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Alstom Coradia iLint Regionalzug
Mit Wasserstoff gegen Fahrverbote

Der Coradio iLint ist der erste Brennstoffzellen-Regionalzug weltweit. Er soll nun in Deutschland für emissionsfreien Schienenverkehr sorgen.

Coradia iLint: Alstoms emissionsfreier Zug
Foto: Alstom

Nach den Diesel-Autos sind bald die Züge dran – da sind sich viele Verkehrsexperten einig. Verhältnismäßig saubere Euro-5-Pkw aus Innenstädten verbannen und dennoch fröhlich rußende Dieselloks mitten ins Stadt-Zentrum fahren zu lassen, ist ja bereits seit längerem ein Thema in der hitzig geführten Fahrverbots-Debatte in Deutschland.

Der französische Eisenbahnbauer Alstom hat nun mit dem Coradia iLINT eine Möglichkeit präsentiert, lokal emissionsfreien Schienenverkehr zu ermöglichen. Der iLINT basiert auf einer bewährten und seit rund 20 Jahren eingesetzten Regionalbahn-Bauart, weist jedoch zum normalen Baumuster einen entscheidenden Unterschied auf: Er wird von Elektromotoren angetrieben, die ihre Energie aus einer Wasserstoff-Brennstoffzelle bereitgestellt bekommen. Der herkömmliche „LINT“ (Leichter Innovativer Nahverkehrs-Triebwagen) bezieht seine Antriebskraft aus großen Dieselmotoren, und längst nicht alle aktuell eingesetzten Fahrzeuge verfügen über einen Rußpartikelfilter.

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Nachverkehr ohne Filter und mit wenig Zukunft

Eingesetzt werden diese Regionalbahnen auf nicht elektrifizierten Strecken ohne Oberleitung, und das sind nicht wenige: Laut Alstom sind rund 40 Prozent des deutschen Schienennetzes ohne Fahrdraht ausgestattet, eine entsprechende Nachrüstung würde sehr lange dauern und Milliardenkosten verursachen. Entsprechend vielversprechend sieht der Hersteller das Konzept des iLINT, der sich seinen Fahrstrom per Brennstoffzelle selbst herstellt und dabei nur Wasserdampf emittiert.

Coradia iLint: Alstoms emissionsfreier Zug
Alstom
Der iLINT basiert auf einem bewährten Baumuster für Regionalzüge

Der iLINT arbeitet im Prinzip wie ein Brennstoffzellen-Pkw: Verhältnismäßig kleine Lithium-Ionen-Akkus dienen als Pufferspeicher für den Fahrstrom und werden von der Brennstoffzelle nachgeladen. Im Schiebebetrieb und beim Bremsen liefern die elektrischen Antriebsmaschinen ebenfalls Strom in den Traktionsbatterien ab. Beim Beschleunigen liefert die Brennstoffzelle den Hauptteil der benötigten Energie, im normalen Fahrbetrieb werden die Akkus parallel nachgeladen und können dann je nach Bedarf unterstützen.

Der Zug basiert auf dem Dieselzug Coradia LINT 54. Der Austausch des Dieselantriebs durch Brennstoffzellentechnik ermöglicht einen sauberen Zugbetrieb, wobei die Fahrdynamik mit der herkömmlicher Dieseltriebzüge vergleichbar ist: gleiche Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h und vergleichbare Beschleunigungs- und Bremsleistung. Ebenso liegt die Fahrgastkapazität bei bis zu 300 Personen. Mit vollen Wasserstofftanks erreicht der Zug eine stattliche Reichweite von 1.000 Kilometern.

Coradia iLint: Alstoms emissionsfreier Zug
Alstom
Der iLINT hat neben den Antriebsmaschinen auch die Akkus und die Leistungselektronik im Wagenboden verstaut. Brennstoffzelle und Wasserstofftanks sitzen auf dem Dach

Nach dem Erhalt der Zulassung in Deutschland hatten die ersten beiden Vorserienzüge am 17. September 2018 den Fahrgastbetrieb zwischen den Städten Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude aufgenommen. Der Flottenbetrieb mit insgesamt 14 Zügen wird dort 2021/22 beginnen. Mit neuen Demonstrationsfahrten, zuletzt im Januar in Berlin, will Alstom nun jedoch auch weitere Bundesländer von der Anschaffung überzeugen.

Aus Sicht der alternativen Mobilität ist das Projekt nicht nur wegen der Antriebstechnik interessant. Alstom will den Bestellern auch eine komplette Tank-Infrastruktur mit lokalen Wasserstoffversorgern anbieten, die idealerweise mit alternativen Energien gewonnen Elektrolyse-Wasserstoff liefern. Der iLINT wäre damit nicht nur tatsächlich komplett emissionsfrei. Hierdurch kommt auch erheblicher Schwung in die flächendeckende Versorgung mit Wasserstoff als Antriebs-Energie, die letztlich auch Brennstoffzellen-Pkw zum Durchbruch verhelfen könnte.

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