Neuer Toyota-Vierzylinder erstmals in Europa: "Mehr als 600 PS möglich"

Toyota G20E: „Mehr als 600 PS möglich“
Toyotas neuer Vierzylinder erstmals in Europa

Zuletzt aktualisiert am 27.06.2025

Als Toyota im Jahr 2024 auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit Mazda und Subaru eine neue Generation von Vierzylinder-Verbrennern ankündigte, war das eine Sensation. Kaum ein Auto-Hersteller dachte zu dieser Zeit an eine Zukunft des Verbrennungs-Motors – geschweige denn von kompletten Motor-Neuentwicklungen. Doch das japanische Trio ließ sich davon nicht abhalten. Mazda schraubt seither fleißig weiter am extravaganten Wankelmotor, Subaru verbessert weiterhin den Vierzylinder-Boxer und Toyota entwickelt eine komplett neue Reihen-Vierzylinder-Generation, die eine gigantische Leistungs-Spreizung ermöglichen soll.

Mit 1,5 oder 2,0 Liter Hubraum

Einige Details aus den Entwicklungsabteilungen konnten wir bereits herausfinden. Bei der neuen Motorgeneration konzentriert sich Toyota auf zwei unterschiedliche Hubraum-Größen: 1,5 und 2,0 Liter. Während sich der 1,5-Liter-Vierzylinder sowohl als Saugmotor als auch als Turbo-Maschine vordergründig für sämtliche Hybrid-Antriebe im Konzern präsentiert, geht es beim Zweiliter-Aggregat mit der internen Bezeichnung G20E heißer her.

Als erste Arbeitsumgebung für das Kraftpaket ist der Toyota GR Yaris vorgesehen. Für das sogenannte M-Concept drehten die Ingenieure das Antriebskonzept allerdings komplett um. Statt als 1,6-Liter-Turbo-Dreizylinder unter der Fronthaube sitzt der neue Vierzylinder-Motor im getarnten GR-M-Concept nun über der Hinterachse. Auch die Allrad-Kraftverteilung verlagert sich damit von vorn nach hinten. "Der normale GR Yaris schiebt viel Kraft an die Vorderräder, fährt sich leicht untersteuernd. Dieser hier ist das komplette Gegenteil", erklärt der Chef-Ingenieur von Gazoo Racing, Naohiko Saito. Ebenso verbessere sich das Gewichtsverhältnis von 60:40 (vorn zu hinten) beim herkömmlichen Yaris GR hin zu jetzt 52 Prozent auf der Hinterachse. "Die Vorderräder können sich nun freier bewegen. Und das Einlenken kann direkter erfolgen. Das Auto ist so viel agiler." erklärt Chef-Ingenieur Saito.

Toyota Vierzylinder-Turbo-Motor G20E
Toyota

Größerer Turbolader für exorbitante Leistung

Von einem Turbolader des japanischen Herstellers IHI aufgeputscht, leistet das Kraftpaket im GR Yaris M-Concept etwa 400 PS bis 450 PS. Für den nur rund 1,3 Tonnen schweren Allrad-Zwerg ist das mehr als genug. "Die Fahrleistungen sind unglaublich", schildert uns ein anderer Ingenieur aus dem Team, der das M-Concept bereits ausgiebig getestet hat. Die Kühlung im Heck des relativ kleinen Yaris ist dabei die größte Herausforderung und erfordert so einige zusätzliche Luftkanäle. Zudem musste der Radstand etwas gestreckt werden, weil der Motor sonst nicht hinter den Fahrer gepasst hätte. Das erste Rennfahrzeug ist aber bereits fertig. Mit dem werden die professionellen Toyota-Rennfahrer noch 2025 zunächst in der japanischen Super Taikyu Series antreten. Für 2026 stehen dann internationale Termine für den neuen Motor im Rennkalender – unter anderem das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring.

Toyota GR Yaris M-Concept
Planet Car News/YouTube

Bis dahin dürften wir dann auch schon wissen, in welchen neuen Toyota-Modellen der neue Turbo-Vierzylinder noch zum Einsatz kommt. Denkbar wäre ein Nachfolger für den aktuellen Supra (läuft 2026 aus), eine Neuauflage des Mittelmotorsportlers MR2 oder sogar ein Toyota Celica. Egal welches Modell es auch sein wird: Der Sport dürfte im Vordergrund stehen. Einbauen ließe sich der besonders flach konstruierte Verbrenner übrigens vorn oder hinten sowie in Längs- oder Querrichtung. Die Leistung des Zweiliter-Motors ist dabei keinesfalls auf 450 PS gedrosselt. "Mit einem größeren Turbolader sind ohne Probleme mehr als 600 PS drin," schwärmen die Verantwortlichen. Ob der G20E auch unter der Haube eines GT3-Renners auftaucht, bleibt abzuwarten. Denkbar wäre ein Lexus-Modell, wie im folgenden Video, in dem das geheimnisvolle Aggregat schon kräftig zu hören ist:

Vorbild Toyota 2JZ: Gnadenlos überdimensioniert

Der limitierende Faktor für den Straßeneinsatz ist lediglich die drohende Euro-7-Abgasnorm. Mit einem derart aufgeladenen Vierzylinder werden die Leistungswerte irgendwann begrenzt werden müssen – schon wegen des ansonsten zu hohen CO2-Ausstoßes. Technisch gesehen sind dem kommenden G20E aber kaum Grenzen gesetzt – ein klares Ausrufezeichen in Richtung der Tuning-Community. In der werden bereits einige Toyota-Motoren fest vergöttert. An allererster Stelle ist das der sogenannte 2JZ.

Dieser Reihensechszylinder (Block aus Gusseisen, Kopf aus Aluminium) erlangte als Herzstück des Toyota Supra Mk4 in den Neunzigern große Bekanntheit, weil er – gerade was den Motorblock angeht – extrem stabil und gnadenlos überdimensioniert war. Leistungen jenseits von 800 PS waren mit entsprechendem Turbo-Setup für versierte Tuner kein Problem. Der Motor hielt. Nach diesem Prinzip ist auch der neue G20E entwickelt. "Wir haben genügend Platz zwischen den Zylindern gelassen, sodass man den Motor kräftig aufbohren kann." Allerdings sind die Zylinder des Alu-Motors (auch Alukolben) im Serienzustand mit einer Stahllegierung beschichtet. Doch das dürfte moderne Tuner heutzutage kaum noch abschrecken. Wir dürfen gespannt sein, wann der erste Toyota-Vierzylinder in die Leistungsregionen des Sechszylinder-Supra stößt.

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