Megawatt-Ladestationen: BYD plant Turbo-Ladenetzwerk in Europa

Megawatt-Ladestationen vom E-Auto-Bauer aus China
BYD plant Turbo-Ladenetzwerk in Europa

Veröffentlicht am 12.06.2025

Seit BYD 2023 erstmals Tesla überholt hatte, sind die Chinesen der größte E-Auto-Hersteller der Welt – und sie bauen ihren Vorsprung seither kontinuierlich aus. Man kann also getrost behaupten, dass der Konzern das Momentum auf seiner Seite hat. Doch BYD ruht sich keineswegs auf dem Erfolg aus. Um seine Marktanteile auch in Europa zu maximieren, plant der Autobauer in unseren Breiten nun sein eigenes Ladenetzwerk. Das kündigte Stella Li, als Vizechefin des Konzerns für das Europa-Geschäft zuständig, bei einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Belga News Agency" in Brüssel an.

Wie Tesla, nur deutlich schneller

In diesem Punkt eifert das Unternehmen BYD, das auch zu den Marktführern bei Batteriesystemen gehört, nun also Tesla nach. Das markeneigene und parallel zum Autovertrieb aufgebaute Supercharger-Netzwerk der Amerikaner gilt als einer der Erfolgsfaktoren, durch den es Elon Musk und Co. schafften, derart viele E-Autos zu verkaufen. Und das in einer Zeit, in der die Skepsis gegenüber der Elektromobilität noch größer war als heutzutage.

Allerdings legt BYD im Vergleich zu Tesla ein deutlich schnelleres (Lade-)Tempo vor. Das Netzwerk soll nämlich aus 1.000-kW-Ladestationen bestehen, den sogenannten "Megawatt Flash Chargern". Zum Vergleich: An Teslas aktuellen Supercharger-Generation V4 war Stromtanken anfangs mit höchstens 250 kW möglich. Inzwischen wurden sie flächendeckend für Ladevorgänge mit für Pkw maximal 500 kW freigeschaltet; nur der Elektro-Lkw Tesla Semi soll daran mit bis zu 1.200 kW frische Energie saugen können.

Mit den BYD-Ultraschnellladern sollen sich 470 zusätzliche Reichweitenkilometer in nur fünf Minuten nachladen lassen – allerdings nach dem chinesischen Normzyklus CLTC, der als noch unrealistischer als der hiesige WLTP gilt. Dennoch wäre damit ein weiterer Schritt gelungen, das Laden eines E-Autos in etwa so schnell ablaufen zu lassen wie den Tankvorgang bei einem Verbrenner. "Dies wird eine bahnbrechende Neuerung sein, die das Vertrauen der Verbraucher in das elektrische Fahren stärken wird", wird Li von der "Belga News Agency" zitiert.

Erste Megawatt-Standorte bei BYD-Händlern

In China betreibt BYD bisher etwa 500 Megawatt-Lader an über 200 Standorten – Tendenz stark steigend. Wie viele in Europa aufgebaut werden sollen, lässt Stella Li bislang offen. Klar ist nur, dass der Aufbau des Ladenetzwerks in den kommenden zwölf Monaten erfolgen soll. Anders als Tesla scheint BYD seine ultraschnellen Ladestationen jedoch nicht vorrangig an Fernverkehrsstraßen errichten zu wollen. Sie sollen vorerst bei Händlern stationiert werden. Li merkte zudem an, dass sich BYD bereits in Sondierungsgesprächen mit lokalen Partnern für weitere Standorte befinde.

Allerdings fehlen bislang die Autos, welche die Fähigkeiten der "Megawatt Flash Charger" überhaupt nutzen können. Doch diese dürften bald bereitstehen: In China kamen Anfang April die beiden BYD-Oberklasse-Modelle Han L und Tang L in den Handel. Sie sind die ersten E-Auto-Baureihen des Herstellers, bei denen die neue "Super E-Platform" (siehe Fotoshow über dem Artikel) des Herstellers zum Einsatz kommt. Mit ihrer 1.000-Volt-Architektur und der angepassten Blade-Batterie sollen die Autos in der Lage sein, zumindest für einen kurzen Zeitraum mit einem Megawatt laden zu können. Wann der BYD Han L und Tang L nach Europa kommen, ist allerdings noch nicht bekannt.