Alfa Romeo: Kommen künftige Quadrifoglio-Modelle mit V6?

Alfa Romeo plant neue Verbrenner-Strategie
Kommen künftige Quadrifoglio-Modelle doch mit V6?

Veröffentlicht am 30.05.2025

Wie bei den meisten Autoherstellern waren die Elektropläne von Alfa Romeo bis vor Kurzem noch ambitioniert. Wie viele Konkurrenten wollten die Italiener auf einen "Electric first"-Ansatz umschwenken, auch bei ihren sportlichen Topmodellen mit dem vierblättrigen Kleeblatt im Logo. 2027 wollte die Marke sogar nur noch Elektroautos anbieten. Ex-Markenchef Jean-Philippe Imparato versuchte, den Fans der Marke die elektrischen Quadrifoglio-Modelle auf Basis der nächsten Giulia- und Stelvio-Generation mit unverschämt hohen Leistungsdaten schmackhaft zu machen. Dass die Elektro-QVs um die 1.000 PS liefern könnten, wie von Imparato im Sommer 2023 in Aussicht gestellt, sollte selbst jene Alfa-Anhänger besänftigen, deren Faszination für Autos sich eher aus Verbrennungs- als aus Elektromotoren speist.

Negativbeispiel Dodge Charger Daytona

Doch inzwischen zeigen mehrere Sportmodelle mit elektrischen Antrieben, dass es so einfach nicht ist. Nur allein mit rekordverdächtigen Leistungswerten sind deutlich weniger potenzielle Kundinnen und Kunden vom Elektro-Umstieg zu überzeugen als gedacht. Das verdeutlicht nicht zuletzt der neue Charger Daytona, angeboten von Dodge, Alfa Romeos amerikanischer Schwestermarke innerhalb des Stellantis-Konzerns. Kaum jemand will die zuerst eingeführte Elektro-Variante haben, weshalb Dodge bereits das Angebot reduziert und den Marktstart des Charger mit Verbrennungsmotor beschleunigt hat.

Das und einige andere Beispiele scheinen bei Alfa Romeo, das seine rigorose Elektrostrategie bereits zum Jahresbeginn 2025 einkassierte, auch in Bezug auf die künftigen QV-Modelle zum Umdenken geführt zu haben. Denn Santo Ficili, der Nachfolger des inzwischen innerhalb des Stellantis-Imperiums zum Europa-Chef aufgestiegenen Imparato, bringt nun die Möglichkeit ins Spiel, dass künftige Quadrifoglio-Modelle doch einen Verbrennungsmotor als Antriebsquelle erhalten könnten. Bei "Motor1.com" antwortete Ficili auf die konkrete Frage nach der Zukunft der QV-Alfas: "Wir werden Sie überraschen, mit Elektro- und Verbrennungsmotoren."

Alfa Romeo QV mit Nettuno-V6?

Das ist dann doch ein neuer Twist, denn Wärmekraftmaschinen schienen eigentlich außen vor zu sein bei künftigen Quadrifoglios. Darauf folgt die Frage: Welcher Motor könnte konkret in den sportlichen Topmodellen von Alfa Romeo zum Einsatz kommen. Die Spur führt zum Nettuno-V6, der 2020 mit dem Maserati-Sportwagen MC20 debütierte. "Ein fantastischer Motor, der in Zukunft noch besser verfügbar sein wird", sagt Ficili. Und er muss es wissen, schließlich leitet er in Personalunion auch Maserati, eine weitere Schwestermarke innerhalb des Stellantis-Konzerns.

Der Dreiliter-V6 mit doppelter Turboaufladung kommt zwar längst nicht in die Leistungsregionen, die einst für die elektrischen Quadrifoglios versprochen wurden, wäre in Sachen Power aber ein klarer Fortschritt zu den bisherigen und kürzlich endgültig ausrangierten Giulia- und Stelvio-QV-Modellen, deren 2,9-Liter-Turbo-V6 im Normalfall auf 510 PS und höchstens 600 Newtonmeter kommt. Im Maserati MC20 liefert der Nettuno-V6 (was übersetzt "Neptun" heißt) 630 PS und maximal 730 Newtonmeter. Ein derartiger Power-Fortschritt erscheint für künftige QV-Alfas durchaus realistisch und dürfte von den Alfisti sicherlich goutiert werden, solange der Motor seine Energie aus fossilem Kraftstoff und nicht aus Strom zieht.

STLA-Large-Plattform bietet Antriebs-Flexibilität

In technischer Hinsicht bleiben dennoch Herausforderungen. Klar ist: Die nächsten Generationen des Alfa Romeo Giulia und Stelvio werden die neue STLA-Large-Plattform des Stellantis-Konzerns nutzen. Die ist als "Multi Energy"-Plattform ausgelegt, kann also sowohl Elektro- als auch Hybrid- sowie reine Verbrennerantriebe aufnehmen. Der bereits angesprochene Charger macht es vor; ihn wird es bald mit einem Reihensechszylinder-Biturbo-Motor geben. Allerdings dürfte bisher niemand davon ausgegangen sein, die STLA Large mit dem Nettuno-Biturbo-V6 zu verheiraten. Hier stellt sich die Frage, wie umfassend die nötigen Anpassungen sein müssten. Optimistisch stimmt, dass die Plattform offenbar auch mit großvolumigen V8-Motoren kompatibel zu sein scheint; solche sind für den Charger nämlich inzwischen bestätigt und dürften in nicht allzu ferner Zukunft kommen.

Es dürfte nicht nur, aber auch an solchen Überlegungen liegen, dass sich der nächste Stelvio (siehe Fotoshow über dem Artikel) wohl verzögert. Er sollte ursprünglichen Plänen zufolge in der zweiten Jahreshälfte 2025 an den Start gehen, kommt laut Gerüchten aus Italien aber wohl doch erst 2027. Dagegen liegt die neue Giulia wohl noch einigermaßen im prognostizierten Zeitplan, der einen Marktstart bis spätestens Jahresende 2026 vorsieht.