Im Hamburger Hafen liegt aktuell der Katamaran Energy Observer. Die Hansestadt ist der 36. Stopp des Schiffs, dessen Mission es ist, komplett autark und nur mit regenerativer Energie unterwegs zu sein. 2017 wurde der 30,5 Meter lange und 12,80 Meter breite Katamaran erstmals zu Wasser gelassen.
Die Oberfläche des Schiffs ist auf 168 Quadratmetern mit Solarpaneelen bedeckt. Sie erzeugen Strom, der an Bord für die Elektrolyse von Wasser benötigt wird, um Wasserstoff herzustellen. Eine direkte Verwendung des durch die Photovoltaik gewonnenen Stroms würde zu starken Schwankungen in Schlechtwetterphasen unterliegen, weshalb die gewichtssparende Speichermöglichkeit in Form von Wasserstoff gewählt wurde.
62 Kilogramm Wasserstoff an Bord
Mit einem 500 Liter großen Tank nimmt die Crew des Energy Observer Meerwasser. Nachdem es entsalzt und zweifach entmineralisiert wurde, übernimmt ein Elektrolyseur die Aufgabe, das Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Während der Sauerstoff entweicht, speichern drei Tanks an Bord bis zu 62 Kilogramm Wasserstoff.
Das Forschungsschiff wird im Laufe der Zeit beständig verbessert. In diesem Frühjahr wurden erstmals neue Segel montiert, mit deren Hilfe jetzt auch die Kraft des Windes während der Fahrt zur Stromgewinnung genutzt werden kann. Die Schiffsschraube läuft, während der Katamaran segelt, passiv weiter. Ihre Bewegungsenergie erzeugt Strom. Damit kann jetzt auch während der Fahrt in langen Schlechtwetterphasen, in denen kaum oder kein Strom aus Sonnenlicht gewonnen wird, Energie für die Herstellung des Wasserstoffs erzeugt werden.
Beim Ortsbesuch fällt die Großzügigkeit des Raumangebotes für die Crew des Energy Observers auf. Würde der Katamaran nicht sanft in den Wellen des Beckens in der Hamburger HafenCity schaukeln, könnte man sich beinahe an Bord eines Raumschiffes wähnen.
Zwei große Monitore bilden das zentrale Kontrollelement in der Mitte des Raums. Hier werden Informationen zur Stromgewinnung durch die Photovoltaikanlage sowie die Elektrolyse des Wassers angezeigt, außerdem können alle Bauteile des Schiffs überwacht werden. Außerhalb der Kajüte liegt das Steuerrad, hinter dem ebenfalls digitale Anzeigen die Navigation erleichtern.
Die Basis des Energy Observer ist ein 1983 in Kanada gebauter Katamaran, der für sein zweites Leben um über sechs Meter verlängert und mit modernster Technik ausgestattet wurde. Bis 2022 soll das Schiff mit einer wechselnden Besatzung um Kapitän Victorien Erussard unterwegs sein, um weitere Erkenntnisse über die Gewinnung und Nutzung regenerativer Energie auf hoher See zu gewinnen.
Überfahrt nach Tokio
Für das Jahr 2020 steht die erste Überfahrt nach Asien an. Gemeinsam mit dem Sponsor Toyota, der mit dem Energy Observer auch die eigene Brennstoffzellen-Technologie promoten will, wird der Katamaran pünktlich zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in der japanischen Hauptstadt Tokio erwartet.
Dort wird der Autokonzern Toyota, der im Rahmen seiner „Environment Challenge 2050“ bis zu eben diesem Jahr alle Produkte, die Werke und auch die eigene Logistik komplett CO2-neutral gestalten will, eine Flotte von Wasserstoffbussen zur Personenbeförderung einsetzen. Schon vorher soll die zweite Generation des Brennstoffzellen-Pkw Mirai vorgestellt werden. Auch beim neuen Modell wird es sich wieder um eine Reiselimousine handeln.
Neue Brennstoffzelle für 2020
In drei Jahren wurden bislang fast 20.000 Seemeilen (circa 37.000 Kilometer) zurückgelegt. Für die nächste Etappe kommt im Energy Observer ein weiterentwickeltes Brennstoffzellensystem zum Einsatz. Ende 2019 wurde der von Toyota zugelieferte Antrieb in der Werft erprobt. Nach finalen Tests sticht der Energy Observer ab Mitte Februar wieder in See.
Der Brennstoffzellenantrieb soll jetzt kompakter und gleichzeitig leistungsstärker sein. Außerdem hat Toyota, eigenen Angaben zufolge, die Zuverlässigkeit der Module verbessert.
Fazit
Mit dem Energy Observer soll die Zuverlässigkeit der Brennstoffzelle bewiesen werden. Gleichzeitig ist der Katamaran eine Botschaft. Er zeigt, dass Wasserstoff als Energieträger nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch auf hoher See eine alternative Antriebsart antreiben kann.