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Kooperationen zwischen den Herstellern
Wer mit wem in der Autoindustrie

BMW und Daimler, VW und Ford, Toyota und Suzuki – und viele mehr: Immer mehr Autobauer schließen Allianzen, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Ein Überblick, welche Kooperationen existieren und welche im Gespräch sind.

Zusammenarbeit Mercedes und BMW
Foto: Designed by Freepik

Harte Marktbedingungen, eine steigende technische Komplexität, völlig neue Produkte sowie kundenorientierte Services, die weit über den Verkauf eines Autos hinausgehen: Es ist eine grundlegende Transformation, in der sich die Autoindustrie befindet, und sie vollzieht sich in atemberaubendem Tempo. Die vielen Herausforderungen lassen sich für einen Autokonzern kaum noch allein stemmen, meint nicht nur die große Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft KPMG. „Kooperationen mit sinnvoll ausgewählten Partnern aus der Auto- und Zulieferindustrie sind die geheime Karte, die zur Schatzinsel führt“, sagt deshalb Dieter Becker von der KPMG.

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Solche Kooperationen ergeben Experten zufolge vor allem dann Sinn, wenn sie weniger finanziell, sondern technisch getrieben sind. Wenn zum Beispiel zwei Konkurrenten gemeinsam eine Plattform entwickeln, auf denen Modelle mehrerer Marken basieren, wie zum Beispiel BMW und Toyota beim Z4 und Supra oder Daimler und Renault beim Smart und Twingo. Aber auch bei den beiden zentralen Zukunftstechnologien, der Elektrifizierung und beim autonomen Fahren, gehen immer mehr Wettbewerber Kooperationen ein oder streben diese an. Schließlich treten sie hier gegen neue Konkurrenten aus der Tech- und IT-Branche an, die neben hoher technischer Expertise über fast unerschöpfliche finanzielle Möglichkeiten verfügen. Um sich da zu behaupten, müssen die Autohersteller zwangsläufig zusammenspannen. Eine Übersicht, wer mit wem auf welchen Gebieten kollaboriert oder dies plant.

Toyota + Suzuki, Motoren- und Hybridtechnik

Bereits 2017 haben die beiden japanischen Hersteller angekündigt, miteinander kooperieren zu wollen. Nun werden erste Details der Partnerschaft bekannt. Toyota wird Suzuki die Hybridtechnik und Plattformen für zwei Modelle auf RAV4- und Corolla-Basis zur Verfügung stellen, die auch nach Europa kommen sollen. Im Gegenzug wird Suzuki Motorentechnik für Kompaktwagen liefern und in Indien, wo die Marke klarer Marktführer ist, Kleinwagen produzieren, die Toyota vor Ort sowie in Afrika verkaufen wird. Außerdem wollen beide Firmen gemeinsam Mittelklassewagen entwickeln. Mit dieser Partnerschaft setzt sich die Tendenz in Japans Autoindustrie fort, dass Toyota andere Hersteller immer stärker an sich bindet. Japans Marktführer arbeitet bereits intensiv mit Subaru und Mazda zusammen und besitzt zudem noch den Kleinwagenhersteller Daihatsu.

BMW + Daimler, autonomes Fahren und Fahrzeugplattformen

Die beiden einstigen Rivalen nähern sich immer weiter an. Nun haben sie eine strategische und langfristig angelegte Partnerschaft beim autonomen Fahren vereinbart. Dabei geht es um die Entwicklung einer skalierbaren Plattform für die nächste Generation von Fahrzeugen, die auf Level 3 bis 4 autonom fahren können. Das umfasst Selbstfahr-Funktionen für die Autobahn genauso wie automatisches Parken. Wahrscheinlich wird es dabei aber nicht bleiben: Es finden bereits Gespräche statt, die Kooperation auf höhere Level des autonomen Fahrens auszudehnen. Außerdem steht es anderen Technologie-Firmen und Autoherstellern offen, sich der Allianz anzuschließen. Gerüchten zufolge ist neben den Zulieferern Bosch und Continental auch der VW-Konzern ein heißer Kandidat dafür.

