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Hyundai fokussiert sich auf E-Autos
Zukunft der Verbrenner-Entwicklung unklar

Hyundai hat nach einem Medienbericht die Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren gestoppt, um die Transformation zum Elektroantrieb zu beschleunigen. Die Entwicklungsabteilung für Benziner und Diesel werde aufgelöst, die Entwicklung der Wasserstofftechnik pausiert. Ein erstes Statement lässt viele Fragen offen.

Hyundai i30 N, Motor
Foto: Arturo Rivas

Die Hyundai Motor Company hat einem Medienbericht zufolge die Motoren-Entwicklungsabteilung in Namyang bereits zum 23. Dezember 2021 geschlossen. Die Korea Economic Daily beruft sich dabei auf unternehmensinterne Quellen. Der neu ernannte Entwicklungschef Park Chung-Kook habe demnach in einer Mail an die 12.000 Entwickler an dem Standort klar gemacht, dass es jetzt unvermeidbar sei, sich Richtung Elektrifizierung zu konvertieren. "Unsere eigene Motorenentwicklung ist eine großartige Errungenschaft, aber wir müssen das System verändern, um künftig Innovationen auf Basis unseres Kapitals der Vergangenheit zu kreieren", zitiert das Blatt aus der E-Mail des Managers.

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Offenbar vollzieht sich der Wandel zum Elektroantrieb aus der Sicht des Unternehmens schneller als erwartet. Die Motorenentwicklung bei Hyundai war 1983 auf Initiative von Hyundai-Gründer Chung Ju-Yung gegründet worden. Ju-Yung war der Großvater des jetzigen Chefs Chung Euisun. Vor 30 Jahren enthüllte Hyundai die erste eigene Motorenfamilie (Alpha) gefolgt von der Beta-, Theta und der Nu-Familie, die das Unternehmen in die Top 10 der Autobauer weltweit brachte.

Vollgas Elektroantrieb

Im Dezember 2021, 40 Jahre später, ist Schluss mit Verbrennungsmotoren. Die Koreaner haben die Antriebsstrang-Entwicklungs-Teams zu Elektro-Antriebs-Entwicklern gemacht; zuletzt waren die E-Auto-Entwickler den Antriebsstrang-Entwicklern zugeordnet. Die Forscher, die am Design von Verbrennern gearbeitet hatten, sind ins Elektrifizierungs-Entwicklungs-Zentrum umgezogen, nur ein paar bleiben laut dem Bericht zurück, um bestehende Motoren zu überarbeiten. Das Entwicklungszentrum für Antriebsstränge verwandelt sich in ein Testzentrum für E-Antrieb, die Entwicklungsabteilung für Hochleistungs-Verbrennungsmotoren entwickelt künftig Hochleistungs-E-Motoren. Die N-Modelle, eine unter dem von BMW M gekommenen Entwickler Albert Biermann etablierte Reihe, dürften demnach perspektivisch ebenfalls Elektroantriebe bekommen. Mit dem i30 N (siehe Bildergalerie) hat hat die Marke einen besonders attraktiven Hot Hatch im Programm und eine N-Variante des Elektro-Crossovers Ioniq 5 steht auch schon in den Startlöchern.

Gleichzeitig hat Hyundai eine Batterieentwicklung gegründet, das der Elektrifizierung-Entwicklung untergeordnet ist. Die Entwicklungsabteilung soll sich außerdem auf neue Rohstoffe für Batterien und Halbleiter konzentrieren, weil beides für die Zukunft des E-Antriebs und des autonomen Fahrens besonders wichtig wird.

Eine Million E-Autos bis 2025

Dabei hat das Unternehmen die Konzernentwicklung offenbar effizienter gemacht, indem Projektmanager und Produktintegration zusammengeschlossen wurden. Chang Jae-Hoon, Vorstandsvorsitzender der Hyunda Motor Group, hat kürzlich bereits angekündigt, dass das Unternehmen sich mit "aggressiven" Schritten schnellstmöglich in einen E-Auto-Hersteller verwandeln werde. Zusammen mit der zweiten Marke Kia wollen die Koreaner schon 2026 weltweit 1,7 Millionen E-Autos verkaufen, nach mehr als einer Million im Jahr 2025.

