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50 Jahre Suzuki Jimny
Der kleine Kult-Geländewagen feiert Jubiläum

Seit einem halben Jahrhundert turnt der winzige Suzuki-Offroader durch dick und dünn. Zeit für eine Rückschau und einen Ausblick in die Zukunft.

Suzuki LJ80 erster Testbericht auto motor sport 1980
Foto: H.P. Seufert

Am Anfang war der Webstuhl: Im Jahr 1909 legte der gerade einmal 21 Jahre alte Michio Suzuki mit seinem ersten Webstuhl den Grundstein für ein Unternehmen, das wir heute als Suzuki Motor Corporation kennen, einen weltweit aktiven Hersteller von Autos, Motorrädern und Marine-Motoren. Das vom Start weg prosperierende Unternehmen landete über die Zwischenstation des Motorradbaus schließlich in der Automobilproduktion. 1955 kam der Suzulight als erstes Serienauto der Marke auf den Markt. Eine kleine bebilderte Zeitreise zur Geschichte von Suzuki haben wir auch im zweiten Teil der Fotogalerie dieses Beitrags zusammengefasst.

Unsere Highlights

Der erste Suzuki Jimny kam 1970

Das heutige Geburtstagskind, der Suzuki Jimny, feierte 1970 als drittes Serienauto von Suzuki überhaupt Premiere. Vorangegangen war ein geschickter Schachzug der Firmenleitung: Der kleine japanische Hersteller Hope Motor Company war auf der Suche nach Partnern für den Bau des HopeStar ON360 zuvor bei Mitsubishi gescheitert. Bei Suzuki wurde nicht lange gefackelt und die Konstruktionsrechte erworben. So kam mit dem 1968 vorgestellten und lediglich rund 15 mal gebauten Offroad-Winzling HopeStar ON360 die Blaupause zur Entwicklung des künftigen Jimny zum Suzuki-Konzern, der Beginn einer globalen Erfolgsgeschichte.

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Die Eckdaten des HopeStar ON360 und des auf seiner Basis entwickelten Suzuki Jimny entstammten den Vorgaben der heute noch existenten Kei-Car-Klasse in Japan, die Obergrenzen bei den Abmessungen und der Motorisierung von Kleinstwagen setzt. In diesem Fall: Länge x Breite maximal 3 x 1,4 Meter, maximaler Hubraum 360 Kubikzentimeter (heute liegen diese Werte höher). Genau diese Grenzen hielt der erste Suzuki Jimny ein, der von einem Zweitaktmotor mit 360 ccm und 24 PS Leistung angetrieben wurde.

Entworfen als Kei-Car

Der erste Jimny, Produktcode LJ10, war noch ein rein für den japanischen Markt entwickeltes Fahrzeug und unterschied sich von seinen bis 1981 gebauten Brüderchen durch einen noch quergerippten Kühlergrill, doch bereits 1972 fand der Jimny mit dem Folgemodell LJ20 zum Markengesicht, wie wir es bis heute kennen.

Suzuki Historie 50 Jahre Jimny
Suzuki
Der allererste Jimny: Suzuki LJ10 aus dem Jahr 1970

Erste Exporterfolge feierte der Jimny ab 1975 in Australien, einem traditionell wichtigen Markt für die japanischen Rechtslenker-Fahrzeuge, immer noch mit einem Zweitaktmotor. Für Deutschland hieß es nach wie vor: Bitte warten. Erst im Jahr 1976 erfolgte die Gründung der Suzuki Motor Handels GmbH mit Sitz in München, wo man sich zunächst auf den Vertrieb von Motorrädern und Bootsmotoren konzentrierte. Im Jahr 1979 war es dann endlich soweit: Mit der Premiere auf der IAA in Frankfurt wurde der Jimny, mittlerweile in der letzten Evolutionsstufe der ersten Generation, als Suzuki LJ 80 offiziell dem Publikum vorgestellt.

Im Deutschland zu Beginn der 1980er Jahre schlug der kleine Offroader gewaltig ein. Die Geländewagenszene stand am Beginn eines Boom-Jahrzehnts, Allradfahrzeuge wie der Lada Niva oder der Daihatsu Wildcat hatten gerade erst die deutsche Bühne betreten und komplettierten das Angebot an handfesten Geländegängern, das bis dato in erster Linie aus (nicht eben günstigen) Modellen der Marken Jeep, Land Rover und Toyota bestand. Zunächst als Grauimport aus Nachbarländern schon ab rund 10.000 Mark erhältlich, ab dem Frühjahr 1980 dann offiziell zu Preisen ab 12.500 DM angeboten, war der Hype für den (auch noch überragend geländetauglichen) Geländewagen-Zwerg unvermeidlich, binnen kürzester Frist mauserte sich der LJ80 zum Verkaufsschlager in Deutschland.

Die zweite Generation Jimny hieß bei uns SJ und Samurai

Lange Zeit blieb ihm dazu jedoch nicht. Die zweite Generation Jimny trat unter dem Produktcode SJ bereits 1981 auf den Plan. Zunächst als SJ 410, noch einmal zwei Jahre später als SJ 413. Abzulesen am Modellcode: Der Hubraum von zunächst einem und beim SJ 413 dann 1,3 Liter. Obwohl die SJ-Modelle im Vergleich zum Ur-Jimny einen gewaltigen Größensprung hinlegten und sich auch als brauchbare Alltags-Autos erwiesen, blieben sie doch dem ursprünglichen Jimny-Credo treu: Kompakt, leicht und kompromisslos geländetauglich, das Straßenfahrverhalten stand recht weit hinten auf dem Zettel der Entwickler.

