Obwohl Volkswagen das tiefe Tal durchschritten zu haben und es etwas aufwärtszugehen scheint, ist die Krise längst noch nicht ausgestanden. Letztes Zeugnis dessen waren die Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2025, für das der Konzern einen empfindlichen Gewinneinbruch auswies. Um den Wolfsburger Riesentanker wieder auf Kurs zu bringen, wäre eine gute Performance der Kernmarke extrem hilfreich. Erste dezente Erfolge, zum Beispiel beim Absatz von Elektroautos in Europa, verzeichnet VW bereits.
Die meisten VW-Neuheiten haben E-Antrieb
Allerdings reicht das längst noch nicht, zumal viele VW-Modelle aktuell stark rabattiert in den Markt gedrückt werden, was wiederum auf die Gewinnmarge drückt. Deshalb vollführten die Entscheider der Marke erst einen veritablen Strategieschwenk und nehmen nun eine mächtige Modelloffensive in Angriff. Diese sieht zehn neue Modelle in den kommenden Jahren vor. Der Großteil davon verfügt über reine Elektroantriebe, doch es beginnt noch in diesem Jahr mit einer Baureihe, die auf Verbrenner- und Hybridantriebe setzt – und aktuell eine der wichtigsten im VW-Portfolio ist.
VW T-Roc 2. Generation (2025)
Noch vor Jahresende 2025 bringt VW die zweite Generation des T-Roc auf den Markt. Der Kompakt-SUV, der in der deutschen Neuzulassungsstatistik immer öfter den Golf hinter sich lässt, nutzt die bekannte MQB-Evo-Plattform. Die Antriebspalette orientiert sich am 2024 eingeführten Golf-Facelift (Generation 8.5) und umfasst damit sowohl reine Benziner und Diesel als auch Mild- und Plug-in-Hybride. Wenig später, wohl im dritten Quartal 2026, folgt eine Vollhybrid-Variante. Sie basiert auf der Kombination aus 1.5-TSI-Benziner (mit sogenanntem Miller-Cycle-Verbrennungsverfahren) sowie Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und kann für wenige Kilometer rein elektrisch fahren. Die Systemleistung soll bei etwa 180 PS liegen.
VW ID.2 (2026)
Mit dem neuen ID.2 (siehe Erlkönig-Fotoshow über dem Artikel) startet VW im kommenden Jahr sein Vorhaben, die Elektromobilität zu demokratisieren. Das Schwestermodell zum Cupra Raval (der übrigens etwas früher auf den Markt kommt) basiert auf der neuen elektrischen Frontantriebs-Plattform MEB Entry und soll in der Einstiegsversion für unter 25.000 Euro erhältlich sein. Um diesen Preis realisieren zu können, verfügt die ID.2-Basis über einen vergleichsweise kleinen Akku (38 Kilowattstunden) mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP).
Für das neue elektrische Einstiegsmodell sind Antriebe von bis zu 190 PS und maximale Ladeleistungen von 125 kW vorgesehen. Auf 4,05 Meter Fahrzeuglänge und damit Polo-Größe sollen sich Platzverhältnisse wie in einem Golf realisieren lassen. Noch unklar ist übrigens, ob das Modell tatsächlich ID.2 heißen wird. Da VW langfristig eine Rückkehr zu seinen traditionellen Modellnamen erwägt, könnte die Baureihe auch als ID. Polo oder Polo EV auf den Markt kommen.
VW ID.3 Facelift (2026)
Damit der kleinere ID.2 aka Elektro-Polo den bekannten ID.3 nicht direkt als aussehen lässt, erhält Letzterer im kommenden Jahr ein weiteres tiefgreifendes Facelift. Im Zuge dieser Produktaufwertung bekommt das 2019 eingeführte und Ende 2023 schon einmal aufgefrischte Elektroauto ein neues Frontdesign und einen aufgehübschten Innenraum. In diesen kehren dann endlich physische Schalter und Tasten statt der berührungsempfindlichen und viel kritisierten Touch-Slider am Lenkrad zurück. Über eventuelle Änderungen an den Antrieben oder an der Batterietechnologie ist bislang nichts bekannt. Es bleibt aber beim klassischen MEB-Unterbau mit Heckantrieb.
VW Golf Facelift (2026)
Ähnlich scheint VW beim Golf zu verfahren. Wie das britische Magazin "Autocar" berichtet, steht beim Kompakt-Klassiker nächstes Jahr ein "umfangreiches Facelift" an. Das bringt ihm neben leichten Design-Änderungen ein verbessertes Infotainment-System und eine veränderte Motorenpalette, bei der die Diesel dem neuen Vollhybridantrieb weichen werden. Damit will VW den Golf 8 fit machen für einen langen Karriereherbst, denn aufgrund der geänderten Modellstrategie muss die Baureihe deutlich länger durchhalten als bei ihrer Markteinführung zum Jahresende 2019 geplant.
