GM ruft 877.710 SUV und Pick-ups der Modelljahre 2019 bis 2024 in die Werkstätten zurück, weil es Probleme mit dem dort eingesetzten 6,2-Liter-V8-Motor gibt. Auch der Verkauf dieser Modelle ist mit sofortiger Wirkung gestoppt. Damit pausiert GM den Verkauf seiner profitabelsten Modelle, was die Dramatik des Rückrufs unterstreicht.
Am 16. Januar 2025 hatte die US-Verkehrsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) eine Untersuchung zu den Problemen mit GMs 6,2-Liter-V8 eingeleitet. GM-Kunden hatten bei der NHTSA Lagerschäden gemeldet, "die entweder zu einem Motorschaden oder einem Bruch des Motorblocks durch die Pleuelstange führen können." Die Kläger betonten, dass der Schaden vor dem Ausfall nicht erkennbar gewesen sei. GM repariert deshalb bereits seit längerem diese Motoren, weshalb gleichzeitig nicht genügend Teile für neue Motoren vorhanden sind. Also gab es einen V8-Mangel, den pfiffige Händler durch das Horten entsprechender Aggregate noch verstärkt haben.
Klare Anzeichen ernst nehmen
US-Experten sind verwundert darüber, dass GM V8-Motoren anbietet, bei denen die Pleuelstange brechen kann – schließlich habe GM den Smallblock-V8 bereits 1955 eingeführt. Inzwischen hat GM seine Händler in einem Memo auf Symptome aufmerksam gemacht, die auf einen defekten 6,2-Liter-V8 hinweisen können: "(a) Klopfen, Knallen oder andere ungewöhnliche Motorgeräusche; (b) Aufleuchten der Motorkontrollleuchte; und/oder (c) Probleme mit der Motorleistung, darunter Stottern, hohe Drehzahlen, abnormales Schalten, verminderter Vortrieb oder Startprobleme" seien mögliche Hinweise.

GMs 6,2-Liter-V8 sorgt mit Qualitätsproblemen für einen massiven Rückruf - und erschüttert den Ruf von V8-Motoren als grundsätzlich robuste Arbeitstiere.
Weiter fordert GM in dem Memo, dass der Händler fragliche Fahrzeuge zu inspizieren hat. "Fahrzeuge, die die Inspektion bestehen, erhalten ein Öl mit höherer Viskosität. Außerdem sind ein neuer Öleinfülldeckel, ein neuer Ölfilter und eine Beilage zur Betriebsanleitung erforderlich." Bei dem dickeren Öl handelt es sich um 0W-40, das laut Vermerk "einen noch besseren Schutz bietet".
Teilemangel verzögert Reparatur
Bei zurückgerufenen Trucks und SUVs, bei denen sich der Verdacht auf einen kommenden Motorschaden erhärtet, nimmt GM Reparaturen vor. Vermutlich tauschen die Mechaniker Pleuelstangen, Lager und vielleicht sogar Kurbelwellen – den genauen Reparaturumfang hat GM bisher nicht bekanntgegeben. US-Händler berichten allerdings, dass aufgrund des enormen Umfangs des Rückrufs immer noch Ersatzteile und Ersatzmotoren knapp sind.
Den 6,2-Liter-V8 der Motorenbaureihe L87 hat GM 2019 für die Pickups von Chevrolet und GMC eingeführt, seit 2021 setzt der Konzern das Aggregat auch bei SUVs ein. Folgende Modelle können von dem Motorenproblem betroffen sein: Chevrolet Silverado 1500 und GMC Sierra 1500 der Baujahre 2019 bis 2024 sowie Cadillac Escalade und Escalade ESV der Baujahre 2021 bis 2024, Chevrolet Suburban und Tahoe sowie GMC Yukon und Yukon XL. Der V8 leistet 426 PS und generiert 623 Newtonmeter Drehmoment. US-Kunden, die mit den kleineren V6- und Vierzylinder-Turbomotoren fremdeln, bestellen gern den klassischen V8.
Neuere Modelle nicht betroffen
Fahrzeuge des Modelljahrs 2025 sind von dem Rückruf nicht betroffen. Ein GM-Sprecher betont, dass man seit dem 1. Juni 2024 eine Reihe von Verbesserungen bei der Kurbelwellen- und Pleuelproduktion umgesetzt und somit Qualitätsprobleme ausgemerzt habe.
Wer wissen möchte, ob sein Auto von dem Rückruf betroffen ist, kann sich auf der entsprechenden Website der NHTSA anmelden und dort seine Fahrzeugidentifikationsnummer (VIN) zur Überprüfung eingeben.