Dacia hat plötzlich Konkurrenz bekommen. Die Rumänen sind nicht mehr allein im absoluten Discount-Segment. Seit Kurzem mischen die Koreaner von KGM, zuvor als Ssangyong bekannt, im harten Preisbrecher-Geschäft mit. Und haben mit dem Tivoli Nomad einen Kompakt-SUV im Programm, der sicher nicht ganz zufällig exakt so viel kostet wie das SUV-Basismodell der Konkurrenz: Das KGM-Einstiegsmodell kostet mit 18.990 Euro genauso viel wie der günstigste Dacia Duster .
Und der KGM Tivoli Nomad ist mitnichten eine rollende Verzichtserklärung. Sein 1,5-Liter-Turbobenziner leistet 163 PS, liefert ein höchstmögliches Drehmoment von 280 Newtonmetern und schiebt den SUV auf immerhin 193 km/h. Wer die 18.990-Euro-Marke partout nicht überschreiten möchte, verwaltet die sechs Gänge manuell; die optional erhältliche Sechsgang-Automatik kostet 2.000 Euro extra. Auch die Ausstattung ist ordentlich. Der Nomad bringt Dinge wie eine manuelle Klimaanlage, Sitzheizung vorn, Infotainment-System samt zentralem 9,2-Zoll-Touchscreen, Apple-Carplay- und Android-Auto-Konnektivität (per Kabel), Rückfahrkamera sowie 16-Zoll-Leichtmetallfelgen ohne Extrakosten mit. Das Assistenzpaket umfasst Details wie Spurhalteassistent, Tempomat und Verkehrszeichenerkennung.
Da kann der billigste Duster nicht mithalten. Für 18.990 Euro bietet er lediglich einen 74 kW (101 PS) und maximal 170 Newtonmeter starken Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner, der den 1.351 Kilogramm schweren SUV in 13,2 Sekunden von Null auf Hundert und auf maximal 168 km/h schiebt. Eine Eigenheit des Antriebs ist die bivalente Auslegung, sodass der Motor nicht nur mit Superbenzin, sondern auch mit Autogas (LPG) gefüttert werden kann. Die Highlights der schmalen Serienausstattung sind eine Multimedia-Anzeige im Fahrer-Display und heckseitige Parkpiepser; das Low-Light sind 16-Zoll-Stahlfelgen.
Wer für 18.990 Euro einen SUV eines deutschen oder (west-)europäischen Herstellers haben möchte, muss auf einen Mega-Rabatt hoffen oder sich direkt auf dem Gebrauchtwagenmarkt umsehen. Wir haben nachgeschaut, was Zweit- oder Dritthandautos für diesen Tarif bieten – exemplarisch anhand der beliebten SUV-Modelle VW T-Roc , Ford Kuga und BMW X1 .
VW T-Roc
Die T-Roc-Modellversion, die bei den Online-Gebrauchtwagenbörsen am häufigsten zum Nomad-Preis auftaucht, ist der 1.0 TSI, also das Basismodell mit Dreizylinder-Turbobenziner und 116 PS. Das erste für 18.990 Euro gefundene Auto ist schon relativ alt (Erstzulassung Januar 2019), weist für die über sechs Jahre aber einen sehr geringen Kilometerstand auf (37.240). Die typischen Daten eines Rentnerfahrzeugs oder Zweitwagens. Immerhin ist die recht umfangreiche Style-Ausstattung an Bord, die kaum Wünsche offenlässt. In der Regel sind VW T-Rocs in der Sub-19.000-Euro-Kategorie mit dem Dreizylinder-Turbo mit vier bis fünf Jahren auf dem Buckel, mittleren fünfstelligen Laufleistungen und ordentlichem Ausstattungsniveau zu bekommen.
Mehr T-Roc-Power gibt es natürlich auch für 18.990 Euro. Wer den Kompakt-SUV mit vier Zylindern, 1,5 Litern Hubraum und 150 PS haben möchte, muss allerdings fast ausnahmslos Kilometerstände knapp über 100.000 in Kauf nehmen. Dafür besteht hier die Option des automatischen Doppelkupplungsgetriebes, das für den schwächeren T-Roc ab Werk nicht zu bekommen war und ist. Selbst zum gewünschten Tarif sind zahlreiche DSG-Autos verfügbar.
Ähnliche Eckdaten gelten übrigens bei der ebenfalls 150 PS starken Dieselvariante 2.0 TDI, wobei das Angebot an Automatik-Fahrzeugen jenes der Handschalter weit übersteigt. Wer seinen gebrauchten T-Roc gerne mit Allradantrieb haben möchte, trifft auf ein relativ dünnes Angebot, obwohl beim Neuwagen vier angetriebene Räder mit mehreren Motorvarianten kombiniert werden konnten und können. Die größere Chance (etwa zwei Drittel zu einem Drittel) hat man bei TDI-T-Rocs. Allerdings klettern die Laufleistungen bei 4-Motion-Modellen gemeinhin in Richtung 150.000-Kilometer-Marke.