VW ID.2 GTI (2026)
Keine eigene Baureihe im engeren Sinne, aber für das Markenrenommee von großem Wert, ist der für das Ende des kommenden Jahres geplante elektrische GTI. Wie es der bereits bei der IAA 2023 gezeigte ID. GTI Concept in Aussicht gestellt hatte, leitet sich der E-Sportler vom ID.2 respektive Elektro-Polo ab. Wir erwarten eine Leistung von mindestens 200 kW (272 PS), die für Fahrleistungen, die einem GTI-Anspruch genügen, angesichts der Leermasse von mindestens 1,7 Tonnen auch nötig sein werden. Weitere Schmankerl des Fronttrieblers: eine mechanische Differenzialsperre und ein Fahrerlebnisschalter, der einen simulierten Motorklang im Stil historischer GTI-Modelle sowie virtuelle Schaltpunkte ermöglichen soll.
VW ID.4 Facelift (2026)
Kurz nach dem ID.3 erhält der ebenfalls auf dem Modularen E-Antriebs-Baukasten basierende ID.4 ein umfassendes Facelift. Das soll ihm nicht nur analog zum kompakten Modellbruder eine angepasste Optik und einen modernisierten Innenraum mit echten Knöpfen und Tasten sowie neuer Software bescheren. Gleichzeitig sollen Motor und Batterie dermaßen tiefgreifend erneuert werden, dass es sich dabei fast um eine neue Modellgeneration handelt. Der SUV-Coupé-Bruder ID.5 soll die Modellpflege übrigens nicht erhalten, da ihn VW 2027 angeblich auslaufen lassen möchte – auch das berichtet "Autocar".
VW ID.2 X (2027)
Bereits 2023 hatte Volkswagen bestätigt, dass der ID.2 einen SUV-Ableger erhalten wird. Dieser erhält wohl ein "X" als Namenszusatz, wobei der Buchstabe als "Cross" ausgesprochen wird. Das höhergelegte Elektroauto im Polo-Format kommt etwa ein Jahr nach dem Standardmodell, soll deutlich stämmiger als dieses auftreten und erhält mit dem Epiq einen Skoda-Ableger. Technisch wird der kleine SUV ebenfalls auf den MEB-Entry-Baukasten setzen. Statt Heck- oder Allradantrieb wird es den ID.2 X also ausschließlich mit 160 bis 190 PS starken Frontantrieben geben. Als Reichweite stehen knapp 450 Kilometer im Raum. Die Preise sollen bei knapp 30.000 Euro starten und damit etwa 5.000 Euro über denen des ID.2 liegen.
VW ID.1 (2027)
Was im nächsten Jahr mit dem ID.2 beginnt, führt VW ein Jahr später (oder vielleicht auch erst 2028) mit dem ID.1 konsequent weiter. Der Kleinwagen soll ab etwa 20.000 Euro erhältlich sein und basiert ebenfalls auf der elektrischen Frontantriebs-Architektur MEB Entry, auch als MEB Small bekannt. In Sachen Leistung siedelt sich der ID.1 mit 70 kW (95 PS) klar unter dem ID.2 an; auch die Reichweite ist mit etwa 250 Kilometern deutlich geringer. VW will seinen kleinsten Stromer in Europa (wahrscheinlich in Spanien) bauen und mit einer neuen Software-Generation ausrüsten, die erstmals von der vom Joint-Venture mit Rivian entwickelten Technologie profitiert. Und er wird ziemlich hübsch aussehen; das deutet zumindest die im März vorgestellte Studie ID.Every1 an.
VW T-Roc Elektro (2028)
VW möchte 2028 (so zumindest der Wunsch der Konzernleitung; es könnte auch erst 2029 so weit sein) seine vollkommen neue Fahrzeug-Architektur SSP (Scalable Systems Platform) einführen. Sie gilt konzernintern als eine Art Superbaukasten über alle Marken, Modellreihen und Antriebe. Genutzt wird sie von der Kernmarke allerdings vorerst für reine Elektroautos. Das erste SSP-Auto von VW soll dem Vernehmen nach der elektrische T-Roc werden, der dann parallel zum demnächst auf der IAA in München (9. bis 14. September 2025) debütierenden Verbrenner- und Hybrid-Pendant aufgelegt wird. Auch er setzt auf eine zusammen mit Rivian entwickelte Software
VW Golf 9 (2029)
Vom Golf war bereits die Rede, wenn auch nur vom Facelift der aktuellen Generation. Ein komplett neuer Golf lässt noch bis 2029 auf sich warten. Doch wenn er kommt, kommt er mit Macht und ebenfalls mit der SSP-Architektur. Zumindest gilt das für die Elektro-Version; wie beim T-Roc dürfte der Verbrenner-Golf parallel auf Basis des MQB-Evo-Baukastens im Angebot bleiben. Dieser wird ab 2027 übrigens in Mexiko gebaut, während die elektrische SSP-Version Seite an Seite mit dem T-Roc-Bruder am Stammsitz in Wolfsburg gefertigt wird.
Optisch bleibt auch die neunte Generation ein typischer Golf. Die Reichweiten der E-Versionen sollen sich im 400- bis 600-Kilometer-Spektrum bewegen, 800-Volt-Technik gewährleistet schnelle Ladezeiten. Und es kommt eine sportive GTI-Version, die Schäfer zufolge "ein Monster" werden soll. VW hat anscheinend viel vor mit seiner nächsten Golf-Generation. Und sobald sie kommt, muss sie sich an großen Worten messen lassen.