Die Auswahl richtiger und qualitativ hochwertiger Reifen gehört bei einem Auto zu den wichtigsten Entscheidungen – schließlich stellen die Reifen den Kontakt zum Untergrund her und beeinflussen so maßgeblich die Sicherheit, die Performance und den Komfort. Deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten die Rad-Ventile – dabei gibt es auch bei ihnen interessante Unterschiede. Während die Ventile bei den meisten Pkw aus Gummi bestehen, gibt es auch Ausführungen aus Metall.

Die Rad-Ventile eines Autos bestehen im Wesentlichen aus drei Teilen: Einem Ventilfuß, einem Ventil-Einsatz und einer Ventilkappe. Alle drei Bauteile beziehungsweise Baugruppen gibt es in mannigfaltigen Ausführungen. Bei den Ventilfüßen gibt es verschiedene Durchmesser sowie verschiedene Längen. Besteht so ein Ventilfuß aus Gummi, so ist das gesamte Ventil preiswert – Gummiventile gibt es schon für unter einem Euro pro Exemplar. Metallventile sind erheblich teurer – günstige Versionen sind für 2,50 Euro im Angebot, bei höherwertigen Varianten steigen die Preise aber auf 15 oder mehr Euro für ein einzelnes Ventil.
Biegsamkeit als Segen und Fluch
Die Flexibilität von Gummiventilen ist gleichzeitig ein Vor- und ein Nachteil. Sollte ein harter Gegenstand stoßartig gegen das Ventil kommen, klappt es einfach weg – eine Beschädigung ist sehr unwahrscheinlich. Wer allerdings oft den Reifenluftdruck überprüft, empfindet beim Aufsetzen des Druckmessers das biegsame Ventil vielleicht als Nachteil. Ein metallenes Ventil könnte hingegen bei einer zu starken, von außen zugefügten Belastung brechen, was zu einem sofortigen Reifendruckverlust führt. Andererseits ist der starre Aufbau bei einer Luftdruckkontrolle besonders komfortabel. Und diese Konstruktion hat noch einen weiteren Vorteil.
Bei sehr hohen Geschwindigkeiten, ab zirka 250 km/h, kann die Fliehkraft das Gummiventil so stark nach außen biegen, dass der Ventilfuß nicht mehr perfekt in der Felge sitzt und somit Luft entweicht. Je länger das Ventil ist, desto stärker ist dieser Effekt. Aus diesem Grunde sind Metallventile insbesondere bei Sportwagen und in der Tuningszene beliebt. In den 1970er-Jahren gab es für Sportwagen sogar einfach aufgebaute Ventilstützen, die ein Verbiegen der Gummiventile verhindert haben. Eine Regel, die den Einsatz von Metallventilen ab bestimmten Geschwindigkeiten vorschreibt, gibt es in Deutschland allerdings nicht. Bei den Reifendrücken sieht dies anders aus: Da Gummiventile nur bis zu einem Druck von 4,5 bar ausgelegt sind, müssen oberhalb dieser Grenze Metallventile zum Einsatz kommen. Dies ist insbesondere im Nutzfahrzeug-Bereich wichtig – bei leichten Nutzfahrzeugen beträgt der Basis-Reifendruck oft 4,75 bar, bei ausgewachsenen Lkw sind es acht bis neun bar. Zusätzlich zum Metallventil gibt es für Nutzfahrzeuge noch eine Zwischen-Bauform namens Gummifuß-Ventil. Diese Ventile sind günstiger und lassen sich leichter montieren als Metall-Schraubventile, wobei sie trotzdem Drücke jenseits von 4,5 bar aushalten. Formel-1-Renner sind übrigens mit erheblich niedrigeren Drücken unterwegs – beim Rennen in Abu Dhabi 2022 schreibt Pirelli beispielsweise Kaltluft-Drücke zwischen 1,4 und 1,6 bar vor. Niedrige Drücke sorgen für einen erhöhten Rollwiderstand und somit für mehr Walkarbeit im Reifen, was wiederum zu einer schnelleren Reifenerwärmung und damit für mehr Grip sorgt.
Metallventile haben noch einen weiteren Vorteil: Sie altern nicht so schnell. Gummiventile verspröden, weshalb ein Fachmann sie bei jedem Reifenwechsel mit austauschen sollte. Metallventile sind haltbarer, weil sie nur einen kleinen Gummidichtring besitzen, der zudem von der Felge geschützt ist. Allerdings müssen Metallventile aus dem gleichen Werkstoff wie die dazugehörige Felge bestehen – sonst entsteht Kontaktkorrosion (auch galvanische Korrosion oder Bimetallkorrosion genannt), die wiederum zu einer Undichtigkeit des Ventils führt. Aluminium, Edelstahl und Stahl besetzen jeweils unterschiedliche Positionen in der elektrochemischen Spannungsreihe – eine Kombination dieser Metalle führt somit zwangsläufig zu einer Zerstörung des unedleren Werkstoffs durch elektrochemischen Abtrag.