E-Auto laden während der Fahrt: Bayern baut Teststrecke

Elektroautos laden während der Fahrt
Zum Aufladen eine Tour auf der Autobahn A6

Veröffentlicht am 28.05.2025
Laden während der Fahrt
Foto: FAU

In Bayern sollen Elektroautos künftig während der Fahrt aufgeladen werden – ganz ohne Kabel und Ladepause. Dafür sorgen elektromagnetische Spulen, die direkt in die Fahrbahn integriert sind. Auf der A6 in der Oberpfalz, zwischen Amberg-West und Sulzbach-Rosenberg, entsteht dafür eine rund einen Kilometer lange Teststrecke.

Wie das Handy in der Ladeschale

Die Technik basiert auf dem Prinzip des induktiven Ladens – vergleichbar mit kabellosen Smartphone-Ladestationen. Allerdings passiert das bei Elektroautos auf der Autobahn natürlich in einem viel größeren Maßstab. Dafür werden Kupferspulen unter der Straßenoberfläche versteckt, die mit elektrischem Strom wiederum ein Magnetfeld erzeugen. Das Magnetfeld wird von speziellen Empfängerspulen in den Testfahrzeugen aufgenommen, in Strom umgewandelt und entweder direkt für den Antrieb oder zum Laden der Batterie genutzt.

Das Aufladen soll selbst bei einer Luftlücke von mehreren Zentimetern zwischen Auto und Straße funktionieren. Die eigentliche Ladeinfrastruktur mit den Kupferspulen wird nun im Zuge der regulären Fahrbahnsanierung auf einem 5,7 Kilometer langen Abschnitt nahe der Raststätte Oberpfälzer Alb Nord in Fahrtrichtung Nürnberg mitinstalliert.

Noch keine kompatiblen Fahrzeuge

Die Nutzung der Teststrecke dürfte zunächst auf speziell ausgerüstete Versuchsfahrzeuge beschränkt sein, da bisher noch kein serienmäßiges Elektroauto über die notwendige Empfangstechnologie verfügt. Die ersten Fahrtests sollen dennoch Ende Juli oder Anfang August 2025 beginnen. Ziel ist es, wissenschaftliche Daten zur Effizienz des Systems und zum Aufwand bei der Installation zu sammeln. Auch Fragen zur Wirtschaftlichkeit und Skalierbarkeit stehen im Fokus.

Die Technologie stammt übrigens von ElectReon, einem internationalen Spezialisten für elektrische Straßensysteme (ERS), der weltweit ähnliche Projekte vorantreibt. Das System wurde in Deutschland bereits in Städten wie Karlsruhe und Balingen erprobt – allerdings noch nicht auf einer Autobahn. Die A6-Strecke in der Oberpfalz wird somit zur bundesweiten Premiere im Fernstraßenbereich.

Konsortium aus Hochschulen und Instituten

Die Umsetzung der induktiven Autobahn erfolgt durch ein Konsortium aus Hochschulen, Unternehmen und öffentlichen Institutionen – darunter das Institut FAPS der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), das Institut ELSYS der Technischen Hochschule Nürnberg sowie mehrere Technologieunternehmen. Gefördert wird das Vorhaben unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium und der Deutschen Autobahn GmbH.

Parallel dazu forciert der Freistaat Bayern die Forschung im Bereich des kontaktlosen Ladens weiter: In Hallstadt bei Bamberg wurde kürzlich ein neues E-Road-Center des Fraunhofer-Instituts IISB eröffnet. Dieses wird bis mindestens 2027 von der Landesregierung mit 7,5 Millionen Euro gefördert und soll langfristig ein führendes Zentrum für induktive Ladetechnologien werden. Sollte sich das System auf der Autobahn bewähren, könnte es einen entscheidenden Beitrag zum flächendeckenden Ausbau einer solchen Ladeinfrastruktur leisten.