Energiekosten-Vergleich: E-Autos fuhren 2024 klar billiger

Energiekosten-Vergleich Diesel, Benziner, E-Auto
E-Autos fahren viel billiger - unter einer Voraussetzung

Zuletzt aktualisiert am 28.02.2023

Laut der Tank-App "mehr-tanken" , die zum Netzwerk von auto motor und sport gehört, kostete Super E5 im Jahresdurchschnitt 2024 in Deutschland 1,783 Euro und damit 8,1 Cent mehr als im Vorjahr. Diesel lag bei 1,654 Euro und verzeichnete damit einen Rückgang von 7,1 Cent. Gleichzeitig sind im ganzen Land die Strompreise gesunken, und zwar sowohl in den Haushalten als auch an den E-Auto-Ladesäulen. Das macht einen Vergleich zwischen den Antriebskonzepten umso interessanter: Können Fahrerinnen und Fahrer eines Elektroautos im Vergleich zum Benzin- und Dieselverbrenner weiterhin mit günstigeren "Treibstoff"-Kosten rechnen? Wir haben recherchiert und nachgerechnet.

Wer das E-Auto daheim lädt, fährt günstig

Zuerst die generelle Betrachtung. Das Vergleichsportal Verivox berechnete den durchschnittlichen Stromverbrauch der gängigsten Elektroauto-Modelle des Jahres 2024. Er liegt bei 20 Kilowattstunden (kWh) pro 100 km. Laut des Verivox-Verbraucherpreisindex' lag der durchschnittliche Strompreis im selben Zeitraum bei 35,66 Cent/kWh. Damit ergeben sich Stromkosten von 7,13 Euro pro 100 Kilometer, auf eine jährliche Fahrleistung von 15.000 km hochgerechnet sind es 1.070 Euro.

Schwenk auf den Benziner, dessen Kraftstoffkosten wir anhand des Super-E5-Preises berechnet haben. Warum nicht das günstigere E10? Weil Deutschlands Autofahrerinnen und Autofahrer dieser Spritsorte noch immer skeptisch gegenüberstehen. Das zeigen allein die Suchanfragen auf "mehr-tanken", von denen es 2024 für E5 doppelt so viele gab wie bei E10. Den durchschnittlichen Verbrauch eines Benziners beziffert Verivox auf 7,7 Liter pro 100 Kilometer. Bei einem E5-Mittelwert von 1,783 Euro/Liter ergibt das für diese Strecke Kosten von 13,73 Euro. Das entspricht 2.059 Euro für 15.000 km.

Der durchschnittliche Verbrauch von Diesel-Pkw liegt laut dem Vergleichsportal bei 7,0 Litern pro 100 Kilometer. Bei einem Dieselpreis von 1,94 Euro/Liter belaufen sich die 100-Kilometer-Kosten auf 11,58 Euro. Bei einer jährlichen Fahrleistung von 15.000 km summieren sie sich auf 1.737 Euro.

VW Golf Benziner und Diesel im Vergleich mit ID.3

Doch wie entwickelt sich das Verhältnis der Energiekosten im konkreten Fall, wenn man ähnliche Automodelle miteinander vergleicht? Diese finden sich im VW-Angebot mit dem Klassiker Golf , der als Benziner und Diesel angeboten wird, und dem Elektriker ID.3. Im aktuellsten Test von auto motor und sport verbrauchte der VW ID.3 Pro als Facelift-Modell mit 58-kWh-Akku (siehe Fotoshow über dem Artikel) im Pendler-Profil 22,2 kWh/100 km. Das entspricht mit dem Haushaltsstrompreis von Verivox 7,92 Euro. Wer dieses Modell 15.000 Kilometer im Jahr fährt, bezahlt dafür folglich 1.187 Euro Stromkosten im Jahr.

In einem weiteren Test kam der Golf 1.5 eTSI Style in der Facelift-Generation 8.5 auf einen Pendler-Benzinverbrauch von 6,3 Litern, was bei einem 2024er Super-E5-Preis 11,23 Euro entspricht – eine Differenz von 3,31 Euro zuungunsten des Benziners. Bei 15.000 Kilometern (im Jahr) sind das also 1.685 Euro – und damit 498 Euro Mehrkosten gegenüber dem Elektroauto ID.3. Zum Vergleich: Über das Gesamtjahr 2022, als sowohl die Spritpreise als auch die Stromkosten auf sehr hohem Niveau lagen, betrug das Delta mit 447 Euro spürbar weniger, das jedoch auf einem insgesamt deutlich höheren Kostenniveau.

