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Auto-Pioniere von Allrad bis Turbo
Wer ABS, SUV, ACC und den Käfer erfunden hat

Inhalt von

Audi hatte nicht den ersten Allrad-Sportwagen und Saab nicht den ersten Turbo. Doch wer hat's erfunden? Ein Überblick von ABS bis Klappscheinwerfer und eine kurze Geschichte über die vielen Väter des VW Käfer.

Testen wie gestern, Testgelaende
Foto: Hans-Dieter Seufert

Allradantrieb? Audi war’s nicht. Mitlenkende Scheinwerfer? Klare Sache, gab’s zuerst bei der DS. Stimmt nicht. Aber den Abstandstempomat, das ESP und den Gurt – alles Mercedes-Erfindungen. Und den schnellen Kompakten, von Briten als „hot hatch“ verehrt, den hat doch VW mit dem Golf GTI auf die Straße gebracht? Nein, denn da gab es vorher schon zwei Kleine zum Große ärgern: Den Mini Cooper und den Autobianchi Abarth. Den komfortablen Geländewagen als SUV-Vorläufer, den haben nicht die Briten erfunden, dafür gab es auf der Insel drei andere Dinge zuerst: ein Auto mit Frontantrieb, einen Sportwagen mit Allradantrieb und ABS.

Unsere Highlights

Frontantrieb: Alvis, Cord und DKW

Aber von vorne: Das erste Auto mit Frontantrieb hat 1928 Alvis gezeigt. Der „Front Wheel Drive“ hieß nach seinem Antriebskonzept und ist heute weitgehend unbekannt. In Serie ging 1929 Cord mit dem L-29: Der hatte zwar noch einen vorn längs eingebauten Motor, aber schon Frontantrieb. Zwei Jahre später kam DKW mit dem F1, bei dem ein quer eingebauter Zweizylinder-Zweitakter mit 15 PS die vorderen Räder antrieb. Quermotor, Frontantrieb – das Konzept des modernen Kleinwagens war gefunden. „Das erste serienmäßig hergestellte Auto mit Frontantrieb“ war laut Wikipedia übrigens sowohl der Cord als auch der DKW. Manche Ideen liegen halt einfach in der Luft.

Allradantrieb und ABS

Audi Quattro, Baujahr 1980
Hans-Dieter Seufert
Allrad-Technik im Auto? Da hatte ein anderer Hersteller über zehn Jahre Vorsprung.

Das erste Serienauto mit permanentem Allradantrieb: Nein, kein Audi oder Subaru. Jensen war’s. Die 1976 und 1992 verblichene Marke hat den Allradantrieb für das Auto zwar nicht erfunden – das war Ferguson Research – aber ab 1966 in den FF eingebaut. FF steht für Ferguson Formula und der Name erzählt kurz die ganze Geschichte: Traktorenhersteller verkauft Firmenanteile und baut anschließend Formel-1-Rennwagen. Einer davon hatte Allradantrieb. Der Jensen FF war im Prinzip ein verlängerter Interceptor mit Allradantrieb und ABS. Das kam von Dunlop – 12 Jahre, bevor Mercedes das Bosch-ABS im W116 in größerer Serie einbaute.

Mittelmotor: Querdenker Lamborghini

Autos mit Mittelmotor, das weiß der Volksmund, sehen hinreißend aus, sind teuer und schwierig zu fahren. Das Konstruktionsprinzip gilt nicht allein deswegen als sportlich, weil ein Sportwagen die logische Form eines Mittelmotorautos ist. Technisch gesehen, liegt die größte Masse des Autos nah am Drehzentrum – eben in der Mitte. Das lässt das Auto zackig abbiegen. Im Zweifel auch ins Gebüsch, wenn das Fahrwerk schlicht oder der Fahrer überfordert ist. Was, siehe Drehzentrum, schnell passieren kann. Lamborghini traute sich beim Miura übrigens das Kunststück, einen V12 quer zwischen die Achsen zu packen. Das hatte sich vorher noch kein anderer getraut. Autos mit Mittelmotor gab es natürlich schon vorher.

Klappscheinwerfer: Cord

Klappscheinwerfer, Porsche 914
Archiv
Der Porsche 914 kam vor 50 Jahren mit Klappscheinwerfern, dem Pionier war da längst das Licht ausgegangen.

Autos mit Klappscheinwerfern waren in den Siebziger- und Achtziger-Jahren einfach cool: Ferrari, Porsche und Mazda, sogar Saab und Volvo, hatten Autos mit ausfahrbaren Scheinwerfern im Programm. Erster und coolster war jedoch der 1935 vorgestellte Cord 810. Das Auto im Art-Deco-Look hatte hinter einzeln per Handkurbel vom Cockpit aus klappbaren Blenden Flugzeug-Landescheinwerfer der ebenfalls zu Cord gehörenden Stinson Aircraft Company. Der 810 hatte übrigens einen V8, der 1973 einen Kompressor bekam. Das Kompressor-Modell hieß 812 und lief 160 km/h. Und das war Mitte der 30er-Jahre schon ziemlich schnell. Doch leider war das Getriebe noch komplizierter als der Kompressor-V8 und Cord ging ziemlich schnell das Licht aus.

Turbolader: BMW, Saab oder Porsche?

