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Chery-Europastart
Kleinserien statt Premium ab 2021

Chery wird sich in Europa doch nicht nur auf die Technologie- und Premiummarke Exeed konzentrieren, sondern auch günstigere Modelle und sogar SUV anbieten.

09/2018, Chery Exeed
Foto: Bernd Conrad

Im Jahr 1999 wurde die erste Generation des Ford Focus „Auto des Jahres“. Der Audi A2 feierte Premiere auf der IAA und Mika Häkkinen wurde zum zweiten Mal in Folge Weltmeister in der Formel 1. In China rollte außerdem das erste Auto einer neuen Marke namens Chery vom Band. Nur 19 Jahre später gilt das Unternehmen als größter Autoexporteur Chinas. In Russland und der Ukraine, fast ganz Südamerika, im Mittleren Osten sowie in Australien und Neuseeland gibt es Importgesellschaften und Händlernetze.

Unsere Highlights

Europazentrale in Raunheim

Auf der IAA im September 2017 stellte Chery eine neue Modellreihe namens Exeed vor, die den Startschuss für eine Expansion nach Westeuropa markieren sollte. Dem Messeauftritt folgte Taten. Seit 2019 sitzt die Chery Europe GmbH in neue Räumlichkeiten im hessischen Raunheim. Das Rhein-Main-Gebiet ist die Heimat vieler Autoimporteure. Opel sitzt im benachbarten Rüsselsheim, ist also wie auf der IAA 2017 direkter Nachbar von Chery. Geschäftsführer ist Jochen Tüting. Der 45-jährige Deutsche ist bereits seit 2013 für Chery in China tätig und stand davor in Diensten von Ford.

Exeed erstmal nicht batterieelektrisch

Anders als auf der IAA 2017 antizipiert, wird Chery sich in Europa aber doch nicht nur auf die Technologie- und Premiummarke Exeed fokussieren, sondern will auch Chery-Modelle anbieten. Ursprünglich wollten die Chinesen vor allem mit vollelektrischen Fahrzeugen antreten, die sind zumindest für den Exeed aber aktuell noch gar nicht verfügbar. „Da wurden wir ein bisschen Opfer unseres eigenen Erfolgs!“, erklärt Jochen Tüting, Geschäftsführer von Chery Europe im Gespräch mit auto motor und sport. In China kommt Chery auf einen Elektro-Anteil von 12%, deutlich mehr als vom Gesetzgeber gefordert. Deshalb wurde die Erweiterung des Exeed-Portfolios um batterielektrische Modelle verschoben.

„Chery hat in in China deutlich über 100.000 Elektroautos verkauft!“, so Tüting. „Und jeden Monat kommen ungefähr 5000 weitere hinzu!“. Wichtigstes Modell des E-Erfolgs: der Chery EQ1. Der nur 3,20 Meter lange Zweitürer erinnert an den Smart Fortwo und verkauft sich in den chinesischen Metropolen prächtig. Seine 38 kWh große Batterie reicht je nach Fahrweise für eine Reichweite zwischen 180 und 300 Kilometern.Umgerechnet kostet der EQ1 etwas mehr als 17.000 Euro.

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Ein leiser Start in Europa

Ob der kleine Chery auch nach Deutschland kommen wird, ist laut Tüting noch nicht ganz klar. Gerade mit Blick auf lokal klar abgegrenzte Pilotprojekte, mit denen Chery in Europa Erfahrungen sammeln will, macht ein EQ1-Start Sinn. Er eignet sich ideal für den Einsatz in Firmen-Flotten oder im Carsharing- Geschäft. Insgesamt setzt der Konzern aus dem chinesischen Wuhu in Europa auf einen deutlich leiseren Start, als ihn aktuell Konkurrent Geely in Angriff nimmt. Bis Ende 2020 will Jochen Tüting 80 Mitarbeiter in der Europazentrale im hessischen Raunheim um sich scharen, um neben dem Design auch Entwicklungs- und Vertriebsstrukturen aufzubauen. Wie wichtig der Standort in Deutschland für den Konzern ist, zeigt die Tatsache, dass der neue Chery-Designchef Kevin Rice von dort aus alle globalen Design-Teams des Unternehmens steuert.

Nutzfahrzeuge als weitere Option

Ein speziell für Europa entwickeltes Chery-Modell wird es vorerst aber nicht geben. Die Fahrzeuge werden für einen Einsatz in Europa aber an den lokalen Designgeschmack angepasst. Vor allem mit Blick auf 2020 und das Jahr 2021 geht es darum, mit lokalen Partner Pilotprojekte zu initiieren. Dabei müssen laut Tüting nicht nur Privatkunden im Fokus stehen. Über die Chery-Marke Karry sei es durchaus vorstellbar, auch kommunale Kunden anzusprechen. Karry stellt neben leichten Nutzfahrzeugen auch Busse her und hat diverse Fahrzeuge mit Elektroantrieb im Programm. Vorteil der Strategie, neue Märkte erst mit kleinen Test-Flotten zu testen: Man spart sich eine extrem aufwändige und teure europäische Typzulassung und kann mit einer Kleinserien-Homologation starten.

Fazit

Klar, nach dem selbstbewussten Start auf der IAA haben viele mit einem schnellen, selbstbewussten Markteintritt von Chery gerechnet. Dass es jetzt anders kommt, ist keine Enttäuschung, sondern zeugt von großer Professionalität. Europa und vor allem Deutschland im Sturm zu erobern, da haben sich schon andere Autobauer aus China eine blutige Nase geholt. Jochen Tüting geht's mit Chery leiser an. Sicher kein ganz falscher Ansatz. Vor allem dann, wenn ab Ende 2020 wirklich die ersten Autos in der Öffentlichkeit auftauchen.

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