MAN hat einen Dual Fuel-V12-Motor entwickelt, der mit Diesel und mit Wasserstoff betrieben werden kann. Der Typ MAN D2862 LE448 ist allerdings nicht für den Einsatz auf der Straße gedacht, sondern tritt für die Abteilung Marinemotoren an.
Über 1.000 PS stark
Das Biturbo-Aggregat leistet aus 24,24 Liter Hubraum – wir sprechen hier von 12,8 Zentimeter Bohrung und 15,7 Zentimeter Hub – satte 1.019 PS, die bereits bei 2.100 Umdrehungen anliegen. Gewaltige 3.750 Newtonmeter Drehmoment brechen bereits ab 1.300 Touren über die Kurbelwelle herein. Basis für den Dual Fuel-Motor ist ein bewährter V12-Marinemotor, bei dem über einen Adapter Wasserstoff in die Ladeluft eingebracht und so dem Verbrennungskreislauf hinzugefügt wird. Das Wasserstoff-Einspritzsystem steuert Entwicklungspartner CMB.Tech bei. "Das Besondere an unserer Technologie ist, dass wir einen konventionellen Dieselmotor verwenden, der nicht für Wasserstoff optimiert werden muss", sagt Werner Kübler, Leiter Entwicklung bei MAN Engines. Die Abgase werden per SCR-System nachbehandelt.
Wie man es von Bi-Fuel-Motoren aus dem Auto kennt, startet der V12 mit konventionellem Kraftstoff – sprich in diesem Fall mit Diesel. Der Startvorgang des Verbrennungsprozess nach dem Dieselprinzip erfordert das Einspritzen von zirka fünf Prozent Dieselkraftstoff. Dabei wurden die Diesel-Common-Rail-Einspritzparameter für den Dual Fuel-Betrieb optimiert. Wenn der Selbstzünder läuft, kann er wahlweise mit Wasserstoff oder auch mit Diesel betrieben werden.
MAN verspricht für den Wasserstoffbetrieb das gleiche Betriebsverhalten und auch die gleichen Volllasteigenschaften wie beim Dieselbetrieb, zudem beste Verbrauchswerte. Gleichzeitig sinken durch den Einsatz von Wasserstoff die CO2-Emissionen im Abgas im Mittel um zirka 50 Prozent und sogar bis zu 80 Prozent als Spitzenwert.
Im Umgang wie ein Diesel, aber nur für Boote
Da der Wasserstoffmotor auf einem konventionellen und ausgereiften Dieselmotor aufbaut, ergeben sich auch bei Wartung und Service keine Veränderungen. Der mögliche Betrieb mit beiden Kraftstoffen sorgt auch für eine hohe Ausfallsicherheit, ein wichtiges Kriterium für den Marineeinsatz. Und auf den wird sich der MAN D2862 LE448 auch beschränken.

Für die Verwendung in Lkw ist das Aggregat zu groß und zu schwer. Zudem fährt MAN bei seinen Trucks für die Zukunft ganz klar eine reine Elektrostrategie. Im Marinebetrieb sieht MAN aber schon jetzt großes Potenzial und eine hohe Nachfrage nach dem neuen Wasserstoffmotor. Bereits am 10. Mai 2022 hatte MAN Engines seine ersten beiden Dual Fuel-Motoren für den Betrieb mit Wasserstoff auf einem Arbeitsboot Hydrocat 48 von der Werft Windcat Workboats in den Serienbetrieb übergeben.