Internationalen Medienberichten zufolge wollen die beiden Premiumhersteller auch kurzfristiger in mehreren technischen Bereichen kooperieren. Denkbar sei eine Zusammenarbeit bei Komponenten wie Getrieben und Batterien für Elektroautos. Hier könnten sich gegenseitig Patente offengelegt und komplette Produkte miteinander entwickelt werden. Auch gemeinsame Plattformen seien möglich. Mithin soll es sich bei den mit vereinten Kräften entwickelten Komponenten um solche handeln, die nicht charakterbildend für die Marken seien.

BMW + Daimler, Carsharing und Mobilitätsdienste

Carsharing, Ride Hailing, Batterieladelösungen, Multimodalität und Services rund ums Parken: Zu solchen und ähnlichen Dingen bieten BMW und Daimler bisher konzerneigene Lösungen an. Doch damit ist jetzt Schluss. Beide Autobauer gründen ingesamt fünf Joint Ventures, von denen jedes neben einem eigenen Namen und Geschäftsführer eine spezielle Kernkompetenz hat. Gemeinsamer Sitz der Einzelunternehmen, die irgendwann zu einem großen Mobilitätsdienst zusammengelegt, aber vorerst nicht an die Börse gebracht werden sollen, ist Berlin.

Die Firma Charge Now kümmert sich um den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektroautos und alle Dienste, die damit zu tun haben. Hinter Park Now stecken digitale Park-Services wie das Reservieren eines Stellplatzes bis zum bargeldlosen Bezahlvorgang. Ob Taxi, private Fahrer samt Mietwagen oder Leih-Scooter mit Elektroantrieb: Free Now bündelt unterschiedliche Mobilitätsdienste in einer App, was unter dem Begriff Ride-Hailing subsummiert wird. Bei Reach Now geht es um Multimodalität, also das intelligente Verknüpfen des Nahverkehrs mit anderen Mobilitätsoptionen wie Ride-Hailing, Leihrädern oder Carsharing. Letzteres ist die Kernkompetenz von Share Now, das die Marken DriveNow und Car2go zusammenführt und in dem das Fahrzeug-Angebot diversifiziert und vergrößert sowie die Marktabdeckung erhöht werden soll.

Ford + VW, autonomes Fahren, Pickups und Transporter

Die beiden Autogiganten aus den USA und Europa nähern sich weiter an. Wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet, arbeiten Ford und VW daran, gemeinsam selbstfahrende Autos zu entwickeln. Zentrales Element einer mutmaßlichen künftigen Kooperation sei Insidern zufolge Argo AI, ein von Ford unterstütztes Startup für autonome Fahrzeuge. Ford und VW hätten sich für Argo AI auf eine ungefähre Bewertung von vier Milliarden US-Dollar geeinigt. Sprecher beider Konzerne äußern sich nicht näher zu der Meldung und verweisen lediglich auf konstruktive und produktive Gespräche.

Basis für die tiefergehende Partnerschaft ist eine im Januar vereinbarte Kooperation, bei der es vorrangig um leichte Nutzfahrzeuge geht. Zukünftige Fahrzeugarchitekturen für Pickups und Transporter wollen Ford und Volkswagen gemeinsam entwickeln, um sich einerseits die Kosten zu teilen und andererseits Risiken bezüglich neuer Technologien (Elektromobilität, autonomes Fahren) zu minimieren. Erste sichtbare Ergebnisse der Kooperation werden mittelgroße Pickups sein, die 2022 auf den Markt kommen sollen. Bei der Kooperation könnte es darüberhinaus auch um Elektroautos und Mobilitätsdienste gehen.

