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Volkswagen-CEO Ralf Brandstätter im Interview
„Elektro- und Hybridangebot schnell ausbauen“

Der CEO der Marke Volkswagen über deren Aufgaben bei der Transformation, die Zukunft der automobilen Antriebe und die Pflege des VW-Markenkerns.

Arturo Rivas
Foto: Arturo Rivas
Sie haben mit dem ID.3 und dem ID.4 das Zeitalter der E-Mobilität gestartet. Wie sind die ersten Wochen gelaufen?

Der ID.3 steht bei Volkswagen für eine neue Ära. Er wird der Golf des elektrischen Zeitalters. Wie immer bei Volkswagen war mit diesem Fahrzeug unser Ziel, innovative Technologie in der Breite für die Autofahrer anzubieten. Mit allen Vorteilen, die der E-Antrieb bietet: Fahrdynamik, Platz, positive Effekte für die Umwelt und Vollvernetzung. Aufgrund der hohen Kosten für das Kernstück des E-Fahrzeugs, die Batterie, eine ehrgeizige Aufgabenstellung. Mit der neuen E-Plattform MEB ist uns hier ein Durchbruch gelungen, mit dem wir Grundlagenarbeit für den ganzen Konzern leisten. Wir haben das Automobil von Grund auf neu entwickelt und freuen uns über die gute Nachfrage mit über 35.000 Bestellungen: Rund 20.000 Autos sind schon bei den Kunden, und für den ID.4 liegen bereits Bestellungen im vierstelligen Bereich vor.

Unsere Highlights
Auch für den Klassiker von Volkswagen, den Golf, ist das Jahr 2020 ein Wendepunkt.

Richtig. Der Golf ist und bleibt der Kern der Marke. Deswegen hat er auch den Gencode für den ID.3 geliefert. Er bildet in den kommenden Jahren die Brücke in der Transformation hin zur emissionsfreien individuellen Mobilität. Noch nie war der Golf so digital, so umweltfreundlich und so elektrisch wie mit dem aktuellen Angebot aus Mildhybriden, Plug-in-Hybriden und hocheffizienten Verbrennungsmotoren.

Arturo Rivas
Ingo Barenschee
Mit dem Golf-ähnlichen ID.3 startete die elektrische Konzernplattform MEB.
Noch nie waren die Herausforderungen für die Automobilindustrie so groß wie in der Phase der laufenden Transformation. Ist Volkswagen schnell genug unterwegs?

Die Umwelt fordert von uns verantwortungsvolles Handeln. Zu den scharfen CO2-Flottenzielen gibt es keine Alternative. Sollte Europa den Green Deal beschließen, wird der Handlungsdruck noch größer. Daher die konsequ ente Umstellung auf emissionsfreie E-Antriebe. Uns muss aber klar sein, dass die Rechnung erst aufgeht, wenn wir auch ausreichend regenerativen Strom laden können. Hier sind wir mit unseren modernen Verbrennerfahrzeugen und der laufenden E-Offensive gut aufgestellt. Die zweite, die digitale Transformation bedeutet für das Auto eine Revolution. Die strategischen Weichen sind im Konzern mit der Gründung der Car.Software-Organisation gestellt. Auch hier nimmt der Konzern inzwischen eine führende Position ein.

Sie sind jetzt seit Juli CEO der Marke Volkswagen. Welche Schwerpunkte setzen Sie als CEO?

Meine Aufgabe ist es, Volkswagen durch die Transformation hin zu E-Mobilität und Digitalisierung zu steuern. Dabei müssen wir unsere traditionellen Werte genauso pflegen wie die Innovationen voranbringen. Entscheidend ist es in dieser Phase, die ganze Belegschaft mitzunehmen und alles für eine gute Zukunft der Arbeitsplätze zu tun. Zu den traditionellen Werten gehört auch, dass wir unserem Qualitätsanspruch treu bleiben. Volkswagen ist "Top of Volume", das heißt, wir bieten unseren Kunden die besten Autos im Volumenmarkt an.

Was heißt das genau?

Volkswagen baut Autos mit wettbewerbsüberlegenen Fahreigenschaften und modernster Technik. Dazu habe ich den Anspruch, auch die Wertigkeit unserer Automobile auf Top-Niveau anzubieten. Das haben wir zum Beispiel beim ID.4 mit einem intuitiven Anzeige- und Bedienkonzept und wertigen, ansprechenden Materialien optimal umgesetzt. Ich finde, der ID.4 vermittelt die Atmosphäre einer Wohlfühl-Lounge.

Wie wirkt sich das Markenversprechen auf das Produktangebot aus?

Volkswagen deckt ein breites Spektrum des Marktes mit unterschiedlichsten Kundensegmenten ab. Aber wir wollen es dem Kunden in allen Dimensionen einfacher machen. Das gilt für die Steuerung des Autos genauso wie etwa für den Konfigurator. Ein Volkswagen muss mit wenigen Klicks konfigurierbar sein.

Sowohl beim Golf als auch beim ID.3 war der Übergang in die digitale Welt eher holprig. Wie haben Sie darauf reagiert?

Mit dem Wechsel von der siebten auf die achte Generation haben wir den Golf in einem großen Schritt digitalisiert und damit einen grundlegenden technologischen Umbruch vollzogen. Da mussten auch wir neue Erfahrungen machen. Viele der kleinen Dinge, die zunächst nicht ganz geklappt haben, sind beim Golf VIII bereits geändert. Das wird auch für den ID.3 so sein, unser erstes Auto, das mit jedem Software-Update besser wird. Wir bleiben beim eingeschlagenen Weg.

