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Reale Reichweite bei E-Autos
Hitze und Kälte sind die Reichweiten-Killer

E-Autos verlieren im Winter rund 40 Prozent Reichweite. Aber auch hohe Temperaturen zehren am Akku. Wir haben ausgerechnet, wie weit Sie mit Ihrem Elektrofahrzeug tatsächlich kommen.

Reichweiten bei E-Autos
Foto: Getty Images

Die E-Mobilität kommt so langsam in der Welt der Autofahrer an. Im Gepäck hat sie neue Begriffe, die bislang in der deutschen Sprache nicht vorkamen. Das wohl bekannteste Wort ist derzeit "Reichweitenangst" – es steht mittlerweile auch schon im Duden: Der Begriff beschreibt die Furcht, mit einem leeren Akku auf der Strecke fernab einer Lademöglichkeit liegen zu bleiben.

Diese Angst ist ausgeprägt bei deutschen Autofahrern und ein Grund, warum viele noch einen Bogen um das E-Auto machen – genau genommen sind es 60 Prozent, zu diesem Ergebnis kommt der "Mobilitätsmonitor 2020", eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Beim Thema Elektromobilität klafften enorme Unterschiede zwischen der Realität und der Wahrnehmung der Bürger, so Acatech-Vizepräsident Thomas Weber. "Wir sind aufgefordert, besser und verständlicher zu kommunizieren und die Öffentlichkeit noch stärker in die Transformationsprozesse der Mobilität einzubeziehen." Schaden kann es nicht.

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Reichweiten bei E-Autos
Getty Images
Im Schnitt verliert das E-Auto im Winter 41% seiner Reichweite bei eingeschalteter Heizung und im Sommer 17% seiner Reichweite bei eingeschalteter Klimaanlage.

Reichweite wetterabhängig

Gut wäre es, wenn die Kommunikation die Aspekte Reichweite und tägliche Fahrleistung berücksichtigen würde. Schließlich sind die Bundesbürger selten so viel am Tag unterwegs, dass sie Gefahr laufen, eine E-Auto-Batterie leer zu fahren – die meisten nutzen den Wagen gerade einmal für rund 40 km. Zu diesem Ergebnis kommen gleich mehrere Untersuchungen.

Mit diesem Fahrprofil müssen sich die Bundesbürger auch nicht vor dem Winter fürchten, der am meisten Reichweite frisst. Denn alle E-Autos am Markt schaffen diese Distanz spielend. Doch die Deutschen trauen den Stromern nicht, und die Autohersteller machen wenig in Sachen Aufklärung. Diesen Job übernehmen dann Institutionen wie zum Beispiel die American Automobile Association (AAA) – quasi der US-ADAC.

Die Organisation führte Tests mit verschiedenen am Markt befindlichen E-Autos durch, um herauszufinden, inwieweit die Herstellerangaben von der Realität im Winter und im Sommer abweichen. Kurz: Während in der warmen Jahreszeit im Schnitt 17 Prozent Reichweite verloren gehen, sind es in den kalten Monaten sogar 41 Prozent.

Vor allem der Betrieb von Klimaanlage und Heizung zehrt an der Akku-Ladung. Der US-Autoclub hat diesen Aspekt in seinen Tests besonders berücksichtigt. In einer Kältekammer mit Rollenprüfstand und Datenaufzeichnung wurden Winter- und Sommer-Bedingungen simuliert. Die E-Autos absolvierten das Programm bei 35 sowie bei minus 6 Grad Celsius – einmal mit laufender Klimaanlage beziehungsweise Heizung, einmal ohne die Geräte. Sind sie ausgeschaltet, wirkt sich das enorm auf die Batteriekapazität aus: Statt 41 verlieren die E-Autos im Winter im Schnitt nur noch zwölf Prozent an Reichweite, im Sommer sind es lediglich vier anstelle von 17 Prozent.

Dass äußere Einflüsse intensiv die E-Auto-Reichweite beeinflussen, stellte auch auto motor und sport fest. Fairerweise ist jedoch anzumerken, dass die Resultate anders ausfallen, wenn sich Batterie und E-Auto abhängig von der Jahreszeit "vorkonditionieren" lassen. Diese Ausstattung beobachtet die Redaktion bei immer mehr Stromern: Sie können an der Steckdose vorgewärmt beziehungsweise heruntergekühlt werden. Das wirkt sich positiv auf die E-Auto-Reichweite aus.

Reichweiten bei E-Autos
Jahresfahrleistung: Deutsche fahren am Tag nicht mehr als 42 km.

Faustformel für reale Werte

Trotzdem taugen die Ergebnisse der AAA für die Überschlagsrechnung. Da bislang die Informationen der Marken zu den jahreszeitabhängigen Reichweiten spärlich ausfallen, müssen die Kunden diese Werte einfach von den Angaben in den Prospekten abziehen – oder auto motor und sport lesen. Die Redaktion nimmt Ihnen die Arbeit ab, indem wir für verschiedene Stromer in Deutschland in der Tabelle die Reichweiten sowohl für die kalten als auch für die warmen Monate angeben. Wir gehen dabei von den Werten aus, die bei eingeschalteter Klimaanlage beziehungsweise Heizung gesammelt wurden, da das eher dem Fahrprofil der Nutzer entspricht.

Zudem unterteilten wir die Fahrzeuge in drei Kategorien – ausschlaggebend waren die Herstellerangaben: Autos mit Reichweiten unter 200 km kamen zu den Stadtausführungen, in die Klasse der Pendlerfahrzeuge wurden Stromer bis zu 400 km Reichweite eingruppiert und zu den Langstreckenautos zählen Modelle, die bis zu 700 km weit kommen. Die beiden zuletzt genannten Segmente gewährleisten auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt genügend Aktionsradius, während bei Stadtautos im Winter je nach Modell nur noch Distanzen von zirka 70 km mit einer Akkuladung möglich wären.

Aber vielleicht brauchen wir in Zukunft gar nicht die E-Autos mit den großen Batterien, die Autofahrern die Reichweitenangst nehmen. Vielleicht kann eine bessere Lade-Infrastruktur die Lösung sein, das lässt sich zumindest dem "Mobilitätsmonitor 2020" des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag von Acatech entnehmen. Für 69 Prozent ist das noch dürftige Angebot an Ladesäulen ein Grund, ein Elektroauto nicht zu kaufen. Industrie und Politik haben noch viel Arbeit vor sich.

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