Hängt das Schicksal von Mercedes-Boss Källenius an diesem Auto?

Neues E-Modell – das sagt der Mercedes-CEO
Hängt Ola Källenius' Schicksal an diesem Auto?

Veröffentlicht am 14.06.2025

Es wird ein heißer Herbst für Mercedes: Nach der Premiere auf der IAA rollen schrittweise bis Frühjahr 2026 die Neuauflagen von CLA und GLC an. Ersterer steht auf der Mercedes Modular Architecture (MMA), die auch Verbrennungsmotoren tragen kann und für die kleineren Mercedes-Modelle gedacht ist, der GLC hingegen ist das erste Modell der MB.EA, einer reinen E-Auto-Architektur auch für die künftige C-Klasse und alles darüber.

Kann Mercedes erfolgreiche E-Autos?

Beide Modelle müssen endgültig beweisen, ob Mercedes Elektroautos bauen kann, die auch im großen Stile Kundenherzen erobern können. "Der GLC ist unser Bestseller, das meistverkaufte Auto von Mercedes. Da geht es nicht nur um Performance und Schönheit. Da müssen auch die funktionalen Werte top sein", erklärt Källenius exklusiv auto motor und sport bei einer Mitfahrt im noch getarnten GLC.

Und die "funktionalen Werte" stimmen bei Mercedes: Der EQS führt die auto motor und sport-Punktetabelle über alle Einzeltests an, Modelle wie der C 300 4matic (Heft 11/2025) und der GLC 220 d 4matic (Heft 9/2025) gewinnen gegenüber Erzrivalen wie BMW mit einer Souveränität die Vergleichstests, dass in München die Alarmanlagen läuten. Trotzdem steht der Mercedes-Chef in der Kritik – auch wegen des schlechten China-Geschäfts. In der Folge sank der Gewinn des Unternehmens im 1. Quartal 2025 um 43 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro, der Absatz in Europa sank um sieben Prozent, in China um zehn Prozent.

Der GLC basiert in seiner Neuauflage auf dem Baukasten MB.EA, ist also als reines Elektroauto konzipiert: Källenius: "Alle theoretischen Argumente gegen die Elektromobilität sind hier widerlegt – wir haben eine hohe Reichweite, eine überlegene Effizienz und eine sehr gute Kostenstruktur. Zu dem Paket gehört auch schnelles Laden und ein sehr gutes Raumangebot." Da hat er recht: Hinten sitzen auch Menschen über 1,90 Meter bequem, die Reichweite beträgt über 650 km und dank 800 Volt-Technologie sind 260 Kilometer in zehn Minuten geladen. Die Systemleistung beläuft sich auf bis zu 360 kW, das Kofferraumvolumen auf 570 Liter hinten, weitere 100 Liter kommen vorne unter der Haube des so genannten Frunks dazu – dort, wo früher der Verbrenner seinen Platz hatte. Die Kennzahlen stimmen also.

GLC mit Verbrenner gibt es weiter: Notnagel oder kluge Taktik?

GLC – wirklich nur mit E-Antrieb? Jein. Das aktuelle Modell gibt es weiter. Källenius: "Die elektrifizierten Hightech-Verbrenner werden länger laufen, als wir es ursprünglich erwartet hatten. Diese Kurskorrektur haben wir gemacht. Aber wir geben sprichwörtlich auch Strom, nicht nur Gas. Ich halte es in der jetzigen Situation für die rationalste Vorgehensweise, als etablierter Hersteller beides zu machen und nicht eine Technologie zu vernachlässigen."

Mit CLA und GLC muss sich Mercedes als E-Autohersteller weltweit etablieren. Dabei ist die Reise noch lange nicht zu Ende: Källenius: "Der neue CLA ist der Gruß aus der Küche einer kompletten Familie. Dann folgen die Kern-Segmente mit den elektrischen Versionen von GLC, C-Klasse und E-Klasse. Wir haben noch unglaublich viel in der Pipeline." In diesem Kontext startet Mercedes auch eine neue Designstrategie, die den typischen, aufrecht angeordneten Chromgrill der Vergangenheit wieder belebt – sehr modern interpretiert allerdings.

Viele kleine Mercedes-Sterne in Hochglanzform sollen dem Frontbereich Dynamik verleihen und an die Geschichte der Marke erinnern. Das muss bei den Kunden unbedingt besser ankommen, als das One-Bow-Design von EQS und EQE. Das Gesicht der Marke Mercedes wird sich auf den Straßen in den nächsten Jahren auf jeden Fall deutlich ändern.

Spagat internationale Kundenwünsche

Dabei steht nicht allein der deutsche Geschmack im Vordergrund. Es geht besonders darum, auch die Wünsche der chinesischen Kunden zu treffen: "Chinesische Kunden benutzen das Auto nicht nur für die Bewegung von A nach B. Es ist für viele auch ein zweites Wohnzimmer," reflektiert Källenius in dem Gespräch. Mit Oliver Thöne als neuem Vorstand Greater China hat er sich auf jeden Fall einen Mann geholt, der mit seiner unglaublich schnellen Auffassungsgabe sicher in der Lage sein wird, auf die chinesischen Wünsche intensiv einzugehen.

Für die GLC-Strategie spricht, dass das Auto an insgesamt vier Produktionsstandorten weltweit entsteht: In Bremen, wo auch die Verbrenner und Plug-in-Hybride entstehen, in Sindelfingen, in Peking und ab 2026/27 auch im Werk Tuscaloosa. Gerade mit Blick auf die USA ist es wichtig, sich von dem Hin und Her rund um die Zollpolitik von Präsident Trump unabhängig zu machen.