BMW 2002 Turbo
Hardy Mutschler
Kam spät, gewaltig und einige Jahre nach dem ersten Turbo-Pkw: BMW 2002 Turbo.

Das erste Serienauto mit Turbolader? Klare Sache, das war 1978 Saab mit dem 99 Turbo. Nein? Dann doch Porsche 1975 mit dem 911? Auch nein. BMW, 1973, mit dem 2002 und dem spiegelverkehrten Schriftzug auf dem Frontspoiler? Auch falsch. Michael May, ein Tuner aus der Schweiz, rüstete ab 1966 Serien-Pkw mit Turboladern aus. Fast gleichzeitig brachten Oldsmobile den Jetfire und Chevrolet den Corvair Spider mit turbogeladenen Motoren auf den Markt. Der aufgeladene 3,5-Liter-V8 des Oldsmobile hatte 218 PS. Der Corvair Spyder hatte einen 2,4-Liter-Sechszylinder im Heck, der aufgeladen 150 PS leistete. Versuche mit Turboladern hatte es vorher schon in der Luftfahrt gegeben. Schon in den 1920er-Jahren gab es Schiffe mit Turbodieselmotoren, zehn Jahre später pfiffen auch Lokomotiven aufgeladen durch die Gegend. MAN brachte den ersten Turbodiesel im Lkw 1951 und Volvo 1954. Im Pkw war Mercedes zuerst dran: Der Fünfzylinder OM 617 A war ab Mai 1978 in den USA im 300 SD und ab 1980 auch in Europa im 300 TD Turbodiesel zu haben.

Abstandstempomat: Mitsubishi oder Mercedes?

Mercedes S-Klasse W 220 vs VW Phaeton Typ D1 Youngtimer 07/2017
Arturo Rivas
Mercedes brachte die Distronic mit einigen Jahren Abstand zum ersten Abstandstempomat.

Mercedes hatte doch auch den ersten Abstandstempomat in Serie? Jein. Den Pionier der Abstandsmessung im Auto hat kaum jemand auf dem, tja nun, Radar: Mitsubishi baute 1992 in den Debonair einen Lidar ein. Der maß den Abstand und das „Distance Warning“ schlug Alarm, wenn der unterschritten wurde. Handeln musste der Fahrer selbst. Drei Jahre später konnte die „Preview Distance Control“ im Mitsubishi Diamant schon auf Drosselklappe und Getriebe zugreifen, nicht jedoch auf die Bremse. Toyota hatte ab 1997 ein Lidar-System im Celsior und Nissan ab 1998 einen Abstandsregeltempomaten im Cima. Weltweit verfügbar wurde ein Abstandsregeltempomat 1999, als Mercedes in der S-Klasse-Baureihe W 220 die Distronic einbaute.

Porsche-Legenden Käfer und 911

Alles falsch also? Aber der Ferdinand Porsche, der hat doch den Käfer erfunden? Ja schon, aber formal sah das ein Gericht anders und verdonnerte Volkswagen zur Zahlung an Tatra – und Béla Barenyi. Der übrigens die Karosserie mit gestaltfester Fahrgastzelle erfunden hat. Das stimmt wirklich. Noch so eine Porsche-Legende ist übrigens, dass Ferdinand Alexander „Butzi“ Porsche den 911 designt hat. Stimmt zumindest teilweise, doch schon Anfang der 1960er-Jahre haben Teams am Design eines Autos gearbeitet und Porsche gab als Designdirektor die Linie vor, hat aber nicht jede einzelne modelliert oder gezeichnet. Einer der Mitstreiter war Erich Komenda, der von 1931 bis 1966 die Karosseriebauabteilung bei Porsche leitete und mit F. A. Porsche zusammenarbeitete.

Richtigstellung: „In Ihrem Artikel “wer hat es erfunden?...„ schreiben Sie, der Prozess betreffend Erwin Komenda und seine Urheberrechte am Porsche 911 wäre in zweiter Instanz verloren. Das stimmt nicht. Der Prozess befindet sich im zweiter Instanz und es gibt noch keine Entscheidung.“

Dr. Iris Steineck

Enkeltochter von Erwin Komenda

Anmerkung der Redaktion: Frau Steineck hat recht. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

SUV: Wagoneer und Range Rover

Als die Leute bei Rover Ende der Sechziger an einem „Road Rover“ herumdachten, unternahmen sie unter anderem eine Bildungsreise in die USA. Dort fanden sie unter anderem den seit 1962 produzierten Jeep Wagoneer. Der hatte die Form eines Kombis, untendrunter ein bisschen Offroad-Kram und einzeln aufgehängte Vorderräder. Die britische Interpretation davon ist bekannt: V8, zwei Starrachsen an Schraubenfedern und eine Kombi-Karosserie. Die ersten Range Rover waren übrigens schlicht, aber um Welten komfortabler als ein Land Rover. Und genauso tapfer im Gelände.

Fazit

Wer was zuerst erfunden hat, beschäftigt die Fachwelt und manchmal auch die Gerichte. Eine Technik als erster zu haben, muss übrigens kein Vorteil sein: Wer erinnert sich noch an Alvis, Matra oder Oldsmobile? Aber alle kennen Audi Quattro, Lamborghini Miura und Porsche Turbo.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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