BMW + Fiat-Chrysler (FCA), autonomes Fahren

Im Sommer 2016 gab BMW seine Partnerschaft mit dem Chiphersteller Intel und dem Kameratechnik-Spezialisten Mobileye bekannt. Kurz darauf stieß ein weiterer Autohersteller zu dieser Allianz hinzu: Fiat-Chrysler (FCA). Auch drei Zulieferer sind dabei: Magna, Delphi und Continental. Grundsätzlich geht es den Partnern darum, Synergien bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge zu schaffen. Und das möglichst schnell, schließlich soll die 2021 auf den Markt kommende Serienversion des BMW iNext bereits 2021 auf Level 5 selbständig fahren können, auch wenn sich BMW selbst vorerst auf Level 4 beschränken möchte. Inwiefern FCA von der Kooperation profitieren wird, ist noch nicht ganz klar. Der Konzern will jedenfalls seine Entwicklungsexpertise und seine detaillierten Kenntnisse des US-Marktes einbringen.

BMW Kooperation Allianz mit Intel und MobilEye
auto motor und sport / BMW
Die Allianz zwischen BMW, Intel und Mobileye besteht seit 2016. Inzwischen haben sich weitere Unternehmen angeschlossen.

Honda + General Motors, E-Auto-Batterien und autonomes Fahren

Lange Zeit lief es in Hinblick auf das autonome Fahren auf eine Zusammenarbeit zwischen Honda und Waymo, dem entsprechenden Zweig des Google-Mutterkonzerns Alphabet, hinaus. Bis dann im Herbst 2018 plötzlich ein Deal zwischen den Japanern und General Motors bekanntgegeben wurde. Schon zuvor kooperierten beide Konzerne in Sachen Elektroauto-Batterien – ein Feld, in dem GM eine stattliche Expertise aufgebaut hat. Mit dem Deal wollen beide Firmen ihre Zusammenarbeit auf das autonome Fahren ausweiten.

Fiat-Chrysler (FCA), Jaguar Land Rover, autonomes Fahren

Waymo arbeitet stattdessen mit anderen Partnern zusammen: Mit dem Fiat-Chrysler-Konzern, der im ersten Schritt 62.000 Exemplare des US-Vans Chrysler Pacifica zur Verfügung stellt, damit Waymo Selbstfahr-Technologien auf der Straße testen kann. In einem späteren Schritt will sich FCA die Technik offenbar lizensieren lassen, um sie in künftige autonome Fahrzeuge einzubauen. Ähnlich ist das Vorgehen zwischen Waymo und Jaguar Land Rover (JLR). In einem im März 2018 geschlossenen Deal vereinbarten beide Firmen, dass JLR 20.000 Exemplare des Elektro-SUVs I-Pace liefert, die von 2020 an in Waymos fahrerlosem Taxidienst eingesetzt werden sollen. Beide Unternehmen wollen bei der technischen Entwicklung aber auch langfristig kooperieren.

Audi + BMW + Daimler, Kartendienst Here

Im August 2015 machten die drei deutschen Premiumanbieter erstmals gemeinsame Sache: Sie kauften vom Nokia-Konzern für 2,8 Milliarden Euro den Kartendienst Here. Auf Basis dieser Technologie wollen sie eine Plattform für präzise Karten und ortsbezogene Dienste entwickeln. Und damit eine digitale Welt abbilden, die eine wichtige Grundlage für das autonome Fahren ist. Die amerikanische Tech- und IT-Giganten haben Ähnliches vor. Zusammen sind die Hersteller besser in der Lage, sich gegen diese starke Konkurrenz zu behaupten. Und die Daten aktuell zu halten, weil mehr Autos und deren Sensoren die dafür nötigen Informationen liefern.

BMW + Daimler + Ford + VW, Elektro-Ladesäulen

Um die Infrastruktur der Elektroauto-Ladesäulen in Europa zu verbessern, haben die vier Autohersteller das Joint Venture Ionity gegründet. Dessen Ziel: Bis 2020 sollen etwa 400 Stationen entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen bereitstehen. Deren Netz soll so engmaschig gestrickt sein, dass lange Touren im Elektroauto dann kein Problem mehr sind. Die Ladezeiten sollen minimiert werden, indem die Säulen mit einer Leistung von bis zu 350 Kilowatt Strom in die Fahrzeuge pumpen – sofern diese eine solche Menge überhaupt aufnehmen können. Um attraktive Standorte zu erhalten, hat Ionity inzwischen Kooperationen mit OMV, Shell und dem Raststättenbetreiber Tank & Rast geschlossen.

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