Kein Dementi, aber ein Statement

Prognosen zufolge sollen E-Autos den Weltmarkt laut dem Wirtschaftsblatt schon vor 2030 dominieren, während Einschätzungen von 2020 noch davon ausgingen, dass Elektroautos 2040 erst für die Hälfte der Neuwagenverkäufe gut sein sollten. "Die dringendste Aufgabe ist es, schnell innovative Autos zu entwickeln, die den Markt der Zukunft beherrschen können”, sagte Entwicklungschef Park dem Bericht zufolge. Dafür sei die Umstrukturierung ein wichtiger Anfang zu Beginn des neuen Jahres, so Park. Inzwischen gibt es auch ein Statement von Hyundai zu dem Thema, das allerdings noch viele Fragen offen lässt. Gegenüber der Fachmagazin Automobilwoche sagte Hyundai: "Die Hyundai Motor Group ist bestrebt, ihren Kunden weltweit ein starkes Portfolio an Antriebssträngen anzubieten, die eine Kombination aus hocheffizienten Motoren (ICE) und emissionsfreien Elektromotoren umfasst." Heißt: Es wird weiter Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren geben. Das war aber auch nie das Thema. Der neue Entwicklungschef Park Chung-Kook will sich künftig auf Elektromotoren fokussieren, bereits existierende Verbrenner sollen von einer Rumpftruppe weiter überarbeitet werden. Das erinnert an den Weg, die die meisten großen Automobilhersteller gehen: Neue Verbrenner werden nicht mehr entwickelt, bestehende Aggregate aber noch einige Jahre aktualisiert

Wasserstoff-Entwicklung pausiert

Auch bei der Entwicklung und Forschung im Bereich der Brennstoffzelle treten die Koreaner auf die Bremse. Nach einem Bericht von lokalen Medien seien die Aktivitäten auf Eis gelegt. Hintergrund ist, dass Hyundai hier kaum noch Marktpotenzial sieht. Produktion und Verkauf sind niedriger als erwartet, die Kosten sinken zu langsam, die Infrastruktur wird nur schleppend aufgebaut und die Preise für Wasserstoff sind zu hoch. Daher zieht der Konzern die Reißleine für das Wasserstoff-Auto der Submarke Genesis im ersten Entwicklungsjahr, weitere Projekt könnten jedoch fortgeführt werden.

Erst im September 2021 stellte Hyundai seine Wasserstoffstrategie vor, mit dem Ziel bis 2040 bei den Pkw eine signifikante Marktdurchdringung zu erreichen. "Die Vision der Hyundai Motor Group ist es, die Energie von Wasserstoff in allen Bereichen des Lebens und der Industrie einzusetzen", sagt Euisun Chung, der Vorsitzende der Hyundai Motor Group damals. Mit dem vorläufigen Ende der Wasserstoffentwicklung ist auch die dritte Generation des Brennstoffzellen-Antriebs am Ende. Dieser sollte in zwei Leistungsstufen verfügbar und dank einer kleineren Bauweise flexibel einsetzbar sein. Seit 2018 hat Hyundai mit dem Nexo ein Wasserstoffauto der zweiten Generation mit 163 PS am Start.

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Fazit

Der fünftgrößte Autohersteller der Welt läutet das Ende des Verbrenners ein: Die Motoren-Entwicklungsabteilung haben die Koreaner quasi aufgelöst, Neuentwicklungen wird es nicht mehr geben – nur Überarbeitungen bekannter Motoren sind noch geplant, vermutlich allein schon, um die erwartete Euro 7 Abgasnorm erfüllen zu können.

Damit setzt Hyundai ein mindestens so deutliches Signal wie mancher Hersteller mit dem Enddatum für den Verbrenner.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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