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Gestiegene Preise bei vielen Gebrauchtwagen
Lässt sich damit Geld verdienen?

Wegen des knappen Angebots an Neuwagen liegen die Preise für junge beliebte Gebrauchte so hoch wie nie. Lohnt es da, jetzt zu verkaufen? Sebastian Renz hat es ausprobiert und musste für Ersatz sorgen.

Gebrauchtwagen
Foto: Achim Hartmann

Es zählt zum Wesen des Einmaligen, dass es sich nicht wiederholen lässt. Und so versprühe ich an einem frühfrühlingshaften Samstagmorgen ein paar Dosenladungen Polsterschaum auf die neun Sitze unseres VW T6, schrubbe Bezüge, putze Scheiben, wische den Boden und mache ein Dutzend Fotos – vorne, hinten, Seite, links, rechts, Motor, Cockpit, Fahrgastraum, Klimaregler, Radio und … nun, das ist es. Schließlich ist das ein T6 Transporter, der sich vor allem durch Verzicht auszeichnet: Statt Seitenverkleidungen gibt es zwischen viel bloßem Blech nur Sperrholzvertäfelung, den Boden bedeckt Gummibelag. Dazu treibt den T6 die schwächste Version des Zweiliter-TDI an. Die hat 84 PS – sodass ich oft gefragt werde, ob ich etwa Kilowatt und Pferdestärken verwechselt hätte. Habe ich nicht, denn – verrückte Sache – ein bisschen kenne ich mich nach bald zwei Jahrzehnten Autotesterei damit schon aus.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Egal was die anderen von dem schwächlichen, kärglichen Transporter halten: Er ist mein Traum-, erster und bisher einziger Neuwagen, als ich ihn 2017 kaufe. Das ist an jenem Samstag gut vier Jahre und 65.000 km her. So sehr wir unseren Familienbus mögen, seit wir einen Smart Forfour Elektro als Zweitwagen haben, nutzen wir den T6 nur noch, wenn wir im Großfamilienformat (Mama, Papa und vier Kinder) losziehen. Zwischendrin steht der Bus mal so lange, dass die Hinterradbremse festgeht.

Traum mit Standschaden

Da fange ich an, zu beobachten, was Busse wie unserer kosten: um 19.000 Euro, Tendenz steigend. Und steigend. Und steigend. Als sie sich dem Neupreis nähern, den wir 2017 für unseren Re-Import bezahlten, nehme ich Eimer, Feudel und Schaum und mache den Bus verkaufsfertig. Sieht nach einer einmaligen Chance aus: Eine Summe solcher Fünfstelligkeit lehnst du nicht ab, wenn du die Wahl hast, dafür entweder einen Traumwagen vor der Tür stehen zu haben, der sich da Standschäden einhandelt, oder die Schul-/Ausbildungs-/Studienzeit von vier Kindern finanziell etwas entspannter kalkulieren zu können.

Ja, es dauert sechs Wochen, 2000 Klicks auf das Internet-Inserat, 50 E-Mails und vier Probefahrten. Doch dann reist an einem Sonntag um zehn ein kompliziert verwandtschaftetes Trio an, das den Bus ausführlich fährt und dann direkt mitnimmt. Das hatte ich auch noch nicht, bei all den tatsächlich 31 Autos, die ich schon privat verkaufte: Den Geldtransfer regeln wir per App. Kommt mir seltsam vor, klappt aber. Nur dazu raten kann ich so richtig auch nicht, wenn ich bedenke, wie entspannt ich erst bin, als das Geld so richtig auf meinem Konto gebucht ist. Alles gut? Fast.

Der ferne Nächste

Denn dass wir wieder ein Familienauto brauchen, steht fest. Die Idee ist ja auch ein Downgrade, also ein Auto zum günstigen Preis, dazu ein Benziner wegen der Unterhaltskosten. Sechs Sitze müssen aber sein, und klar: ESP, Airbags, Isofix, Klima. Da reden wir dann von der 5000- bis 7000-Euro-Liga und haben zur Auswahl: Ford S-Max, Renault Espace IV, VW Sharan I/Seat Alhambra I und die zweite Generation der Euro-Vans Citroën C8/Fiat Ulysse/Lancia Phedra/Peugeot 807, die alle im Ruf erschütterlicher Zuverlässigkeit stehen.

Erschütternd ist vor allem das, was ich an Sharanen und Alhambras, S-Mäxen und Espaces anschaue. In dieser Preisklasse sind die Preise gestiegen – und gleichzeitig das Niveau der Autos gesunken. Deswegen suche ich nicht mehr nach Alter oder Marke, sondern nach Zustand. Ich brauche ja einen Alltags-, keinen Traumwagen mehr. Schließlich finde ich diesen C8: aus Schweizer Ersthand, 84.000 km, scheckheftgepflegt, garantiegesichert, neue HU. Er kostet weniger als das, was der T6 im letzten Jahr an Wert gewonnen hat – da wäre vielleicht gar noch ein kleiner, lang gehegter Traumwagen ganz für mich alleine drin, Smart Roadster, Mazda MX-5 oder Renault Kangoo 4x4? Die Familie mag den C8, auch ich fahre ihn gern, aber nur dann und wann. Doch darum ging es weniger als um ein Herum: Zwischen den seltenen Fahrten steht er günstiger herum.

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Fazit

Es muss schon einiges zusammenkommen, um von den derzeit hohen Preisen für junge Gebrauchte zu profitieren. Aber wenn Sie ohnehin ein anderes Auto suchen, ist nun der beste Zeitpunkt, um das alte selbst zu verkaufen, statt es in Zahlung zu geben. Stimmt, das kostet Zeit – und ja, so ehrlich sollten wir schon sein, eine Menge Nerven –, bringt Ihnen aber im besten Fall bis zu 30 Prozent mehr ein als ein Händlerangebot. Allen, die ein gebrauchtes Auto suchen, raten wir zu Wage(n)mut: Wenn die beliebten Autos derzeit so teuer sind, nehmen Sie doch ein weniger beliebtes. Es muss doch auch nicht allen gefallen – reicht doch, wenn es Ihnen gefällt.

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