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Tesla-Autopilot
Europa schränkt den Autopiloten ein

Tesla weist seine europäischen Kunden auf Autopilot-Einschränkungen hin. Der Grund sind strengere Auflagen als in Nordamerika.

Tesla, Impressionen
Foto: Justin Evidon

Erst kürzlich überraschte Tesla-Chef Elon Musk seine Kunden mit einem Hardware-Update. Nun folgt ein Rückschlag – zumindest für die europäischen Tesla-Fahrer. Aufgrund verschiedener Regulierungen und Auflagen muss der Elektroauto-Hersteller die Kapazität seines Autopiloten in Europa deutlich zurückschrauben. Während Nordamerika-Kunden die volle Leistung nutzen können, bekommen in unseren Breiten Fahrer von Model S, Model X und Model 3 nur einen Bruchteil freigeschaltet.

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Ein Beispiel ist die 15-Sekunden-Regel: Im Autopilot-Modus muss in Europa nach spätestens 15 Sekunden das Lenkrad berührt werden. In Nordamerika ist eine deutlich längere Zeitspanne erlaubt. Des Weiteren ist der automatische Fahrspurwechsel auf geteilten Straßen mit zwei oder mehr Fahrspuren in beide Richtungen beschränkt. Gleichzeitig ist bei Lenkradumdrehungen der Winkel reduziert worden, sodass der Fahrer viel früher eingreifen muss. Und: Die Smart Summon-Funktion für automatisches Ein- und Ausparken setzt voraus, dass sich der Fahrer im Umkreis von sechs Metern vom Fahrzeug befindet.

Hardware-Update verfügbar

Drei Jahre lang hat Tesla zusammen mit dem koreanischen Elektronikkonzern Samsung einen Prozessor entwickelt, der als Hauptbestandteil eines neuen Hochleistungs-Rechners an Bord aller aktuellen Tesla-Modelle gewaltige Fortschritte beim autonomen Fahren ermöglichen soll. Vorgestellt wurde die neue Hardware Anfang 2019. Tesla-Chef Elon Musk twitterte fast zeitgleich, dass auch ältere Tesla-Modelle, in denen noch die Hardware-Generation 2.5 (mit dem Drive PX 2-Prozessor des des kalifornischen Grafikprozessor-Spezialisten Nvidia) verbaut ist, von den neuen Prozessoren profitieren können. Per kostenlosem Hardware-Update. Allerdings nur, wenn die Kunden von Beginn an die 6.000 Dollar (6.300 Euro in Deutschland) teure Full Self-Driving Suite gebucht haben.

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Jetzt werden offensichtlich die ersten Kundenfahrzeuge auf die Generation 3.0 umgerüstet. Einen Werkstattbesuch muss man dafür nicht einplanen, der Tesla-Techniker kommt ins Haus. Ein kanadischer Model-X-Fahrer hat das Update auf Youtube dokumentiert. 90 Minuten, dann war alles vorbei. Änderungen an den Sensoren oder dem Kabelbaum des Fahrzeugs waren nicht nötig. Das anschließende Software-Update (V10) brachte dann den erweiterten Leistungsumfang des Autopiloten ins Auto. Der erkennt jetzt auch Fahrbahnmarkierungen, zum Beispiel Pylonen, die bislang ignoriert wurden. Das ist vor allem wichtig für die "Smart Summon"-Funktion, mit der Tesla-Besitzer ihre Autos zu sich rufen können. Neuste Videos zeigen, das Teslas mit der neue Hardware und der V10-Software relativ sicher über einen Parkplatz navigieren und dabei Randsteine und Sperrflächen umfahren. In älteren Tests waren die Fahrzeuge noch sehr langsam unterwegs, fuhren auf der falschen Fahrbahnseite oder über Grasflächen. Außerdem Teil von V10: Die neuen Funktionen ""Caraoke" (zum Mitsingen von Liedern) und "Theater" (zum Ansehen von Streaming-Filmen) bekommen.

