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2.000 Stellenkürzungen bei Cariad geplant
Damit wird die Ära Diess beerdigt

Die Pläne von von Ex-VW-Chef Herbert Diess mit Cariad sind implodiert. Laut Medienberichten will neue Cariad-CEO rund ein Drittel der Stellen bei VWs Software-Tochter abbauen.

Peter Bosch VW Cariad VW.OS
Foto: Volkswagen, Luca Leicht

Vergangene Woche zitierte der Spiegel VW-Insider, die Volkswagens Softwaretochter Cariad als Bombe bezeichnen. Jetzt scheint die Bombe geplatzt zu sein, denn das Manager Magazin will erfahren haben, dass Cariad schrumpfen soll – um ein Drittel.

Insgesamt sollen 2.000 Stellen abgebaut werden, heißt es in dem Medienbericht. Der Vorstand habe dem Umstrukturierungsplan zugestimmt, der zwischen 2024 und 2025 umgesetzt werden soll. Laut der Agentur Reuters, bedarf des dafür jedoch noch der Zustimmung des Betriebsrats.

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Der Plan von Herbert Diess ist gescheitert

Cariad selbst wurde 2019 vom damaligen VW-Chef Herbert Diess initiiert. Der ambitionierte Plan des Ex-BMW-Managers: Die VW-Tochter Cariad sollte nach SAP das zweitgrößte Softwareunternehmen Europas werden und den gesamten Volkswagen-Konzern mit Software versorgen. Insgesamt 10.000 Mitarbeiter sollte Cariad unter sich versammeln und bereits ab 2025 rund 60 Prozent der Software für den Konzern liefern. Aufgrund struktureller Probleme und Managementfehlern sowie am Ende wohl auch schlicht wegen des Fehlens geeigneter Fachkräfte, wurde bis heute weder aus dem Ziel der Mitarbeiterzahl etwas, noch aus der Software für den Konzern.

Immer wieder folgten auf Verzögerungen bei Cariad Verzögerungen ganzer Modellreihen, wie etwa dem elektrischen Porsche Macan oder dem Audi Q6 e-tron, dessen bereits nach hinten verlegter Start Ende 2023 jüngst noch weiter nach hinten umdatiert wurde. Außerdem erzeugt Cariad immense Kosten. Aktuell betragen die jährlichen Ausgaben knapp 4 Milliarden Euro – obwohl Cariad derzeit nur rund zwei Drittel der geplanten Belegschaft beschäftigt. Geplant waren bei der Gründung rund 1,5 Milliarden im Jahr. 2021 erklärte Herbert Diess, man investiere derzeit 2,5 Milliarden Euro – zuzüglich anderer Akquisitionen, wie etwa dem gescheiterten Invest in das Start-up Argo AI, das zum Milliardengrab wurde. In den Fahrzeugen kam von all den Milliarden aber nur wenig an. Schlussendlich war es daher auch das Debakel um Cariad, dass Herbert Diess als Volkswagen CEO den Kopf gekostet hat.

Peter Bosch will bei Cariad 2.000 Stellen streichen

Im Juni 2023 übernahm Peter Bosch die Leitung des Softwareunternehmens. Der Auftrag des aktuellen VW-Konzernlenkers Oliver Blume: Cariad auf Vordermann bringen – und genau das versucht Bosch nun mit seinem großangelegten Umbauplan. Der soll Cariad um rund ein Drittel eindampfen, wenn von den aktuell rund 6.500 Entwicklern etwa 2.000 Stellen gestrichen werden. Auch etwa die Hälfte der 40 Beteiligungen von Cariad sollen laut Medienberichten wieder abgegeben werden. Außerdem verschiebt sich das einst für 2025 geplante Project Trinity, das den VW-Konzern ins Zeitalter des automatisierten Fahrens nach Level 4 heben soll, auf frühestens 2028.

Während der Vorstand Boschs Plan laut Medienberichten bereits abgenickt hat, stellt sich der Betriebsrat noch dagegen. Es gehe darum, die Software möglichst schnell fertig zu bekommen, erklärt ein Betriebsrat gegenüber dem Manager Magazin. Es sei unverständlich, so viele Menschen zu entlassen.

Fazit

Noch ist der Stellenabbau nicht in trockenen Tüchern, denn die Zustimmung des starken VW-Betriebsrats zu Peter Boschs Rettungsplan für Cariad steht noch aus. Die Idee hinter dem Plan bestätigt aber, was viele Softwareexperten mit Blick auf Cariad schon lange sagen: Für eine erfolgreiche Software-Firma genügt es nicht, unendlich viele Köpfe auf ein Thema zu setzen, wie es in der Industrie sonst gern getan wird. Es kommt hauptsächlich auf das Personal selbst und die Steuerung an. Ob Peter Bosch mit den verbleibenden 4.500 Cariad-Mitarbeitern die richtigen dafür an Bord hat und die Kehrtwende gelingt, bleibt abzuwarten.

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