Wer nach dem perfekten Gebrauchtwagen sucht, landet nicht bei den ewigen Vergleichstestsiegern, wie etwa kompakten Kombis, Familien-SUVs oder Langstrecken-Limos. Er landet bei einem lustigen kleinen Geländewagen, der nach einer Cartoon-Grille benannt ist, und ebenso kultig wie nützlich ist. Hier sind fünf gute Gründe, warum Sie sich jetzt einen Suzuki Jimny der von 2018 bis 2024 angebotenen zweiten Generation sichern sollten.
1. Er ist der Letzte seiner Art
Wie wir schon im Gebrauchtwagen-Tipp zum Jaguar F-Type erläutert haben, umweht ein gewisser Zauber solche Modelle, von denen es definitiv keine Nachfolger mehr geben wird. Verschwindet ein Fahrzeug vom Neuwagen-Markt, das zuvor eine ganz bestimmte Lücke füllte, ringen Käufer um die verbleibenden Gebrauchtexemplare. Die Preise steigen. Das Ganze wird nochmals beschleunigt, wenn man betrachtet, dass echte Nutztiere, die wie der Jimny auch für den professionellen Einsatz vorgesehen sind, ohnehin extrem wertstabil sind und von ihren Erstbesitzern höchst selten schon nach ein paar Jahren wieder zum Verkauf angeboten werden. Klingt kompliziert? Schauen Sie sich mal Preise für gebrauchte Toyota Land Cruiser, oder die Mercedes G-Klasse an. Apropos: ähnlich wie der Austro-Schwäbische Gelände-Methusalem kennzeichnet auch den Jimny ein kantiges und zeitloses Design, das auch in zehn Jahren noch nicht altbacken wirken dürfte. So viele Vorzüge finden sich auf dem Gebrauchtmarkt selten. Wer also unbedingte Anlagesicherheit sucht und sich keinen Porsche 911 leisten kann, der kann getrost zum Suzuki Jimny greifen.
2. Sein einzigartiges Format
Schon immer füllten der Suzuki Jimny und seine Vorläufer praktisch im Alleingang ihre Marktlücke. Und die bedient Almbewohner, Weinbergbesitzer und vor allem Förster, die auf schmalem Fußabdruck den Weg ins Unterholz suchen. Weil möglichst knappe Abmessungen (nur gut 1,60 m Breite) dabei ebenso wichtig sind wie die große Bodenfreiheit, besaß das Winz-Format schon immer Vorrang gegenüber einem enormen Platzangebot. Wobei letzteres gar nicht mal knapp ausfällt. Bei Suzuki kennt man schon seit den Zeiten des kleinen Eljot das Format mitteleuropäischer Waldfreunde, sodass das Entern durch die großen Türen und das Platznehmen im geräumigen Cockpit angenehm ausfällt. Die von einer massiven Stoßstange unterbaute Heckklappe nimmt fast die gesamte Fläche des Wagenhecks ein. Und sie schwenkt zur Seite auf, sodass der ordentlich bemessene Stauraum bestmöglich genutzt werden kann – ganz speziell japanisch übrigens von links, denn die Klappe schwenkt nach rechts auf. Es soll Jimnys geben, die schon hunderte Wildsäue im Kofferraum befördert haben, aber noch keinen einzigen Mitfahrer im Fond. Dort wird nämlich der ganze Platz zusammengegeizt, wodurch sich die Rückbank höchstens zur Mitnahme kleiner Kinder eignet. Nicht selten bleibt sie ab dem Tag der Auslieferung umgeklappt oder gar ausgebaut in der Garage stehen. Apropos: Alle ab Oktober 2021 in die EU gelieferten Jimny verzichten auf Rücksitze. So lassen sie sich als Nutzfahrzeug der Klasse N1 zulassen, sodass der vergleichsweise hohe Verbrauch nicht die Flottenbilanz von Suzuki trübt. Stattdessen gibt's ein Trenngitter hinter der ersten Sitzreihe. Dabei blieben übrigens auch die Seiten- und Kopfairbags auf der Strecke. Während diese Versionen kaum praktische Nachteile gegenüber den PKW-Jimnys bieten, sollten Sicherheitsbewusste Käufer doch lieber zu einem älteren Exemplar mit den Luftsäcken greifen.

Auf einer ganz normalen deutschen Autobahnspur als Relationsgröße fällt auf, wie winzig der Jimny wirklich ist. Mit nur 3,64 m Länge, 1,65 m Breite und stattlichen 1,72 m Höhe erinnert er an ein Raumspar-Häuschen in Downtown-Tokio. Zum Vergleich: Ein Fiat Panda ist ähnlich knirpsig, aber dennoch einen Hauch länger, breiter und vor allem deutlich flacher.
3. Im Gelände ist der Kleine riesig.
Wie geländegängig kann ein Auto sein? Große schmale Räder rollen gut über Stock und Stein, und wenn man sie dann auch noch in die äußersten Ecken der Karosserie verbannt, ist nirgends Blech im Weg, wo man stattdessen steile Hänge erklimmen, oder tückische Rampen bezwingen kann. Findet sich dazwischen dann ein Mini-Radstand und eine Schrumpf-Spurweite, passt die Fuhre wirklich überall hin, und mit nur rund 1.100 Kilo Leergewicht versackt sich's nicht so schnell im Morast. Außerdem genügt dann ein leichter, simpel konstruierter Motor, um alles in Schwung zu halten. Besser geht's kaum. Wie es sich auch bei größeren Off-Roadern geziemt, fußt all dies auf einem stabilen Leiterrahmen. Er wird leicht torkelig, aber ungeheuer unterhaltsam von zwei Starrachsen durch die Gegend gerollt. Sie werden von doppelt angelenkten Längslenkern und einem hinteren Panhardstab halbwegs auf Kurs gehalten. Die Motorkraft, immerhin 102 PS und 130 Newtonmeter aus einem knurrig quirligen 1,5-Liter-Saugbenziner, lässt sich neben den üblichen fünf Fahrstufen durch eine Geländeuntersetzung multiplizieren. Nur auf eine Differenzialsperre muss als einziges Offroad-Feature serienmäßig verzichtet werden. Suzuki beteuert in der Verkaufsbroschüre seinerzeit aber die Gewichtsersparnis, und die elektronische Traktionskontrolle, die bei zu viel Schlupf helfen soll. Die Entscheidung lassen wir unkommentiert und verweisen auf zahllose Exemplare, deren Besitzer eine Sperre aus dem Zubehör nachgerüstet haben.