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Neuer Chip kommt aus Texas

Der neue Samsung-Prozessor wird in Austin, im US-Bundesstaat Texas produziert. Laut Musk ist er erheblich besser als die Technik von Nvidia. Für die Entwicklung der Recheneinheit hat sich Tesla mit Pete Bannon einen ehemaligen Apple-Experten ins Boot geholt. Unter Bannons Führung wurden die Apple-Prozessoren der Reihen A5 bis A9 entwickelt – der A9 arbeitet beispielsweise in den iPhones 6s, 6s Plus und SE. Auch alle diese Prozessoren wurden von Samsung produziert.

Retrofit Tesla Model X
ELECTRIC DREAMS/Youtube
Alt und neu: Nach 90 Minuten ist der Hochleistungsrechner im Model X ausgetauscht. Er sitzt bei Model S und Model X unterm Armaturenbrett auf Höhe des Beifahrersitzes.

Netzwerk statt Lidar

Mit dem neuen Tesla-Samsung-Prozessor als Basis möchte Musk die Datenmengen verarbeiten, die 500.000 Teslas weltweit jeden Tag mithilfe von Kameras, Ultraschallsensoren und Radar einsammeln. Die Autos sollen ein so genanntes künstliches neuronales Netz bilden und dadurch voneinander lernen, ihre Umgebung zu erkennen. In diesem Zusammenhang erteilt Musk auch der Lidar-Technik (light detection and ranging: System zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung) eine Absage. Lidar galt als eine der Schlüsseltechnologien auf dem Weg zum autonomen Fahren – Elon Musk ist allerdings davon überzeugt, dass auch andere Autohersteller von der Technik Abstand nehmen werden.

Umfrage
Schafft Tesla es tatsächlich, schon 2020 Robotertaxis anzubieten?
8376 Mal abgestimmt
Auf keinen Fall - Elon Musk übertreibt maßlos.Ja, Tesla hat sich über die Jahre einen Vorsprung erarbeitet.

Investoren begeistert, Analysten skeptisch

Die Investoren waren auf der Konferenz von Musks Ankündigungen begeistert und leiteten ihre Fragen beinahe schon devot mit überschwänglichem Lob ein. Aber es gibt Grund zur Skepsis: Aus den Entwicklungsabteilungen anderer Autohersteller ist zu hören, dass sich der Traum vom autonomen Fahren deutlich später verwirklichen könnte – wenn überhaupt. Die Technik scheint noch lange nicht ausgereift genug zu sein. Musks Ankündigungen sind inzwischen legendär – und in Sachen Elektroauto auch oft wahr geworden, wenn auch meist mit erheblicher Verspätung. Beim sogenannten Autopiloten ist das anders: Die Technik ist bisher höchst umstritten, weil sich anscheinend einige Fahrer auf sie verlassen haben und dann bei schweren Unfällen ums Leben kamen. Auch im Vergleich mit den Fahrassistenz-Systemen anderer Hersteller konnte der Tesla-Autopilot bisher nicht punkten.

Autopilot in der Vergangenheit mit schweren Fehlern

Unter der möglicherweise irreführenden Bezeichnung "Autopilot" vermarktet Tesla sein Assistenten-Paket, das rudimentäres autonomes Fahren ermöglicht – vollautonomes Fahren war mit der Technik bisher nicht möglich. Das System enthält aktuell einen Spurhalte-Assistenten, einen Assistenten zum automatischen Wechsel der Spur, einen adaptiven Abstandstempomaten, ein automatisches Einparksystem und die Möglichkeit, das Auto von einem Parkplatz oder aus einer Garage zu rufen. Neue Hardware soll nun vollautonomes Fahren ermöglichen.

