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Jaguar-Chef Rawdon Glover zur Zukunft der Marke
In 12 Monaten verkauft Jaguar den letzten Verbrenner

Jaguar hat sich für eine elektrische Zukunft entschieden. Das Datum für den Verbrenner-Ausstieg steht fest. Im Interview spricht Rawdon Glover, seit Januar 2023 Jaguar-Geschäftsführer, über den Klassiker E-Type, den Rennwagen D-Type und das künftige Design der Marke, das 2025 präsentiert wird.

Rawdon Glover, Managing Director Jaguar
Foto: Richard Hanson/Jaguar
Wir haben in Goodwood einige historische Jaguar-Modelle gesehen und gefahren. Was verbindet denn Autos wie Mk. 2, E-Type oder XJ-S mit der Marke Jaguar von heute?

Wir wollten die Geschichte der Marke aus erster Hand zeigen. Die neuen Modelle werden sehr anders sein, in vielerlei Hinsicht. Aber der Spirit dahinter wird der gleiche sein. Das ist eine Konstante in der Historie unserer Marke. Nehmen wir nur mal den Jaguar D-Type, er basierte auf Erkenntnissen aus der Aeronautik, und nicht nur auf der damals üblichen Automobiltechnik. Es gab 1954 keinen Rennsportwagen, der ähnlich aussah. Die Herausforderung für uns ist, mit der neuen Generation genau das Gleiche zu tun, die nächste Neuerfindung der Marke Jaguar.

Der große E-Ratgeber

Eine ähnliche Neuerfindung gab es auch beim XJ-S, der 1975 auf den E-Type folgte – keine leichte Aufgabe. Er war neu auf eine sehr kühne Art, mit aufregenden Proportionen, neuartiger Interpretation der C-Säulen, es gab damals nichts Vergleichbares. Bald werden wir das Design der neuen Generation zeigen. Sie werden feststellen, dass es ebenfalls etwas Neues sein wird. Es ist dieser Spirit der Marke, der sich auch in der neuen Designsprache wiederfinden wird.

Das heißt es wird keine Retro-Nostalgie-Design geben?

Genau, wir werden keine elektrisch angetriebenen Retro-Versionen unserer Klassiker bauen. Es ist der Spirit der Marke, den wir versuchen einzufangen. Gerade durch den Wandel zur E-Mobilität werden die Tradition, das Erbe einer Marke ein immer wichtiger werdendes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Herstellern, etwa aus China, die nicht auf so einer großen Tradition aufbauen können.

Der Wandel bei Jaguar geschieht jetzt und nicht irgendwann in der Zukunft vor 2035?

Der Wandel, die Neuerfindung der Marke, ist bereits im vollen Gange. Nach und nach werden Produktion und Verkauf der aktuellen Modelle eingestellt. Einige Märkte werden etwas früher dran sein als andere, doch in spätestens 12 Monaten wird der Verkauf der aktuellen Palette beendet sein.

Werden die aktuellen Modelle wie F-Pace oder F-Type mit Verbrennungsmotoren oder Hybridantrieb durch vergleichbare mit E-Antrieb ersetzt?

Nein, wir orientieren Jaguar neu. Mit den neuen Elektromodellen gehen wir mit Jaguar zurück in das Luxussegment und kommen in ganz andere Preisregionen. Wir werden bei rund 120.000 Euro starten, was in etwa einer Verdoppelung des heutigen Durchschnittspreises entspricht. Damit einher geht eine drastische Reduzierung des Angebots, mit anderen Worten: nur noch eine Plattform.

Auf dieser Plattform wird es drei Modelle geben, das erste wird ein viertüriger Gran Turismo. Mit 1000 PS wird es der stärkste Jaguar sein, den es je gab. Die Batterietechnik wird auf dem allerneuesten Stand sein. Reichweite ist natürlich ein unerhört wichtiger Faktor, ebenso das Ladetempo. Wir reden da etwa von 700 km Reichweite und 80 Prozent Kapazität laden in 15 Minuten.

Ähnliche Eckpunkte sind auch bei Ihren Wettbewerbern in Planung. Was machen Sie anders?

Die Welt der E-Autos verändert sich gerade. Unsere Autos sollen nicht nur gekauft werden, weil sie elektrisch sind, sondern weil sie begehrt werden. Der E-Antrieb verleiht ihnen besondere Eigenschaften und Fähigkeiten, doch entscheidend ist, dass wir Autos bauen, die emotional bewegen und die vor allem gekauft werden, weil man sie unbedingt haben will. Im Moment gibt es auf dem Elektro-Markt eine Reihe von Modellen, die sich ähneln, die aussehen, als seien sie im Windkanal entworfen worden. Das gibt uns die Möglichkeit, Fahrzeuge zu entwerfen, die vor allem begehrenswert sind. Dabei verfügen sie über elektrische Antriebe, die ihnen hohen Speed, außerordentliche Beschleunigung, perfekte Gewichtsverteilung und Vorteile bei Handling oder Federungskomfort verleihen. Aber vor allem musst du dann dafür sorgen, dass das Auto ein Design zeigt, bei dem die Leute einfach "wow" sagen.

Also wird es unter anderem das Aussehen sein, das Jaguar in diesem Segment einzigartig macht?