Arturo Rivas
Dino Eisele
Der große Schritt bei Digitalisierung und Bedienung bleibt bis heute eine Aufgabe für VW.
Die Bedienung in den neuen Modellen ist sehr modern. Nehmen Sie damit alle Kunden mit?

Die Bedienphilosophie ist und war schon immer eine Stärke von Volkswagen. Die Digitalisierung des Cockpits ist der nächste logische Schritt. Wie bei jeder grundlegenden Veränderung sind die Reaktionen unterschiedlich: Die einen finden es cool, die anderen tun sich noch schwer damit. Daran arbeiten wir und verstärken vor allem die Information für unsere Kunden mit Video-Tutorials. Die ersten Rückmeldungen zeigen, dass das bei Kunden gut ankommt.

Wie ist Ihr Fahrplan für Verbrennungsmotoren?

Volkswagen wird seinen Kunden noch auf lange Zeit Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor anbieten. Als erster Autohersteller haben wir uns aber auch klar zum Pariser Klimaabkommen bekannt. Bis 2050 werden wir als Unternehmen klimaneutral sein und in den kommenden Jahren unser Elektro- und Hybridangebot schnell ausbauen. Sollte die EU im Rahmen des Green Deals die Klimaziele nochmals verschärfen, müssen wir den Anteil von vollelektrischen Fahrzeugen am Absatz bis 2030 von 35 auf 55 Prozent erhöhen.

Wie entkräften Sie die Reichweitenangst der Kunden von E-Autos?

Mit einer Reichweite von 550 km wie beim ID.3 muss niemand mehr Angst davor haben, liegen zu bleiben. Außerdem macht die Entwicklung von Batterien mit größeren Reichweiten weitere Fortschritte. Gleichzeitig nimmt der Ausbau der Lade-Infrastruktur Fahrt auf.

Auch mit mobilem Laden?

Ein wichtiges Thema für uns. Wir haben erst kürzlich unseren Laderoboter ausprobiert, der selbstständig die Ladeklappe öffnen und den Ladeprozess starten kann. Zudem haben wir mobile Ladesäulen entwickelt, die wir schnell und unkompliziert aufstellen können.

Arturo Rivas
Arturo Rivas
Volkswagen-Markenchef Brandstätter im offenen Austausch mit dem Redaktionsteam der auto motor und sport.
Wo stehen Sie beim Thema Batterieproduktion?

In Salzgitter haben wir die erste Pilotanlage zur Produktion von Batteriezellen aufgebaut. Dort entsteht auch die Sechs-Gigabytestunden-Fabrik, die Batteriezellen der neuesten Generation herstellen wird. Neben Partnerschaften mit etablierten Lieferanten haben wir in den letzten Jahren also auch eigene Kompetenzen aufgebaut. Damit haben wir uns im Branchenvergleich einen guten Vorsprung erarbeitet.

Sehen Sie einen Ansatz, etwa mit nachhaltigen Kraftstoffen, den Verbrennungsmotor über die festgelegten zeitlichen Grenzen zu hieven?

Aus Sicht von Volkswagen ist die E-Mobilität die einzige Technologie, um den Ausstoß von CO2-Emissionen im Verkehr zu reduzieren. Alle anderen Optionen haben eine wesentlich schlechtere Energiebilanz, sind viel zu teuer und heute noch nicht ausreichend verfügbar.

Glauben Sie, dass alle Zulieferer überleben?

Bei den Zulieferern gibt es großen Transformationsbedarf. Dass dieser Wandel gelingen kann, beweist im Volkswagen-Konzern die Komponentenfertigung. Die Kollegen der Group Components haben schon früh in E-Antrieb, Batteriezellfertigung, Lade-Infrastruktur oder Powerpacks investiert. Der Umbau betrifft aber auch Werke wie etwa Zwickau, Emden und Hannover, in denen entweder jetzt schon oder in Zukunft E-Autos auf Basis des MEB-Baukastens gebaut werden.

Kann VW eigentlich lustig? Stichwort ID Buggy?

Die Marke Volkswagen war immer sympathisch und authentisch. Mit dem ID. Buzz zeigen wir einmal mehr, wie emotional Volkswagen sein kann. Das Auto ist schon jetzt eine echte Ikone. Und was den ID. Buggy angeht: Wir können uns ein solches Konzept prinzipiell vorstellen, werden es aber sicher nicht selbst bauen.

Denken Sie über neue Vertriebsmodelle nach?

Daran arbeiten wir. Natürlich möchten wir auch diejenigen bedienen, die kein eigenes Auto besitzen möchten. Unser Geschäft ist Mobilität.

Aktuell reden wir über einen möglichen zweiten Shutdown. Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf Ihre Planungen?

Oberste Priorität hat die Gesundheit unserer Belegschaft. Deshalb werden wir unsere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz nochmals verstärken. Gleichzeitig müssen wir Volkswagen mit finanzieller Stabilität durch diese Krise steuern. Als Unternehmen setzen wir alles daran, einen zweiten Shutdown zu vermeiden. Bisher sind wir verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen und konnten trotz der starken Auswirkungen von Covid-19 unsere Marktanteile bei den Auslieferungen an Kunden weltweit sogar leicht steigern.

Vita

Geboren 1968 in Braunschweig, Ausbildung als Schlosser, Studium Wirtschaftsingenieurwesen. 1993: Eintritt in den VW-Konzern, verschiedene Positionen in der Beschaffung. 2015: Generalbevollmächtigter, danach Berufung in den VW-Vorstand, ab 1. August 2018 Führung der Marke VW als COO, seit 1. Juli 2020 Vorsitzender der Marke Volkswagen Pkw.

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