Ford Kuga
Ein SUV vom Schlage eines KGM Tivoli Nomad, Dacia Duster oder VW T-Roc ist Ihnen zu klein? Kein Problem! Der Gebrauchtwagenmarkt hält auch eine Klasse größer gute Angebote bereit. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Ford Kuga der aktuellen Generation samt reichhaltiger Titanium- oder ST-Line-Ausstattung mit etwa 40.000 bis 80.000 Kilometern auf der Uhr? Für 18.990 Euro finden sich zahlreiche Exemplare mit dem dreizylindrigen und 150 PS starken 1,5-Liter-Turbobenziner im Angebot. Der Motor überträgt seine Kraft stets auf die Vorderachse und gilt als adäquate Antriebsquelle für den Kuga. Das Angebot an Handschaltern und Automatik-Fahrzeugen hält sich in etwa die Waage.
Der ebenfalls zum gewünschten Tarif erhältliche Plug-in-Hybride ist nur etwas für mutige Gebrauchtwagenkäufer. Einerseits, weil die Laufleistungen von PHEV-Kugas in der Regel klar oberhalb der 100.000-Kilometer-Marke liegen. Und andererseits, weil die Kombination aus 2,5-Liter-Benziner, Elektromotor und Lithium-Ionen-Akku als extrem problembehaftet gebrandmarkt ist. Kugas mit Hybridantrieb wurden bereits mehrfach per Rückruf in die Werkstätten beordert; unter anderem musste die Hochvoltbatterie ersetzt werden. Die positive Lesart: Falls die Maßnahmen gefruchtet haben, fährt man einen sparsamen Teilzeitstromer mit zwischenzeitlich runderneuertem Antrieb. Falls nicht, erfreut sich vornehmlich die nächstgelegene Vertragswerkstatt an dem Auto, nicht der Besitzer oder die Besitzerin.
Auf-Nummer-sicher-Typen greifen besser zu einem der zahlreich angebotenen Dieselautos, die auf breiter Front sowohl mit dem 120 als auch dem 150 PS starken Selbstzünder angeboten werden. Die Kilometerstände mäandern hier meist um die 100.000er-Marke herum, Autos mit Titanium- oder ST-Line-Ausstattung sind klar in der Überzahl. Wer ein wenig intensiver sucht, findet sogar preislich passende Kugas mit Allradantrieb, die zudem meist mit der 190 PS starken Variante dieses Turbodiesels bestückt sind.
BMW X1
Lust auf ein wenig Premium statt Günstig-Chic aus Korea oder Rumänien? Dann könnte ein gebrauchter BMW X1 das passende Ziel auf dem Gebrauchtwagenmarkt sein. Einen Vertreter der aktuellen – dritten – Generation U11 gibt es dafür nicht. Dafür ist das Zweithand-Portfolio beim Vorgängermodell F48 umso umfang- und abwechslungsreicher bestückt. Wobei das Angebot an Diesel-X1 jenes an Benzinermodellen interessanterweise um ein Vielfaches übersteigt. Sogar ein paar Vertreter des Plug-in-Hybrids X1 xDrive25e mit einer Systemleistung von 220 PS sind dabei, wobei hier Kilometerstände oberhalb der 125.000er-Marke die Regel sind.
Wer sich bei den Selbstzündern umschaut, hat die Qual der Wahl. Eher selten ist der stets vorderradgetriebene sDrive16d mit 116 PS dabei; der Dreizylinder-Diesel war als Neuwagen schlicht zu unbeliebt. Dafür sind die 150- (18d) und die 190-PS-Variante (20d) in rauen Mengen und ähnlich oft vertreten, wobei sich die Laufleistungen und Ausstattungsniveaus nicht fundamental unterscheiden. Das Angebot an Automatikautos überwiegt jenes an Handschaltern, und erstaunlich selten treiben die Motoren alle vier Räder an. Beim 231 PS starken Top-Diesel xDrive25d waren Allradantrieb und Achtgang-Automatik obligatorisch. Selbst ihn gibt es im 18.900-Euro-Kosmos mit vernünftiger Ausstattung und Laufleistung.
Bei F48er-X1 mit Ottomotoren ist zwar die Quantität geringer, dafür hält sich das Angebot an Modellen mit 1,5-Liter-Dreizylinder-Basismotor (18i mit je nach Baujahr 136 oder 140 PS) und Zweiliter-Vierzylinder-Turbo (178 oder 192 PS) in etwa die Waage. Wobei auch hier gilt: Weniger Leistung bedingt Vorderradantrieb, bringt als Kompensation aber meist Kilometerstände locker im fünfstelligen Bereich mit sich. Etwa Fifty-Fifty verteilen sich hier die Getriebevarianten. Wer gerne selbst die Gänge sortiert, ist beim stärkeren X1 i20 raus; ihn gab es ab Werk ausschließlich mit Automatik- oder Doppelkupplungsgetriebe. Dafür ist hier mehrheitlich Allradantrieb angesagt.
Eine Option, die für 18.990 Euro weder ein fabrikneuer KGM Tivoli Nomad noch ein Dacia Duster bietet. Wer das möchte, landet bei beiden Autos preislich im mittleren 20.000-Euro-Bereich.