Beim Golf TDI Life mit 115 PS (Vor-Facelift) ermittelte auto motor und sport einen Pendlerverbrauch von 5,9 Litern, was pro 100 Kilometer 9,76 Euro und mithin 1,84 Euro mehr kostet als beim elektrischen ID.3. Bei 15.000 Kilometern (im Jahr) sind das demnach 1.464 Euro und somit 277 Euro mehr als beim Stromer. Interessanterweise liegt die Differenz zwischen Diesel und Stromer damit fast genau auf dem Level von 2022 (278 Euro).

Auf Fernstrecken kann das E-Auto teuer werden

Die Energiepreise können bei Elektroautos jedoch deutlich höher ausfallen. Dann nämlich, wenn es viel auf Fernstrecken genutzt wird: Schnellladen an einer Ladestation des Anbieters Ionity kostet im ungünstigsten Fall beispielsweise 69 Cent pro Kilowattstunde. Damit würden sich 100 Kilometer im ID.3 auf 15,32 Euro verteuern – 3,46 Euro mehr als beim Golf 1.5 eTSI, selbst wenn man bei diesem zehn Cent pro Liter Super als Autobahnaufschlag einkalkuliert. Diese Rechnung bezieht sich aber eben nur auf Autobahnreisen.

Ein Versuch, einen Durchschnittspreis pro kWh Ladestrom für alle Nutzungsszenarien eines E-Autos zu ermitteln, könnte so aussehen: Die Preise für Gleichstrom-Schnellladungen an Fernstraßen beziffert Verivox für 2024 mit durchschnittlich 64,44 Cent/kWh. Der geht aber nur anteilig ein, denn 77 Prozent aller Ladevorgänge finden laut einer Erhebung des Beratungshauses EUPD Research zu Hause statt. Heißt im Umkehrschluss: Nur 23 Prozent anderswo – sicher nicht nur an der Autobahn, aber das sei vernachlässigbar. Einen gewichteten Durchschnittspreis für Ladestrom müsste man also so bilden:

Haushaltsstrom-Durchschnittspreis (35,66 Cent) x 0,77 + Durchschnittspreis an der Autobahn (64,44 Cent) x 0,23.

Daraus ergibt sich ein Gesamtdurchschnittspreis pro kWh Ladestrom für die Nutzung eines E-Autos in Deutschland von (gerundet) 42 Cent. Der gilt vermutlich für kaum jemand konkret, aber eben für den Durchschnitt.

Auch Sprit ist an der Autobahn viel teurer

Dass Ladestrom unterwegs und vor allem an Autobahnen teurer ist, sollte niemand wundern. Schließlich sind an Autobahn-Tankstellen Aufpreise zwischen 20 und 30 Cent die Regel. Wir haben im Schnitt mit zwölf Prozent gerechnet und so auch für Sprit gewichtete Preise ermittelt. Damit lässt sich die Vergleichsrechnung der VW-Golf-Verbrenner mit dem ID.3 präzisieren. Den gewichteten Preis haben wir bei Diesel und Benziner mit dem gleichen Prozentsatz ermittelt (23 Prozent der Fälle an der Autobahn tanken), nur für den Eco-Verbrauch haben wir den Durchschnittspreis angesetzt. Das gilt auch beim E-Auto. Hier haben wir zur Ermittlung der Pendler-Kosten jedoch ebenfalls den Haushaltsstrompreis verwendet, weil es uns wenig realistisch erscheint, dass E-Auto-Fahrer bei der alltäglichen Fahrt zur Arbeit unterwegs an Ladestationen anhalten.

Die Tabelle zeigt es: Mit den Verbrauchsdaten aus auto-motor-und-sport-Tests und gewichteten Preisen ergibt sich für das Gesamtjahr 2024 ein klarer Kostenvorteil für die Fahrerinnen und Fahrer eines E-Autos. Der Diesel war bereits spürbar teurer (+ 6,9 Prozent), mit dem Benziner fuhr man mit Abstand am teuersten (+ 22,9 Prozent). Spannend ist folgende Beobachtung: Während der Diesel kostenseitig sogar leicht aufgeholt hat (2022 lag der Unterschied noch bei 7,4 Prozent), ging die Schere beim Benziner deutlich stärker auf: Vor zwei Jahren betrug das Delta "nur" 18,4 Prozent.

In absoluten Zahlen drückt sich der Elektro-Vorteil so aus: Die Dieselkosten lagen 96,58 (Jahr) respektive 8,05 Euro (Monat) höher als die für den Betrieb eines Elektroautos nötigen Stromkosten. Beim Benziner ist die Differenz deutlich größer (323,08 Euro im Jahr oder 26,92 Euro im Monat).