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Teilemangel bei VWs Plug-in-Hybriden und E-Autos
Produktion des Cupra Born läuft wieder

Der Krieg in der Ukraine addiert sich auf die bereits zuvor knappe Rohstoff- und Material-Versorgung. Daher verhängte der VW-Konzern einen Produktions- und Bestellstopp für zahlreiche PHEV-Modelle und heiß begehrte E-Autos. Nun senden Skoda, Volkswagen und Cupra Signale der Hoffnung.

02/2022, Skoda Enyaq iV Modellpflege 2022
Foto: Skoda Auto Deutschland GmbH

Die durch den Krieg in der Ukraine verstärkte Teilemangel zwingt die europäische Autoindustrie weiter in die Knie. In dem von Russland angegriffenen Land werden vor allem Kabelbäume gefertigt; der deutsche Zulieferer Leoni betreibt dort beispielsweise mehrere Werke. Nachdem diese zwischenzeitlich geschlossen waren, haben sie nun teilweise ihren Betrieb wieder aufgenommen. Mit positiven Konsequenzen für den VW-Konzern und dessen Marken Volkswagen und Skoda.

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Nachdem die Tschechen die Produktion des Enyaq iV im Stammwerk Mladá Boleslav wegen dieses Problems mehrere Wochen unterbrechen mussten, werden sie inzwischen wieder mit Kabelsträngen aus der Ukraine versorgt. Folgerichtig fährt Skoda die Enyaq-Produktion wieder hoch: Anfangs sollen wöchentlich etwa 1.000 Exemplare (macht rund 143 Autos pro Tag bei einer Sieben-Tage-Woche) des Elektro-SUV produziert werden. Danach will die VW-Konzernmarke die Produktion sukzessive hochfahren, bis die volle Auslastung von 370 Enyaqs in Normal- und Coupé-Version erreicht ist. "Dies ist allerdings abhängig von der Einzelteilversorgung, über die zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Vorhersagen getroffen werden können", heißt es in einer Mitteilung des Herstellers.

Enyaq einziges MEB-Auto aus Mladá Boleslav

Skoda kommt außerdem zugute, dass die Verantwortlichen in der Zwischenzeit "eine alternative Versorgung mit Kabelbäumen" organisieren konnten. Und dass der Enyaq das einzige auf Volkswagens MEB-Plattform basierende und in Europa gefertigte Elektroauto ist, das nicht in Deutschland gebaut wird. Doch aus dem MEB-Vorzeigewerk Zwickau gibt es inzwischen ebenfalls positive Signale. In Westsachsen läuft die Produktion aktuell wieder planmäßig im Zweischicht-Betrieb – "abhängig von der Teileverfügbarkeit ist eine weitere Steigerung möglich", sagt ein VW-Sprecher. Weitere Entspannung soll der Produktionsanlauf des ID.4 in Emden bringen, der noch im April erfolgen soll.

VW ID.4 GTX, Exterieur
Achim Hartmann
Der VW ID.4 wird wieder auf Hochtouren produziert, ist derzeit aber nur in einer Modellvariante erhältlich.

Trotzdem liegen die Lieferzeiten für die Modelle der ID-Familie aktuell in der Regel zwischen zehn und zwölf Monaten. Zudem sind Modelle wie der VW ID.3, ID.4 und ID.5 in puncto Antriebs- und Ausstattungsvarianten nur sehr eingeschränkt verfügbar. Die Einstiegsversionen glänzen in den Konfiguratoren derzeit durch Abwesenheit; der ID.4 und ID.5 ist derzeit jeweils nur in einer Modellvariante (Pro) erhältlich.

Auch Cupra Born ist zurückgekehrt

Für den exklusiv in Zwickau gebauten Cupra Born wurde Medienberichten zufolge Ende März ein Produktionsstopp verhängt. Dieser wurde inzwischen aufgehoben, der Elektro-Crossover rollt wieder von den sächsischen Bändern. Drei Modellversionen sind aktuell verfügbar: Jene mit 150 kW (204 PS) starkem Antrieb und 58-Kilowattstunden-Batterie sowie die Boost-Versionen mit 170 kW (231 PS), die es sowohl mit 58- als auch mit 77-Kilowattstunden-Akku gibt. Nähere Angaben zu den Lieferzeiten macht Cupra nicht: "Sie variieren aufgrund der anhaltenden Auswirkungen des Halbleitermangels und des Krieges in der Ukraine", heißt es auf auto motor und sport-Nachfrage.

VW Golf eHybrid und GTE, ams 0221 Vergleich
Maximilián Balázs
Sowohl die GTE- als auch die E-Hybrid-Version des Golf sind unter anderem vom Bestellstopp betroffen.

