Teilweise über fünf Stunden lang standen Urlauber während der Pfingstferien im Dauer-Stau auf der A10 Tauernautobahn in Österreich – bei strahlendem Sonnenschein und entsprechenden Temperaturen im Auto. Da fragen sich gerade Einsteiger in die Elektromobilität, ob der stundenlange Einsatz der Klimaanlage die Reichweite killt und man besser bei geöffnetem Fenster im Auto schwitzt, um nicht ohne Saft auf der Autobahn zu stranden.
Wie die Klimaanlage im E-Auto funktioniert
Dazu zunächst ein Ausflug in die Technik. Klimaanlagen in Elektroautos funktionieren nicht anders als solche in Verbrenner-Pkw. Herzstück ist der sogenannte Klimakompressor. Unterschied dabei: Während der Klimakompressor bei Verbrennungsmotoren meist über einen Riemen angetrieben wird, haben die Kompressoren in Elektroautos einen eigenen Elektromotor als Antrieb. Der Klimakompressor im Auto funktioniert dabei ähnlich wie der Kompressor eines Kühlschranks. Er saugt ein spezielles Gas, das sogenannte Kältemittel, an und verdichtet es stark – dadurch wird es heiß und steht unter hohem Druck. Dieses heiße Gas wird dann in einem Kühler (dem Kondensator) abgekühlt, wodurch es flüssig wird und über einen sogenannten Wärmetauscher die Innenraumluft im Auto abkühlt.
Bei der Klimaanlage von Elektroautos sind also zwei größere Stromverbraucher im Einsatz: Der Klimakompressor und der Motor für die Lüftungsanlage. Wer den beachtlichen Verbrauch von Haus-Klimaanlagen kennt, kommt daher möglicherweise auf die Frage, ob die Innenraumkühlung nicht in kürzester Zeit den Antriebsakku leer saugt. Vorab die Entwarnung: Diese Angst ist unbegründet. Warum das so ist, hat der ADAC in einer 2024 eingeweihten neuen Klimakammer getestet, in der ein Tesla Model Y acht Stunden lang mit eingeschalteter Klimaanlage "durchgebacken" wurde.
Der ADAC hat nachgemessen
In dem achtstündigen Test wurde ein typischer Sommertag mit Temperaturen bis zu 35 Grad simuliert. Zusätzlich sorgten UV-Lampen für unterschiedlich starke Sonneneinstrahlung, um realistische Bedingungen zu schaffen. Der getestete Tesla startete mit 60 Prozent Akkuladung und einer auf 20 Grad eingestellten Standklimatisierung. Trotz extremer Hitze – am Armaturenbrett wurden bis zu 45 Grad gemessen, die Windschutzscheibe erhitzte sich außen sogar auf über 60 Grad – blieb es im Innenraum angenehm: Auf Kopfhöhe und im Fußraum lag die Temperatur durchgehend unter 25 Grad.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist der Energieverbrauch. Laut ADAC lag der Strombedarf der Klimaanlage konstant bei etwa 1,2 bis 1,5 Kilowatt. Über den gesamten Zeitraum hinweg kamen rund 12 Kilowattstunden zusammen, was im Fall des Tesla pro Stunde etwa 8 Kilometer an Reichweite kostet – ein sehr guter Wert. Da Aufbau und Funktion von Klimaanlagen in Elektroautos sich gleichen, geht der Autoclub davon aus, dass sich diese Ergebnisse auf andere Modelle übertragen lassen.
Kein großer Einfluss auf die Reichweite
Zusammengefasst lässt sich sich deshalb feststellen: Im Sommerstau unbedingt einen kühlen Kopf bewahren und die Klimaanlage im Elektroauto ihre Arbeit erledigen lassen. Das ist nicht nur besser für Gesundheit und Gemüt, sondern wirkt sich auch kaum auf die Reichweite aus. Als Faustregel lässt sich aus dem Test des ADAC herleiten, dass beim Einsatz der Klimaanlage im sommerlichen Stau pro Stunde weniger als zehn Kilometer Reichweite "geopfert" werden. Das schafft auch ein kleiner E-Auto-Akku. Und besser für die Umwelt ist es ebenfalls: Bei Autos mit Verbrennungsmotor liegt der Energieverbrauch mit laufender Klimaanlage im Sommerstau bei 1 bis 1,5 Litern Kraftstoff pro Stunde. Das entspricht 10 bis 15 Kilowattstunden.