BYD mit eigener Feststoff-Batterie: 1.500 Kilometer nachladen in 12 Minuten

BYD kommt mit eigener Feststoff-Batterie
1.500 Kilometer in zwölf Minuten nachladen

Veröffentlicht am 08.07.2025

Der chinesische Batterie- und Elektroautohersteller BYD treibt die Entwicklung der nächsten Batteriegeneration mit Nachdruck voran. Nach über zehn Jahren Forschung nähert sich das Unternehmen nun dem nächsten großen Meilenstein: Ab 2027 sollen erste Serienfahrzeuge mit Festkörperbatterien ausgestattet werden.

Feststoff statt Flüssigkeit: Wandel in Zellchemie


Festkörperbatterien gelten in der Automobilbranche als Schlüsseltechnologie für die Elektromobilität von morgen. Anders als klassische Lithium-Ionen-Akkus setzen sie auf feste statt flüssige Elektrolyte. Das bringt zahlreiche Vorteile: höhere Energiedichte, geringere Brandgefahr, robustere Zellstruktur und längere Lebensdauer. BYD zufolge könnten mit der neuen Technik Energiedichten von bis zu 400 Wh/kg erreicht werden – fast doppelt so viel wie bei heutigen Standard-Akkus.

Akkus werden also nicht nur um etwa die Hälfte leichter, sie können dabei auch deutlich mehr Energie speichern. Doch viel wichtiger im Alltag von Vielfahrern sind die extrem hohen Ladeleistungen, die Feststoff-Akkus versprechen. Ein konkretes Beispiel von BYD: In internen Tests soll eine Festkörperbatterie in nur zwölf Minuten Strom für über 1.500 Kilometer (nach dem CLTC-Zyklus) aufgenommen haben – bei lediglich 80 Prozent Ladung. Umgerechnet auf den realistischeren EPA-Zyklus entspräche das immer noch mehr als 800 Kilometern Reichweite (in der Bildergalerie zeigen wir BYDs 1.000-Volt-Plattform für schnelles Laden).

Der BYD Seal als technischer Vorreiter?


In chinesischen Medien kursierten jüngst Berichte, dass BYD die neue Technologie bereits in ersten Prototypen des Mittelklassemodells "Seal" im Straßenverkehr erprobt. Das Modell, das in direkter Konkurrenz zu Tesla Model 3 und BMW i4 steht, könnte demnach 2027 als erstes Serienfahrzeug mit Festkörpertechnologie starten. Der Hersteller selbst dementierte auf Nachfrage jedoch, dass aktuell bereits reale Tests stattfinden – konkrete Daten zur Einführung gebe es bisher nicht. Dennoch bleibt 2027 als geplanter Startzeitpunkt im Raum.

Sollten die Pläne aufgehen, könnte die Massenfertigung zwischen 2030 und 2032 anlaufen. In der Übergangsphase ab 2027 will BYD vor allem Fahrzeuge im mittleren bis oberen Preissegment mit der neuen Zelltechnologie ausstatten. Für die könnte sich dann das eigene Megawatt-Ladenetzwerk rentieren, das BYD auch in Europa installieren möchte.

Preisgleichheit mit KI-Rückenwind


Langfristig will BYD erreichen, dass Festkörper- und Flüssigbatterien auf ähnlichem Preisniveau liegen. "Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen beide Technologien gleich teuer sein", erklärte BYD-CTO Sun Huajun auf dem chinesischen "All-Solid-State Battery Summit" im Februar 2025. Die Entwicklung der neuen Batterien, insbesondere auf Sulfid-Basis, soll mithilfe von Künstlicher Intelligenz deutlich beschleunigt werden. Laut Experten des Forschungsnetzwerks CASIP (an dem BYD beteiligt ist), könnte sich der Forschungszeitraum dadurch um das Zehn- bis Hundertfache verkürzen, bei gleichzeitig drastisch sinkenden Kosten.

BYD in Europa mit verhaltenem Start


Trotz technologischem Vorsprung tut sich BYD auf dem europäischen Markt bislang schwer. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland weniger als 3.000 Fahrzeuge verkauft. Auf dem boomenden Heimatmarkt ist BYD zwar Marktführer. Gleichzeitig produziert der Konzern deutlich mehr Fahrzeuge als nachgefragt werden. Mit dieser Überproduktion geht BYD in einen massiven Preiskampf mit der Konkurrenz in China. Mehr dazu im folgenden Artikel:

Mittlerweile kündigte der BYD-Konzern an, den Vertrieb in Europa massiv auszubauen und neue Händlernetze zu etablieren. Ähnlich ambitioniert arbeiten allerdings auch Konkurrenten wie Xpeng, MG, Great Wall oder Xiaomi. Aktuell startet der BYD Seal in China bei rund 25.000 US-Dollar – in Deutschland kostet das Modell derzeit knapp 47.000 Euro. Ein Preisaufschlag durch die neue Batterietechnologie sei laut BYD nicht vorgesehen.

Festkörper-Konkurrenz – liegt BYD vorn?

Auch bei der Entwicklung der neuen Batterie-Technologie hat BYD so einige ernsthafte Konkurrenten. Zahlreiche Hersteller weltweit forschen mit kompetenten Partnern an ähnlichen Festkörperkonzepten, darunter Volkswagen, Mercedes und Toyota. Doch während viele Wettbewerber noch im Laborstadium verharren, könnte BYD mit realitätsnahen Prototypen und klaren Zeitplänen einen echten Vorsprung haben. Der Vorteil der Chinesen liegt darin, dass sie sowohl Batterie-Hersteller als auch Autohersteller sind.

Wenn es BYD gelingt, seine Festkörperstrategie konsequent umzusetzen, dürfte der nächste Technologiesprung im E-Auto-Markt wohl nicht aus Europa oder den USA kommen – sondern aus China.