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Volvo CTO Henrik Green im Interview
„Wir werden bei der Reichweite führend sein“

Wir haben mit Volvos Entwicklungschef Henrik Green über große und kleine Elektro-Modelle, Reichweiten, Akkus und den Verbrenner-Abschied gesprochen.

Henrik Green Volvo Entwicklungsvorstand 2021
Foto: Volvo
Herr Green, mit dem C40 stellt Volvo nun das zweite, rein elektrische Fahrzeug vor, allerdings wieder mit der stolzen Leistung von 300 kW. Weshalb nicht weniger, dann auch zu geringeren Kosten für den Kunden?

Bei der Konzeption eines elektrischen Antriebs müssen vielen Faktoren berücksichtigt werden, die einander bedingen. Beispielsweise muss die Spannung der Batterie zu deren Größe passen, das wiederum beeinflusst die Reichweite und so weiter. Außerdem ist unser erstes elektrisches Modell ein SUV, der XC40. Für den wollten wir einen Allradantrieb umsetzen, benötigen also zwei Motoren. Daraus ergibt sich dann wiederum die Leistung. Ein Großteil davon bekommen sie im C40 jetzt praktisch gratis.

Unsere Highlights
SPERRFRIST 16.10.19 / 18.45 Uhr Volvo XC40 Recharge BEV Elektroauto
Volvo
Das erste rein elektrische Volvo-Modell ist der XC40 Recharge, ein kompakter SUV.
Für wann sind schwächere Varianten geplant?

Beim XC40 kommt eine Variante mit einem Motor und Frontantrieb noch in diesem Jahr, ebenso werden wir eine kleinere Batterie anbieten. Das ist uns auch wichtig, denn wir sehen uns nicht als Performance-Marke.

Nun will Volvo ab 2030 ausschließlich elektrische Fahrzeuge bauen, hat traditionell aber große Modelle im Programm. Ergibt es denn ökologisch Sinn, einen XC90 rein elektrisch anzutreiben?

Ja, wir werden für größere Fahrzeuge leistungsstärkere Elektroantriebe anbieten. Damit das einen Sinn ergibt, muss die Produktion der Batterien ausschließlich mit erneuerbaren Energien erfolgen. Die Produktion benötigt sehr viel Energie, die aktuell hauptsächlich aus nicht nachhaltigen Quellen kommt.

Das sieht Ihrer Meinung nach 2030 anders aus?

Ja, da sind wir optimistisch. Wir sehen große Anstrengungen von Unternehmen, in grüne Energie zu investieren. Gleiches gilt für die Ladeinfrastruktur, dazu arbeiten wir eng mit der Politik und Energieunternehmen zusammen.

Volvo XC90, AMS1517
Arturo Rivas
Kommt die Energie für die Batterie-Produktion aus erneuerbaren Quellen, lässt sich laut Henrik Green auch ein Auto von der Größe eines XC90 elektrifizieren.
Gilt das auch für Märkte, die sich bislang eher nicht mit E-Mobilität beschäftigen wie im Prinzip die gesamten USA, ausgenommen Kalifornien?

Das stimmt, in den USA findet speziell an den Küsten ein Umdenken statt. Wissen Sie, Volvo sieht für sich einfach größere Wachstumschancen bei rein elektrischen Fahrzeugen als bei konventionellen Antrieben.

Dennoch begleiten Sie die Verbrenner noch ein paar Jahre. Wie bereitet sich Volvo auf die EU7-Norm vor?

Da wir Teil des Geely-Konzerns sind, profitieren wir davon auch in diesem Bereich. So ist die gesamte Entwicklung von Verbrennungsmotoren in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert worden, deren Produkte prinzipiell für alle Marken der Gruppe verfügbar sein werden.

Bedeutet der Umstieg auf Elektromobilität, dass Volvo völlig neue Fahrzeugarchitekturen entwickeln muss?

Nicht zwangsläufig. Wie Sie ja sehen, funktioniert unsere Compact Modular Architecture CMA schon gut. Darauf basieren unsere kleinsten Produkte, die aber ein großes Volumen abbilden. Darüber hinaus entwickeln wir derzeit SPA2 für größere Modelle. Dabei handelt es sich um eine Architektur, die ebenfalls für flache Batterien, untergebracht zwischen den Achsen, vorbereitet ist. Darauf entsteht dann auch ein weiteres Modell unserer Schwestermarke Polestar.

Polestar 1
Polestar
Auf der Plattform SPA2 soll auch ein weiteres Polestar-Modell entstehen. Im Bild der Polestar 1.
Die flexible Sustainable Experience Architecture SEA von Geely nutzen sie also nicht?

Doch, zunächst für kleine Modelle unterhalb von C40 und XC40.

Welche Rolle spielt bei Ihrer Elektrifizierungsstrategie die Reichweite?

Eine sehr bedeutende, denn Reichweite ist für die Kunden wichtig, die stellt immerhin die persönliche Bewegungsfreiheit sicher. Wir werden da führend sein.

Das bedeutet also, dass das erste Elektrofahrzeug mit einer Reichweite von 1000 Kilometern von Volvo kommt?

Gut möglich. Die Entwicklung auf diesem Gebiet ist so rasant wie noch nie zuvor. Da gibt es keine Fünf-Jahres-Zyklen mehr. Wir planen gerade schon mit Hardware-Updates bei Modelljahreswechseln. Dafür ist aber eine extreme Entwicklungstiefe nötig.

Die Antriebsentwicklung ist also komplizierter als beim Verbrenner?

Die Komplexität verlagert sich. Ein Verbrennungsmotor beeinflusst dafür viel stärker die gesamte Fahrzeugarchitektur, speziell wenn in einem Modell Vier-, Sechs- und Achtzylindermotoren angeboten werden sollen. Ein batterieelektrischer Antrieb an sich ist zwar komplex, erlaubt aber viel mehr Freiheiten bei der Größe des Modells, das ihn nutzt.

Volvo 850 T5-R Kombi (1990)
C. Bittmann/Volvo
Legendäre Volvo-Verbrenner wie der 850er mit 5-Zylinder sind Vergangenheit. Ab 2030 wollen die Schweden nur noch E-Autos anbieten.
Sind die 1000 Kilometer-Reichweite mit der heutigen Batterietechnik möglich?

Tatsächlich lauten die Fragen: Brauchen wir die Feststoff-Batterie? Welches Potenzial bietet die aktuelle Zellchemie noch? Klar ist: Wir werden künftig alle zwei Jahre eine neue Generation von Batteriezellen sehen. Der Fortschritt ist immens.

Das Interview führte Jens Dralle, Ressortleiter Test & Technik bei auto motor und sport. In unserer Fotoshow finden Sie alle Bilder zum neuen Volvo C40.

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... schade. Die Schweden haben immer charakterstarke Triebwerde gebaut.... nicht schlimm. Die aktuellen Vierzylinder überzeugen mich eh nicht.
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