Auch die bei den Kunden zuletzt sehr gefragten PHEV-Modelle der Marken stehen weiterhin auf der Kippe. Das betrifft unter anderem Leon, Formentor, Octavia und auch die Bänder des Seat Tarraco stehen aktuell still. Das hängt auch mit der kommenden Neuausrichtung staatlicher Fördermittel zusammen. Neuerungen im Subventionsprogramm dürften zum Jahresstart 2023 beschlossen und verabschiedet sein, daher scheinen viele Käufer zuvor noch den maximal möglichen Betrag für aktuelle PHEV-Modelle abschöpfen zu wollen. Dieses Bestreben torpedieren die Engpässe bei den Herstellern, denn wie VW und Audi angekündigt haben, werden seit der zweiten März-Woche keine Bestellungen mehr für Plug-in-Hybride entgegengenommen. Das bestätigten die Autobauer gegenüber verschiedenen Medien.

Kein Ukraine-Effekt bei Audi

Für die Ingolstädter sind die Entwicklungen in der Ukraine allerdings nicht ursächlich, wie eine Sprecherin auf Anfrage von auto motor und sport bestätigte: "Aufgrund der guten Nachfrage sowie einiger Einschränkungen bedingt durch die Versorgungssituation ist das Produktionsvolumen aktuell für die Audi PHEV-Modelle bereits für das Jahr 2022 ausgeschöpft. Dabei handelt es sich nicht um Auswirkungen auf die Versorgungssituation in Folge des Ukraine-Kriegs. Aktuell betrifft der Bestellstopp nur die Audi PHEV-Modelle in Deutschland. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund einer möglichen Änderung der Förderfähigkeit der PHEV Modelle in Deutschland relevant, welche wir durch eine rechtzeitige Auslieferung der Fahrzeuge in diesem Jahr sicherstellen wollen. Vertriebs- und Produktionsteam arbeiten gemeinsam daran, das Angebot so bald wie möglich wieder öffnen zu können."

Abt Audi Q5 PHEV-Tuning
Abt
In 12 Audi-Modelle mit Verbrenner passt derzeit auch ein Stecker.

Im Portfolio von Audi gibt es aktuell eine große Zahl von PHEV-Varianten. Betroffen sind die Baureihen A3, A6, A7, A8, Q3, Q5,Q7 und Q8 in allen Versionen von Limousine über Avant bis Sportback. Insgesamt zwölf Modelle mit Verbrenner und Stecker finden sich derzeit im Katalog.

Fünf Baureihen bei VW betroffen

Volkswagen nennt dagegen klar auch die Situation in der Ukraine als mitverantwortlich für die knappe Versorgungslage. So fehlen beispielsweise Kabelstränge aus dem vom Krieg betroffenen Land. In einem Schreiben an die Händler heißt es: "Aufgrund weltweit steigender Bestellzahlen für die Plug-in-Hybridmodelle, der nach wie vor schlechten Versorgung mit Halbleitern und insbesondere der aktuell dramatischen Situation in der Ukraine ist ein vorläufiger Bestellstopp unvermeidbar." Im Falle der Wolfsburger betrifft der Stopp folgende PHEV-Modelle: Golf GTE und E-Hybrid, Tiguan E-Hybrid, Passat Variant GTE, VW Arteon E-Hybrid inklusive Shooting Brake, sowie Touareg R und E-Hybrid.

VW äußerte sich gegenüber auto motor und sport im März folgendermaßen: "Aufgrund der einerseits guten Nachfrage sowie den Einschränkungen bei der Versorgung mit Halbleitern andererseits können wir in Deutschland vorübergehend keine weiteren Bestellungen für Volkswagen PHEV-Modelle annehmen – um die Lieferzeiten für Kundinnen und Kunden nicht weiter zu verlängern. BEV-Fahrzeuge sind nicht betroffen. Die Lieferzeiten liegen je nach Modell und Ausstattung zwischen vier und mehr als neun Monaten."

Ob die genannten Fahrzeuge in ihrer derzeitigen Form überhaupt nochmal an den Start gehen, ist fraglich. Mit Blick auf die Änderung der Förderfähigkeit könnte es bis zu den jeweiligen Modellpflegen- und wechseln dauern, bis die Hersteller wieder Plug-in-Hybride ins Portfolio aufnehmen. Eine Übersicht über die zu erwartenden Lieferzeiten von Plug-in-Hybriden und Elektroautos aller Hersteller finden Sie in unserer Fotoshow oben im Artikel. Ob sich die Anschaffung im Vergleich zu anderen Antriebskonzepten überhaupt lohnt, erfahren Sie HIER.

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Fazit

Hohe Nachfrage, knappe Materialversorgung und die Kriegssituation in der Ukraine führen in unterschiedlicher Gewichtung zu einem Bestellstopp für Plug-in-Hybride und Elektroautos aus dem VW-Konzern. Hinzu kommt, dass die staatliche Subvention für PHEV-Modelle über das Jahresende 2022 hinaus auf der Kippe steht. Vor diesem Hintergrund ist unklar, ob die Autos in ihrer derzeitigen Ausbaustufe überhaupt wieder zu den Händlern rollen oder ob die Kunden auf die jeweils kommenden Modellpflegen und Generationswechsel warten müssen.

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