Vorgängertechnik wohl doch nicht für vollautonomes Fahren geeignet

Seit Anfang Oktober 2014 ist der Tesla-Autopilot optional für das Model S zu haben, für den von 2008 bis 2012 gebauten Roadster stand das System nie zur Verfügung. Für das seit 2015 ausgelieferte SUV Model X und die seit 2017 verkaufte Mittelklasse-Limousine Model 3 gab es das Assistenzsystem ab Marktstart. Die notwendige Hardware baut Tesla seit Ende 2016 in alle Modelle ein, möchte der Kunde sie nutzen, muss er sie gegen eine Gebühr freischalten lassen – entweder beim Kauf für 3.100 Euro oder später für 4.200 Euro. Der erste von Tesla eingesetzte Selbstfahr-Computer war ein Mobileye EyeQ3, seit 2016 basiert das Autopilot-Paket auf dem Nvidia Drive PX 2. Laut Tesla sollte bereits die Nvidia-Technik vollautonomes Fahren nach Level 5 ermöglichen – bei Level 5 muss rein technisch kein Fahrer mehr an Bord sein. Die Ankündigung war anscheinend falsch, das System erbringt wohl nicht die für einen echten Autopiloten notwendige Rechenleistung – deshalb musste Tesla nachlegen. Der neue Rechner soll 2.000 Frames pro Sekunde verarbeiten können und zehnmal schneller sein als der Vorgänger.

Tesla Model Y (2020)
Tesla
Soll ab 2022 verfügbar sein: Das Model Y dürfte bereits mit einer fortschrittlichen Variante des Autopiloten ausgerüstet sein.

Unfälle mit Autopilot

Der Begriff "Autopilot" für Teslas Assistenzsysteme zum teilautonomen Fahren ist umstritten, da er suggeriert, mit dem Fahrzeug sei bereits jetzt vollautonomes Fahren möglich. So gab es inzwischen schwere Unfälle, die mit eingeschalteten Autopiloten stattfanden – möglicherweise, weil die Fahrer die Fahrzeugkontrolle komplett den Assistenzsystemen überließen. Insbesondere mit der Erkennung stehender Objekte scheinen die Radarsysteme des Autopiloten manchmal überfordert zu sein. Am 7. Mai 2016 raste in Florida ein Tesla Model S mit einer Geschwindigkeit von 119 km/h unter den Anhänger eines Sattelschleppers – der Fahrer war sofort tot. Spätere Untersuchungen ergaben, dass der Autopilot den Anhänger nicht als Hindernis, sondern als ein hoch hängendes Verkehrsschild registriert hatte. Am 22. Januar 2018 knallte ein Tesla Model S in Kalifornien in ein auf dem linken Seitenstreifen stehendes Feuerwehrauto. Der Fahrer überlebte. Am 23. März 2018 schlug ein Tesla Model X in Kalifornien in die beschädigte Mittel-Betonbarriere eines Highways ein – anscheinend, weil die Spurerkennung oder der Lenk-Assistent versagten. Der Fahrer, ein 38-jähriger Apple-Ingenieur, starb. Am 11. Mai 2018 fuhr wieder ein Tesla Model S unter Einsatz des Autopilot-Systems ungebremst in eine stehende Feuerwehr. Der Fahrer brach sich den Fuß und verklagte Tesla wegen fehlender Warnungen durch den Autopiloten – das Verfahren läuft noch.

Fazit

Sein Assistenzpaket-Bündel "Autopilot" zu nennen, war von Tesla ein gelungener Marketing-Trick. Allerdings ist der Begriff inzwischen nicht nur positiv besetzt, da unter Einsatz der Technik bereits schwere Unfälle passiert sind – das System ist bisher nur eingeschränkt fürs vollautonomes Fahren geeignet. Und Assistenzsysteme zum teilautonomen Fahren bieten andere führende Hersteller genauso an – nur nicht unter einem Namen, der die Fähigkeit zum vollautonomen Fahren suggeriert.

Mit neuer Hardware sollen die Tesla-Modelle jetzt fit sein für autonomes Fahren nach Level 5 – mehr ginge in Sachen Autonomie nicht. Ob Tesla bereits 2020 vollautonomes Fahren anbieten kann, ist äußerst fraglich – zu viele technische Hürden sind noch zu überwinden. Unabhängig davon ist es aber sehr einzigartig, alte Teslas per ambulanter Vor-Ort-Operation fit für die autonome Zukunft zu machen.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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