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Mercedes und Geely aus China entwickeln gemeinsam
Nächster GLA kriegt gleichen Hybrid wie Volvo

Daimler wächst mit seinem chinesischen Anteilseigner Geely zusammen: Künftige Drei- und Vierzylinder-Hybride entwickelt Mercedes mit dem Mutter-Konzern von Volvo, der mit der Marke Lynk & Co. auch in Europa Autos verkaufen will.

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Foto: Daimler

Der Autobauer Geely, dem auch die schwedische Marke Volvo gehört und der mit der Neugründung Lynk & Co. vor allem junge Kunden in Europa ansprechen will, hält 9,7 Prozent an Daimler und ist damit größter Einzelaktionär des deutschen Tradtionskonzerns. Außerdem haben die beiden Unternehmen das Joint Venture Smart Automobile Co., Ltd. für die Marke smart gegründet, "um Smart zu einem führenden Anbieter von intelligenten Premium-Elektrofahrzeugen weiterzuentwickeln". Beide Firmen brachten gleich viel Kapital ein, wobei Mercedes im Wesentlichen die Marke (Smart) beisteuert. Hauptsitz von Smart ist Hangzhou Bay, Ningbo in China.

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Schon Anfang November 2020 sagte der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Ola Källenius, dem Handelsblatt: "Wir haben mit Geely-Gründer Li Shufu einen zweiten Shareholder aus China, der sehr visionär und fortschrittlich denkt, und die automobile Zukunft ebenfalls in Daimler sieht. Das ist ein neuer und sehr guter Partner, mit dem wir beispielsweise den Smart weiterentwickeln. Da sehe ich Potenzial für mehr".

Am 20. November 2020 meldete Daimler in einer Pressemitteilung: "Die Daimler AG und die Geely Holding, die Muttergesellschaften der Mercedes-Benz AG und Volvo Cars, arbeiten gemeinsam an der Entwicklung eines hocheffizienten Antriebssystems der nächsten Generation für Hybridanwendungen". Zu den potenziellen Kooperationsbereichen gehörten "Maßnahmen in den Bereichen Entwicklung, Beschaffung, Industrialisierung und Effizienz", so der Pressetext weiter.

Eine Entwicklungskooperation im Verbrennungsmotorenbereich ist durchaus überraschend, weil der immer als europäische Domäne galt, während aus China mehr und mehr Ernst zu nehmende Elektroautos kommen.

Motoren sollen auch in Deutschland gebaut werden

Aber Daimler hat schon beim Investoren-Update im Oktober 2020 angekündigt, bei der Entwicklung von Verbrennungsmotoren bis 2030 70 Prozent der Aufwendungen einsparen zu wollen. Passend dazu hieß es schon vorher von Daimler: "Das neue Projekt mit der Geely Holding und Volvos Organisationseinheit für Motoren ist Teil der umfassenden Transformation von Mercedes-Benz im Rahmen einer fokussierten Wertschöpfungsstrategie." Es verfolgt das Ziel, die globale Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern und Skaleneffekte zu erzielen. Zur Technik schreibt Mercedes: "Die Unternehmen planen die Entwicklung eines hocheffizienten modularen Motors, der Hybridfahrzeuganwendungen der nächsten Generation ermöglicht, die in Europa und China hergestellt werden. Mercedes setzt seine Bestrebungen fort, die bestehenden Antriebsstrangwerke auf elektrische Umfänge umzustellen".

Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer sagte zur kommenden Kooperation: "Unser Ziel ist weiterhin die CO2-Neutralität. Bis 2039 streben wir eine klimaneutrale Neuwagen Pkw-Flotte an. Die konsequente Elektrifizierung unseres Antriebsstrang-Portfolios ist daher ein wesentlicher Bestandteil unserer Antriebsstrang-Strategie. Zu diesem Zweck wandeln wir unser Portfolio systematisch um, sodass bis 2030 mehr als die Hälfte unseres Pkw-Absatzes aus Plug-in-Hybriden oder rein elektrischen Fahrzeugen bestehen wird. Wir freuen uns auf die Zukunft, in der wir zusammen mit Volvos Organisationseinheit für Motoren und Geely unsere Synergien im Bereich hocheffizienter Antriebssysteme in China und der Welt noch weiter ausbauen. Bei Mercedes-Benz wird die neu gegründete Organisationseinheit Mercedes-Benz Drive Systems das Projekt verantworten und Kosteneffizienz schaffen."

