Blicken wir zunächst zurück. Mit dem Konzeptfahrzeug GINA (Geometrie und Funktion in N-facher Ausprägung) hatte BMW-Designer Chris Bangle bereits 2008 seine Idee einer flexiblen Fahrzeugaußenhaut vorgestellt. GINA bestand aus einer textilen Außenhaut deren gelenkige Unterkonstruktion sich dem Bedarf angepasst hat.
So konnte ein Spoiler je nach Geschwindigkeit modelliert werden – die Karosserie kam ohne sichtbare Fugen oder Scharniere aus. Die Scheinwerfer zeigten sich lediglich im aktivierten Modus und der Blick auf den 4,9-Liter-V8 mit 400 PS wurde frei, wenn die Motorhaube wie bei einem Vorhang auseinander gezogen wurden.
Bewegliche Karosserie versteckt den Scheibenwischer
Elf Jahre später scheint BMW von der Idee einer sich selbst verformenden Karosserie nicht abgerückt zu sein. Auf den Zeichnungen zur Patentanmeldung ist exemplarisch eine Motorhaube zur Illustration zu sehen. Über Aktuatoren lassen sich die verformbaren Bereiche in eine vorgegebene Richtung bewegen. Dabei bilden Form stabile und verformbare Elemente die Karosseriestruktur. Diese Elemente sind in einer vorgegebenen Reihenfolge oder abwechselnd zu- oder aneinander befestigt. Mit dem Konzept möchte BMW unter anderem die Aerodynamik eines Fahrzeuge in Abhängigkeit zur gefahrenen Geschwindigkeit verbessern oder aber versteckte Leitbleche ausfahren können. Außerdem sind für die Bayern veränderbare Luftein- und auslassöffnungen – auch in der Fahrzeug-Niere – möglich.
Das Patent soll sich aber nicht nur auf diese Einsatzgebiete beschränken. Als weiteres Beispiel dient auch ein bündiger Karosserieanschluss zur Windschutzscheibe, der die Scheibenwischer verdeckt. Die beweglichen Karosserie gibt den Wischer nur bei Bedarf frei. Grundsätzlich strebt BMW mit der Technik eine weitgehend fugenlose Außenhaut an.
Formgedächtnis und fugenlose Karosse
Des Weiteren können die verformbaren Bereiche aus einer Formgedächtnislegierung bestehen, die auch ohne Aktuatoren wieder in die Ausgangslage zurückkehrt. Bei diesem Patent sind zudem unterschiedliche Materialien kombinierbar und in kleinsten Bereiche unterteilt, um feinste Strukturänderungen möglich zu machen.
Dabei ist es egal, ob die Aktuatoren mechanisch, elektrisch, magnetisch oder elektromechnisch arbeiten. Beispielsweise können elektromechanische Stellmotoren wie Linearmotoren verwendet werden, um die Bereiche in eine vorgegebene Richtung zu bewegen.
Mit der Veröffentlichung des Patentantrages ist nun auch die Patent-Recherche nach § 43 PatG abgeschlossen. Das Ergebnis: General Motors hat ein entsprechendes Patent bereits am 24.08.2006 unter US 2006/0186700 A1 in den USA angemeldet.
Fazit
Mit dem BMW-Patent könnte die fugenlose Karosserie in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden. Sicher werden wir schon früher bewegliche Elemente für eine optimierte Aerodynamik an BMW-Fahrzeugen sehen. Fraglich sind an dieser Stelle dann die Kosten im Falle einer Reparatur und die Anfälligkeit der vielen Stellmotoren sowie das Mehrgewicht des Fahrzeugs.