Die SJ-Baureihe, aus der 1984 der breitere, modernere Suzuki Samurai hervorging, hielt sich dann fast zwei Jahrzehnte auf dem deutschen Markt. Mit immer neuen Modernisierungen, darunter ein bei Santana in Spanien gebautes Dieselmodell (erst mit einem PSA-, dann mit einem Renault-Diesel) wurde der Samurai fit gehalten. Seinen Abschied nahm er bei uns erst 1998, nachdem eine nochmalige Modellpflege mit der Umrüstung von Blatt- auf Schraubenfedern nicht mehr den offiziellen Weg nach Deutschland fand.

Der Jimny 3 blieb am längsten bei uns

Vorhang auf für den Jimny, Generation 3: Erstmals wurde der neue Gelände-Mini auch in Deutschland unter seinem ursprünglichen Namen vermarktet. Und er setzte nahtlos da an, wo seine Vorgänger aufgehört hatten: Als ultrakompakter, handfester und vor allem bezahlbarer Geländewagen, der hohen Nutzen im Offroadeinsatz als oberstes Prinzip hatte. Angesichts der Fahrt aufnehmenden, bis heute andauernden SUV-Welle (1994 kam Toyota mit dem ersten Neuzeit-SUV, dem RAV4, auf den Markt), war der Suzuki Jimny bereits damals Fels in der Brandung und blieb es satte 20 Jahre lang: Wer einen kompakten Geländewagen für den tatsächlichen Einsatz im Gelände brauchte – und das waren von Landwirten und Jägern bis hin zu Bauunternehmen nicht wenige – griff zwangsläufig zum Jimny. Noch im letzten vollen Verkaufsjahr 2017 setzte Suzuki Deutschland fast 7.000 Jimny der 3. Generation bei uns ab.

In den 20 Jahren, die der Jimny 3 bei uns zubrachte, gab es natürlich zahlreiche Modifikationen, darunter abermals eine Dieselvariante, erneut gebaut bei Santana in Spanien. Die Spanier produzierten auch die Cabrio-Versionen des Jimny 3, wobei wie bereits beim Samurai die Fertigungsqualität der Santana-Modelle eher durchwachsen war. Generell nicht wirklich berauschend stand es – in leidiger Tradition – um die Rostvorsorge des Gelände-Knuffels, die geschlossenen Jimny aus Japan machen da keine Ausnahmen.

Neuvorstellung mit Notbremsung: Der Jimny 4

Seit Ende 2018 kam dann, unter Fans ähnlich heiß ersehnt wie damals der LJ80, der Jimny 4 in Europa auf den Markt. Das wieder stark im Stil der LJ- und SJ-Modelle verkantete Design mit Rundscheinwerfern, der erheblich stärkere 1,5-Liter-Motor mit 102 PS, die moderne Technik mit zahlreichen neuen Assistenzsystemen – die Nachfrage brachte die Suzuki-Händler zu einem Dauergrinsen. Allerdings nicht sehr lange. Denn bereits Anfang 2019 zeichneten sich Lieferprobleme ab, 2020 wurde dann auch ein offizieller Verkaufsstopp verhängt. Nicht nur die enorme Nachfrage auch auf dem Heimatmarkt in Japan leitete die Notbremsung ein. Vor allem waren es die verschärften CO2-Grenzwerte mit drohenden Strafzahlungen, die den mit Abstand sparsamsten (6,8l Normverbrauch) Geländewagen in Deutschland aufs Abstellgleis führten.

Doch damit ist die 50jährige Geschichte noch längst nicht zu Ende erzählt: 2021 soll es in Europa weitergehen mit dem Jimny. Die Lösung: Er mutiert wie bereits früher der Jimny Ranger zu einem Transporter mit ausgebauten Rücksitzen und abgetrenntem Laderaum und fällt dann nicht mehr unter die strengen Pkw-Regeln. Im Frühjahr 2021 soll es laut Suzuki Deutschland soweit sein. Bis dahin müssen die Kaufinteressenten warten oder in den sauren Apfel Gebrauchtmarkt beißen: Dort werden neuwertige Jimny 4 aktuell zu Schwarzmarktpreisen gehandelt (bis zu 40.000 Euro), selbst für reichlich zerrüttete Jimny 3 aus den Anfangsjahren werden bis zu 8.000 Euro verlangt und auch bezahlt.

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Fazit

Auch wenn der Suzuki Jimny zu seinem 50. Geburtstag in Europa kaum feiern kann, da aktuell nicht verfügbar, wird die Karriere dieses einzigartigen Offroaders im Jahr 2021 hoffentlich fortgeschrieben. Angesichts der so zahl- wie gesichtslosen modernen Allerwelts-SUV, die oftmals noch nicht einmal vier angetriebene Räder vorweisen können, ist er der letzte Lichtblick für Kunden, die ins Gelände wollen oder müssen, ohne ein bis zwei Jahresgehälter zu investieren. Diese Einzigartigkeit bleibt uns hoffentlich noch ein bisschen erhalten.

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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