China begrenzt Export: Produktionsstopps mangels Seltener Erden?

Künstliche Verknappung von seltenen Erden
Produktionsstopps wegen China´s Seltener Erden?

Zuletzt aktualisiert am 02.06.2025
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Foto: Vitesco (2), professional (2), imago (1)

China kontrolliert derzeit rund 87 Prozent der weltweiten Verarbeitung und 91 Prozent der Raffinierung Seltener Erden. Noch größer ist der Einfluss bei der Herstellung von Seltenerdmagneten – den sogenannten Permanentmagneten – die in Elektromotoren, Servolenkungen, Lasern und sogar Smartphones verbaut werden. Für die Digitalisierung und die Mobilitätswende sind Neodym, Terbium oder Dysprosium aus China also unerlässlich.

China-Monopol ist geopolitisches Risiko

Wohl als Reaktion auf die explodierten Trump-Zölle verschärfte China im April 2025 seine Exportkontrollen auf Seltene Erden erheblich. Ein neues Lizenzsystem führte zeitweise faktisch zu einem Ausfuhrstopp. Mittlerweile haben einige Länder Ausnahme-Genehmigungsverfahren ausgehandelt, um bestimmte Lizenzen zu bekommen. Die Gesamtlage bleibt allerdings extrem angespannt.

Solche Genehmigungen gelten nämlich nur vorübergehend und nur für bestimmte Länder. Zudem sind sie mengenmäßig stark begrenzt. Hinzu kommt die Unsicherheit durch kurzfristige Änderungen oder angebliche Formfehler – eine Situation, die von Industrieinsidern als politisches Druckmittel seitens China interpretiert wird.

Auswirkungen auf die Auto-Industrie

In der deutschen Automobilindustrie wächst immer mehr die Sorge vor Produktionsengpässen. Denn die Lagerbestände an Seltenerdmagneten sind begrenzt und würden innerhalb weniger Wochen erschöpft sein. Erste Produktionsstopps werden nicht ausgeschlossen. "In vier bis sechs Wochen dürften die letzten Lagerbestände verbaut sein", warnt Christian Grimmelt von der Unternehmensberatung Berylls/AlixPartners.

Mehrere europäische Hersteller arbeiten längst an Lösungen, um sich von chinesischen Lieferungen unabhängiger zu machen. BMW etwa setzt auf Elektromotoren, die ohne Permanentmagneten auskommen. Mercedes reduziert durch neue Zellchemien den Bedarf an anderen kritischen Materialien. Dennoch bleibt ein vollständiger Verzicht auf Seltene Erden vorerst unrealistisch: Sie sind weiterhin unverzichtbar in zahlreichen Fahrzeugkomponenten und Konsumelektronik. Zwar geben Unternehmen wie Volkswagen oder Mercedes derzeit noch Entwarnung, was aktuelle Engpässe betrifft – doch die Planbarkeit bleibt gering. Der Preisauftrieb bestätigt die angespannten Verhältnisse: Für bestimmte Seltene Erden werden derzeit 40 bis 50 Prozent höhere Preise verlangt als noch vor wenigen Monaten.

Was sind Seltene Erden?

Seltene Erden sind eine Gruppe von insgesamt 17 chemischen Elementen, zu denen unter anderem Lanthan, Cer, Neodym, Praseodym, Europium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium und Yttrium gehören. Trotz ihres Namens sind sie in der Erdkruste relativ häufig vorhanden, allerdings meist nur in geringen Konzentrationen und selten in abbauwürdiger Form. Sie gehören zur Gruppe der Metalle und zeichnen sich durch besondere magnetische, elektrische und optische Eigenschaften aus. Diese machen sie unverzichtbar für moderne Technologien wie Elektromotoren, Windkraftanlagen, LED-Leuchten, Smartphones und Rüstungselektronik.

Die Gewinnung und Verarbeitung dieser Elemente sind technisch aufwendig und mit erheblichen Umweltbelastungen verbunden. Der Abbau erfolgt meist in offenen Tagebauen, bei denen radioaktive Nebenprodukte wie Thorium oder Uran freigesetzt werden können. Aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen wurde der Abbau in vielen westlichen Ländern in den vergangenen Jahrzehnten stark reduziert oder ganz eingestellt. Dadurch konnte China eine nahezu monopolartige Stellung in der Produktion und Weiterverarbeitung Seltener Erden aufbauen – mit weitreichenden Abhängigkeiten für die globale Industrie.