Zuallererst ist es das Design, es gibt in meinen Augen nichts Vergleichbares, das hebt uns heraus. Wenn ich all die Arbeit bedenke, die Detailverliebtheit, die in unseren Entwürfen steckt, das zeichnet uns aus. Dazu kommt der elektrische Antriebsstrang, der uns in Bezug auf Fahrdynamik und Fahrerlebnis so viele Möglichkeiten gibt. Doch Design ist auf jeden Fall einer unserer USP. Eine der Charakterzüge aus unserer Marken-DNA ist es, mutig und eigenständig zu sein. Darauf vertrauen wir. Das war es auch, worin Jaguar in seiner Geschichte erfolgreich war, indem es Fahrzeuge baute, die schön und in höchstem Maße begehrenswert waren. Dahin müssen wir zurückkehren, das ist das natürliche Habitat von Jaguar.

Was erwartet uns da, können Sie das genauer erläutern?

Ich habe unsere neuen Fahrzeuge nun eine Weile bei ihrer Entwicklung begleitet, sie in einigen Kundenkliniken allein und mit Wettbewerbern gesehen. Wenn unsere Autos neben einigen sehr starken Wettbewerbern stehen, erkennst du erst so richtig die Kühnheit der Entwürfe. Es gibt zur Zeit nichts Vergleichbares auf dem Markt. Wir gehen unseren eigenen Weg, folgen nicht der inzwischen üblichen Tropfen- oder Windkanal-Form beim Design. Das verleiht unseren künftigen Autos eine einzigartige Präsenz auf der Straße. Ein Teilnehmer bei einer Designklinik hat danach gemeint: Die Person, die diesen Wagen fährt, sollte ein Cape tragen, wie ein Held aus einem Superhero-Film. Damit sind wir auf dem richtigen Weg. Wir haben eine sehr klare Designsprache, alle Modelle werden als Mitglieder einer Familie erkennbar sein.

Wie geht man denn an eine so radikale und wichtige Aufgabe heran, welche Vorgaben gab es an das Designteam?

Unser Designchef Gerry McGovern hat eine völlig neue Herangehensweise gewählt. Er hat das gesamte Designteam in drei Teile geteilt und allen dieselbe Aufgabe gegeben: drei Designs für drei Fahrzeugtypen zu entwerfen, mit nur wenigen Vorgaben. Die Entwürfe sollten modern, mutig und einzigartig sein. Nach drei Monaten hatten wir 17 Fullsize-Darstellungen unterschiedlicher Designsprachen. Einiges sah wie aus einem Science-Fiction-Film aus, andere Entwürfe waren klassischer. Wir haben uns für eine ungestüme, mutige Sprache mit dramatischen Proportionen entschieden. Eines kann ich vorweg verraten: Die Fahrzeuge sehen aus, als seien sie aus einem Stück gefertigt.

Was macht Sie so sicher, dass die neue Designsprache bei Jaguar ein Erfolg wird?

Als wir vor ein paar Jahren in Frankfurt den neuen Defender vorstellten, waren wir in einer ähnlichen Situation. Mit dem neuen Defender haben wir eine Version dieses Klassikers fürs 21. Jahrhundert geschaffen mit absoluter Glaubwürdigkeit, es war keine Nachahmung, keine Retro-Version mit aktueller Technik, sondern eine Neuerfindung. Und zwar eine sehr erfolgreiche. Die Stückzahl vom alten zum neuen Defender hat sich etwa verdreifacht.

Wie sieht der Zeitplan aus, wann können wir das erste Modell in der neuen Designsprache sehen?

Wie gesagt, zum Ende des Jahres wollen wir das Design vorstellen. Wir können es kaum erwarten, weil wir alle sehr enthusiastisch und begeistert sind. Das erste neue Modell wird dann 2025 vorgestellt, 2026 soll es in den Verkauf gehen und ausgeliefert werden.

Gerade im Premiumsegment verkaufen sich Elektroautos bei einigen Wettbewerbern gerade nicht so gut wie geplant. Gibt es auch bei Jaguar Planungen, in Zukunft dennoch auch Fahrzeuge mit anderen Antrieben anzubieten?

Was die Plattform und die Antriebe angeht, haben wir unsere Entscheidungen getroffen. Wir denken, dass E-Mobilität die Zukunft ist. Das wird sicher in unterschiedlichen Regionen der Welt mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten geschehen, aber es wird geschehen. Wenn man sich einmal auf eine Strategie und eine Plattform festgelegt hat, kann man das nicht einfach so ändern. Wir haben andere Marken im Konzern, bei denen man Anpassungen vornehmen kann, doch was Jaguar angeht, haben wir uns auf diese Strategie festgelegt. Die Entwicklung so einer Plattform wie der JEA (Jaguar Electric Architecture) dauert sechs Jahre, neun Jahre beträgt danach der Modellzyklus. Das heißt, wir haben uns auf die nächsten 15 Jahre festgelegt. Wir haben bewusst keine Flex-Plattform gewählt, auf der auch Hybrid- oder Verbrenner-Versionen darstellbar sind. Und dabei bleibt es auch.

Vita

Rawdon Glover wurde im Februar 2023 zum Geschäftsführer von Jaguar ernannt. Zuvor war er der Geschäftsführer für Jaguar Land Rover Großbritannien. Privat verbringt er gerne Zeit mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, ist begeisterter Tennisspieler, Skifahrer und Golfer.

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Fazit

Jaguar plant eine radikale Neuausrichtung hin zur Elektromobilität. Historische Modelle wie der E-Type prägen den Spirit der Marke, doch die neuen Modelle setzen auf modernes, mutiges Design und höchste Fahrdynamik. Der Wandel ist bereits im vollen Gange, mit einer neuen Plattform und drei neuen Modellen, die ab 2025 vorgestellt werden. Jaguar zielt auf das Luxussegment und will mit einzigartigem Design und fortschrittlicher Technik überzeugen. Der Fokus liegt auf begehrenswerten Fahrzeugen, die sich von der Konkurrenz abheben.

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Erscheinungsdatum 12.09.2024

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