Wie oft reden selbsternannte Herrenfahrer über die perfekten Einstiegs-Sportwagen. Warum nicht hobbymäßig zum idealen Einstiegs-Geländewagen greifen, der dank seiner kernigen Technik richtig viel kann?
4. Zweitwagen mit Herz
Zugegeben, nicht jeder pirscht ständig mit der Wildwanne im Heck durch Wald und Flur, und viele können auch auf die enorme Kraxel-Kompetenz verzichten. Lässt man beides außer Acht, bleibt jedoch noch immer ein spaßiger, günstig zu unterhaltender Kleinwagen übrig, der garantiert in jede Parklücke passt. Natürlich muss glasklar sein, dass jeder Stadtflitzer spätestens auf Landstraßentempo eine deutlich bessere Figur macht, als der Jimny, der mit seinen matschigen Wanderschuhen in die Innenstadt und über die Autobahn stampft. Wer ihn jedoch meist auf Kurzstrecken oder zum Einkaufen nutzt, macht keinerlei Abstriche. Mehr noch: wer sich hobbymäßig dem Offroad-Fahren widmet, findet mit dem Jimny ein astreines Freizeitgerät, welches nicht die Bank sprengt und anders als Roadster oder Motorrad auch ganzjährig nutzbar ist. Und ganz nebenbei wird er wie bereits erwähnt auch ordentlich wertstabil bleiben.
5. Wo ist der Haken?
Am Heck. Wo sonst? 1300 Kilo dürfen gezogen werden, wobei maximal 75 Kilo auf die Stützlast entfallen. Natürlich sind das nicht die Werte, mit denen Sie Ihre Yacht von der Nordsee bis ans Mittelmeer ziehen, doch bestückt man einen Jimny mit einem kleinen Einachs-Hänger, vergrößert sich sein Nutzwert als Multitool. So wird er zum idealen Brennholz-Holer. Aber auch ohne das Wortspiel mit der Anhängerkupplung gibt es am Jimny wenig, was einem sprichwörtlichen Haken gleicht. Rost ist ein seltenes Thema – aber wirklich nur dann, wenn der Jimny permanent im Gelände ackert, ohne je gepflegt zu werden. Am schlauesten ist es, den Neuzustand am Unterboden so gut wie möglich mit Sprühwachs zu wahren. Das kostet nicht viel, lässt sich selbst erledigen, und jederzeit erneuern. Mögliche Ausnahme: Ehemalige Winterdienstfahrzeuge, die ihren Dienst mit Schneepflug und Salzstreuer verrichten. Das geht nicht nur ans Material, sondern beschleunigt Korrosion ums 100-fache. Autos, die ständig im Matsch baden (und dann nicht ordentlich gereinigt werden) haben Probleme mit festgammelnden Vorderradbremsen. Einzelne Chargen besitzen offenbar mangelhafte Polsterkerne in den Vordersitzen – ein Schicksal, von dem jedoch nur einzelne Besitzer klagen. Ansonsten ist der Jimny so altmodisch robust, wie es seine japanische Herkunft erahnen lässt. Tatsächlich gibt's hier und da mal Logistikprobleme und längere Wartezeiten, wenn doch mal ein Ersatzteil hermuss, was nicht dem üblichen Verschleiß entspricht. Geschenkt – ansonsten ist der Jimny-Unterhalt extragünstig.

Die Anhängerkupplung, sollte sie denn nicht vorhanden sein, lässt sich dank der Mini-Überhänge und des stabilen Leiterrahmens sehr leicht Nachrüsten und schraubt den Nutzwert des Jimny noch weiter nach oben.
Und wie kaufe ich am besten einen?
Abschließend muss das Wörtchen "günstig" natürlich von zwei Seiten betrachtet werden. Ja, der kleine Suzuki macht kaum ärger und kostet ein Butterbrot im Unterhalt, aber gerade weil er so gut, beliebt und wertbeständig ist, liegen die Gebrauchtpreise auf einem hohen Niveau. Selbst der nur 85-PS-starke Vorgänger kratzt als spätes Baujahr an der 20.000-Euro-Marke. Darunter ist an den Kauf des hier präsentierten GJ, also der zweiten Generation, nicht zu denken. Die rund 500 online inserierten Exemplare liegen im Schnitt zwischen 25 und 30.000 Euro. Und direkt darüber beginnen bereits fabrikneue Restbestandsfahrzeuge. Daher müssen Sie weniger auf den Preis achten als auf die Vorgeschichte. Denn teuer sind sie alle – suchen Sie sich also ein Auto mit geringem Offroad-Einsatz und guter Pflege. Nicht mal die Laufleistung ist dafür zwangsläufig ausschlaggebend. Im Wald kommen nicht viele Kilometer zusammen. Und wenn Sie wirklich einen Jimny als geliebten Lebenspartner suchen, dann besorgen Sie sich jetzt noch ein neues Exemplar.