US-Präsidenten

Die plötzliche Einigung ist kein Zufall: VW und Ford sahen ihre zukünftige US-Produktion von Elektrofahrzeugen gefährdet – und dürften auf die Streithähne massiv Druck ausgeübt haben. Auch Georgias Gouverneur Brian Kemp (Republikanische Partei) sah die SK-Innovation-Arbeitsplätze in seinem Bundesstaat in Gefahr – bis Ende 2021 sollen zirka 1.000 Fachleute in der Fabrik arbeiten. Deshalb appellierte er an US-Präsident Joe Biden, das von der USITC verhängte Importverbot zu kippen. Biden hatte daraufhin den beiden Konkurrenten eine Frist bis Sonntagabend (11. April 2021) gesetzt, sich doch noch zu einigen. Unter diesem Druck hat SK Innovation dann anscheinend der Milliarden-Zahlung zugestimmt. Joe Biden darf dies auch als Erfolg für seine Politik ansehen – gerade hat er angekündigt, die Entwicklung und Produktion von Elektroautos mit Staatsgeldern in Höhe von 174 Milliarden Dollar (146 Milliarden Euro) zu unterstützen.

Mitarbeiter abgeworben, Beweise vernichtet

LG Chem hatte SK Innovation konkret vorgeworfen, über 70 Mitarbeiter abgeworben zu haben, um an geheime Informationen zur Produktion von Elektroauto-Akkus zu kommen. Mögliche Beweise habe SK Innovation vernichtet. Aufgrund des gestohlenen Wissens war es SK Innovation angeblich möglich, milliardenschwere Batterie-Lieferverträge mit Autoherstellern wie Ford und VW zu schließen, erzürnte sich LG Chem. Das südkoreanische Unternehmen SK Innovation verdient sein Geld eigentlich mit der Erschließung von Erdgas- und Erdölvorkommen und mit der Förderung dieser Rohstoffe. Andererseits engagieren sich die Koreaner inzwischen auch bei der Erforschung und Produktion von Batterien für Elektroautos. Dafür habe sie mit dem ebenfalls koreanischen Unternehmen LG Chem zusammengearbeitet.

Ford F-150 EV Prototyp
Ford
Ein Prototyp des für Mitte 2022 geplanten Ford F-150 EV: Trotz des in den USA geltenden SK-Innovation-Batterie-Importverbots sieht Ford keine Probleme mit dem Marktstart-Termin seines elektrischen Pick-ups.

SK Innovation sieht sich zu Unrecht bezichtigt

US-Handelsrichter Cameron Elliot sah die Vorwürfe von LG Chem bestätigt: Er hatte festgestellt, dass SK Innovation Dokumente mit der Absicht vernichtet hat, den Nachweis des Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen unmöglich zu machen. SK Innovation behauptete hingegen, die fraglichen Informationen seien nicht geheim und die Strafe sei zum einen zu hart und gefährde zum anderen die US-Pläne zum Ausbau der Elektromobilität.

Fristen für Ford und VW

Allerdings hatte die USITC eine Vierjahresfrist festgelegt, in der die Koreaner Ford noch beliefern dürfen. Dementsprechend entspannt war Ford: Der Autohersteller sah in dem Importverbot keinen Grund für einen verzögerten Marktstart seines mit enormer Spannung erwarteten F-150 EV, dessen Auslieferungen Mitte 2022 beginnen soll. SK Innovation hatte auch Verträge mit VW USA über die Lieferung von Akkus für MEB-Fahrzeuge (MEB: Modularer Elektroantriebs-Baukasten) geschlossen. Den Deutschen hatte die USITC eine Umstellungsfrist von zwei Jahren eingeräumt.

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Fazit

Auch wenn sich Ford und VW beim immer etwas heiklen Thema Zulieferer nach außen entspannt gaben, war der Durck, das SK-Innovations-Problem zu lösen, anscheinend enorm. Nicht umsonst hat selbst US-Präsident Joe Biden Handlungsbedarf gesehen – und erfolgreich zur Lösung des Streits beigetragen. Für SK Innovation ist diese Lösung wegen der Kosten in Höhe von 1,8 Millarden Dollar extrem teuer.

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