Immerhin sollen die Motoren auch noch in Europa gebaut werden. Nachteile für das Werk Untertürkheim etwa sieht Mercedes dadurch nicht: "Das geplante Entwicklungsprojekt mit der Geely Holding und Volvos Organisationseinheit für Motoren hat keine Auswirkungen auf die Umfänge für das Mercedes-Benz-Werk Untertürkheim, die derzeit mit dem Sozialpartner verhandelt werden".

Neue Motoren für die neue Architektur MMA

Mit der gemeinsamen Motorenentwicklung dürfte Geely sich aus Daimlers Kleinstwagen-Segment heraus bis in die Kompaktklasse der Schwaben integrieren, wo auch die eigenen Marken Geely, Lynk & Co. und Volvo unterwegs sind. Vielleicht sogar mit mehr Motoren als bislang Renault. Von den Franzosen kam zeitweise sogar ein kleiner Dieselmotor für die C-Klasse. 2017 stellte Renault einen gemeinsam mit Mercedes entwickleten und 1,33 Liter großen Vierzylinder-Turbo-Benziner mit 115 bis 160 PS vor, der in der A-Klasse Dienst tut.

Die schwedische Traditionsmarke Volvo, durchaus Konkurrent für Mercedes-Modelle wie GLA, GLB (XC40), GLC (XC60) GLE (XC90), aber auch C- und E-Klasse (S/V60 und S/V90), hat aktuell schon etliche Hybridmodelle im Programm, für die die Gemeinschaftsentwicklung in Frage kommt.

Renault Motor 1.3 Tce Genf 2018
Renault
Der gemeinsam mit Renault entwickelte Vierzylinder ist in der A-Klasse im Einsatz.

Bei Mercedes dürften die neuen Antriebsstränge vor allem in den Modellen der A-Klasse-Familie zum Einsatz kommen. Die Baureihe basiert auf Daimlers Modular Front Architecture (MFA II). Die nächste Generation des Kompaktwagens wird dann auf der Mercedes Modular Architecture (MMA) aufbauen, die zwar electric first konstruiert sein soll, im Vorderwagen aber Platz für kleinere Verbrennungsmotoren bietet, die in verschiedenen Antriebskonzepten vom Mild- oder Plug-in-Hybrid oder als Range Extender für Elektroantriebe zum Einsatz kommen könnten.

Neue Motorengeneration M252

Das Profil passt exakt auf die Kooperationsmotoren, die bei Mercedes wohl die Bezeichnung M252 tragen und auch bei den Geely-Marken Volvo sowie Lynk & Co. zum Einsatz kommen werden. Ein erstes MMA-Modell soll 2024 auf den Markt kommen und wird dann sicher einen gemeinsam mit den Chinesen entwickelten Motor tragen. Wenn die Verbrenner dem Antrieb dienen, treiben sie die Vorderachse an; E-Motoren für Plugin-Hybride sitzen wie bislang bekannt zwischen Verbrenner und Getriebe. Die Hinterachse ist für den Antrieb durch einen Elektromotor ausgelegt.

Fazit

Dass Daimler den elektrischen Smart nach China outsourcet, klingt angesichts der Elektro-Kompetenz und der günstigeren Produktion dort einleuchtend. Eine gemeinsame Entwicklung und Verwendung von Verbrennungsmotoren mit einem chinesischen Konzern, der auch konkurrierende Marken wie Volvo hält, wirkt hingegen sehr kostenorientiert – der schwäbische Sparwille scheint Bedenken hinsichtlich Technologie-Klau, Imageverlust oder starker Konkurrenz locker zu übertreffen. Wenn Daimler im Gegenzug wenigstens chinesisches Batterie-Know-How bekommen würde – aber das ist aktuell noch nicht abzusehen.

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