Batterieelektrisch betriebene Autos (BEV) verursachen über ihren Lebenszyklus hinweg 73 Prozent weniger Treibhausgas-Emissionen als Modelle mit reinem Benzinantrieb. Oder anders ausgedrückt: BEV-Modelle sind für fast viermal weniger Treibhausgas-Emissionen verantwortlich als Benziner. Das ist das Ergebnis einer jüngst veröffentlichten Studie des in Berlin ansässigen "International Council on Clean Transportation", kurz ICCT. Damit schneiden E-Autos sogar um 24 Prozent besser ab als nach den Einschätzungen in der vorherigen Ausgabe der Studie aus dem Jahr 2021. Dabei umfasst die Analyse die Treibhausgas-Emissionen aus allen Bereichen des Autolebens: Produktion und Recycling der Fahrzeuge und Batterien spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Kraftstoff- oder Stromerzeugung, der Kraftstoffverbrauch und die Wartung.
Vermehrt grüner Strommix hilft den E-Autos
In absoluten Zahlen (siehe Grafiken in der Fotoshow) ausgedrückt bedeutet die eingangs erwähnte Entwicklung, dass ein E-Auto, das seine Energie aus einem Akku zieht, derzeit im Schnitt 63 Gramm CO₂ pro Kilometer emittiert – wie erwähnt, über das gesamte Autoleben hinweg. Kommen ausschließlich erneuerbare Energien zur Anwendung, sinkt der Wert sogar auf 52 g/km. Zum Vergleich: Ein Benziner stößt der ICCT-Studie zufolge 235 g/km aus, und ein Diesel ist mit 234 g/km kaum besser. Die Werte beziehen sich dabei übrigens auf innerhalb der Europäischen Union verkaufte Mittelklasse-Pkw.
Hauptgrund für das gute Abschneiden der batterieelektrischen Modelle ist der immer sauberere Strommix in Europa, der zu sich kontinuierlich vergrößernden Teilen aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Nach ICCT-Angaben stammen aktuell 56 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quellen. Dennoch gibt es noch Potenzial, die CO₂-Äquivalente über den gesamten Lebenszyklus eines E-Autos hinweg zu minimieren. Werden für Produktion und Betrieb eines batterieelektrischen Autos ausschließlich erneuerbare Energien verwendet, kann der CO₂-Vorteil sogar bis zu 78 Prozent betragen. Bis 2045 soll laut ICCT der Anteil der "Erneuerbaren" Prognosen zufolge sogar auf 86 Prozent steigen.
Batterieproduktion amortisiert sich schnell
Interessant ist die Betrachtung, an welchem Punkt im Lebenszyklus eines Autos die Treibhausgas-Emissionen entstehen. Bei Benzinern und Dieseln passiert dies zum größten Teil bei der Verbrennung des fossilen Kraftstoffes; die Produktion des Fahrzeuges und des Sprits liegen fast gleichauf dahinter. Bei batterieelektrischen Autos trägt die Fahrzeugproduktion den größten Teil zum CO₂-Ausstoß bei. Dahinter folgen zu etwa gleichen Anteilen die Batteriefertigung und die Stromerzeugung. Würde Letztere allein auf erneuerbare Energien setzen, trüge insbesondere dieser Part zur weiteren Ersparnis an Treibhausgas-Emissionen bei. Und der CO₂-Rucksack aus der Batterieproduktion sei im Schnitt nach etwa 17.000 Kilometern Fahrleistung amortisiert, sagt das ICCT.
"Batteriebetriebene Elektroautos werden in Europa schneller sauber, als wir erwartet haben, und übertreffen alle anderen Technologien, einschließlich Hybride und Plug-in-Hybride", sagte Dr. Marta Negri, Forscherin am ICCT. Neben dem immer saubereren Strommix sei der positive Trend in Sachen Elektroautos obendrein auf die immer energieeffizienteren Antriebe zurückzuführen.
Kaum CO₂-Vorteile bei Hybrid-Modellen
Kaum CO₂-Vorteile bieten dagegen Hybrid-Modelle, wobei es einen geringen Unterschied macht, ob sich ihre Batterien extern aufladen lassen (Plug-in-Hybride, kurz PHEV) oder nicht (HEV). Demnach emittieren HEV-Fahrzeuge immerhin 188 Gramm CO₂ pro Kilometer im Schnitt und damit nur 20 Prozent weniger als reine Verbrenner. Bei PHEV-Autos sind es mit 163 g/km beziehungsweise 30 Prozent Ersparnis kaum weniger. Dies liege dem ICCT zufolge auch daran, dass Plug-in-Hybride seltener mit Strom betrieben werden als bisher angenommen.
Damit liegen Hybride im Übrigen in etwa auf dem Niveau von mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzellenautos, deren CO₂-Ausstoß in etwa 175 g/km beträgt. Der geringe Vorteil gegenüber Verbrennern liegt an der Tatsache, dass Wasserstoff aktuell insbesondere aus Erdgas gewonnen wird und damit kaum grün ist. Wird aus erneuerbaren Quellen gewonnener Wasser- als Treibstoff genutzt, hätte das jedoch ein größeres Einsparpotenzial als E-Autos mit Batterieantrieb, nämlich 79 Prozent.
Klimavorteile von E-Autos werden sich vergrößern
Aufgrund der auf absehbare Zeit geringen Relevanz von Wasserstoffantrieben hält das ICCT nur batterieelektrische Autos für prädestiniert, große Emissionssenkungen zu erzielen. "Da die heute verkauften Autos in der Regel etwa 20 Jahre lang auf der Straße bleiben, wird eine weitere Verbesserung des Strommixes die Klimavorteile von batteriebetriebenen Elektroautos nur noch vergrößern", heißt es vonseiten des ICCT.