Skateboard-Plattformen sind gerade eines der großen Themen in der Autoindustrie. Vor allem die jungen Elektroauto-Startups treiben die Sache nach vorne, zum Beispiel Hersteller wie Canoo, Rivian oder Toyotas Nutzfahrzeug-Tochter Hino. Dahinter verbergen sich Chassis, in die der komplette Antriebsstrang und alles, was für ein E-Auto gebraucht wird, bereits integriert ist. Überspitzt gesagt muss nur noch eine Karosserie aufgesetzt werden, und fertig ist das Fahrzeug.
Elektro-Plattform für leichte Nutzfahrzeuge
Auch Bollinger Motors hat eine solche Skateboard-Architektur entwickelt, die als Basis für die eigenen Modelle B1 (ein SUV) und B2 (dessen Pickup-Pendant) dient. Ab 2021 will das in der Nähe von Detroit ansässige Unternehmen die Plattform aber auch anderen Herstellern zur Verfügung stellen. Diese sollen sogenannte Klasse 3-Nutzfahrzeuge – in Amerika Light Duty Trucks genannt – darauf basieren lassen. Demnach Fahrzeuge mit einer Zuladung von etwa 2,3 Tonnen und einem zulässigen Gesamtgewicht von 4,5 bis 6,4 Tonnen.
„Nicht nur Fahrerhaus auf Fahrgestell, sondern auch völlig neue Lkw-Aufbauten können auf unser E-Chassis passen“, sagt Firmenchef Robert Bollinger. Die Plattform ist nämlich weitgehend flexibel und erlaubt nicht nur unterschiedliche Radstände, sondern auch verschiedene Batterievarianten. Ein 120-Kilowattstunden-Akku ist standardmäßig installiert, eine 180-Kilowattstunden-Batterie gibt es optional. Zwei Motoren – einer vorne, einer hinten – sind aber obligatorisch. Als Leistungs- und Drehmomentwerte dürften jene des B1/B2 gelten: 623 PS und maximal 906 Newtonmeter. Für beide nicht gerade windschnittigen Modelle gibt Bollinger eine Reichweite von 322 Kilometern (mit 120-Kilowattstunden-Akku) an.
Alles Nötige ist schon vorinstalliert
ABS, Traktions- und Stabilitätskontrolle sind ebenso vorinstalliert wie eine hydraulische Servolenkung und das hydropneumatische, sich selbst im Gleichgewicht haltende Fahrwerk mit Einzelradaufhängung. Gleiches gilt für die Leistungselektronik und -überwachung, das Thermo-Management und den On-Board-Charger. Der Antrieb erfolgt grundsätzlich über alle vier Räder, kann auf Wunsch aber auch allein auf die vordere oder die hintere Achse beschränkt werden.
Fazit
Einen Preis nennt Bollinger für sein E-Chassis noch nicht. Aber hier könnte ein Haken lauern. Für den B1 und B2 verlangen die Amerikaner jeweils mindestens 125.000 Dollar (gut 111.000 Euro). Das veranlasst uns zur Annahme, dass auch die Skateboard-Plattform nicht gerade günstig zu erstehen ist. Ob das in der preissensiblen Nutzfahrzeug-Branche zum Erfolg führt, wird die Zukunft zeigen.