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Ford Explorer und VW ID.4 im Vergleich
Modulare Elektro-Brüder

Ford Explorer und VW ID.4 nutzen dieselbe Modulare Elektro Plattform (MEB) des VW-Konzerns. Wo liegen die Unterschiede und wer macht’s besser?

Ford Explorer und VW ID.4 Elektro-Crossover im Vergleich
Foto: Ford/VW, Montage: Of-Allinger

Auf den ersten Blick eigenständig, auf den zweiten technisch eng verwandt: Ford Explorer und VW ID.4 treten im selben Segment an, kommen von konkurrierenden Marken und stammen gleichzeitig aus einer Kooperation. Beide Mittelklasse-Crossover nutzen den Modularen Elektrobaukasten (MEB) des Volkswagen-Konzerns, sind also miteinander verwandt und auch Audi Q4 E-Tron sowie Skoda Enyaq technisch ähnlich.

Das Eigenständige am Explorer

Ford Marketing-Chef Christian Weingärtner betont im Interview mit auto motor und sport das Eigenständige am neuen Elektro-Crossover Explorer: "Vom Exterieur mit seinem breiteren Auftritt – wozu auch eine breitere Spur zählt – bis zum Interieur mit seinen sportlichen Vordersitzen inklusive integrierter Kopfstützen und der Soundbar sowie dem großen, verschiebbaren Display im Hochformat ist alles Ford." Gemeinsamkeiten mit VW? Lichtschalter und Plattform.

Der große E-Ratgeber

Tatsächlich erinnert auf den ersten Blick nur ein Detail an die Plattformbrüder von Audi, Skoda oder VW. Ford spricht seine Designsprache mit einem härteren Akzent als die Wolfsburger ID-Gestalter: Kantig ragt die Front auf, an der gut sichtbar das "Blue Oval" prangt. Knappe Überhänge und betonte Radläufe lassen den Viertürer stämmig auf der Straße stehen. Schwarz abgesetzte Säulen trennen die Kabine vom Körper, die Streifen in der C-Säule erinnern an frühe Citroen BX und, tatsächlich, den ID.3 von VW – ebenfalls ein Plattformbruder des Explorer.

Die konturierte Haube wirkt mächtig, obwohl außer einem Frunk (Frontkofferraum), in den ein Reifenreparaturset passt, nichts drunter ist. Mit einer Ausnahme: Beim 340 PS starken Topmodell sitzt vorn ein zweiter Elektromotor.

Antrieb: Ford stärker als VW

Die drei Antriebsvarianten – 125 kW, 210 kW und 250 kW – sortiert Ford in einer eigenen Staffelung. Bei VW liegen die Motoren mit 150, 195 und 220 kW näher beisammen. Die stärkste Version hat jeweils einen zweiten Motor und damit Allradantrieb serienmäßig. VW bietet mit dem ID.4 Pro 4Motion, dessen beide Elektromotoren zusammen 195 kW stark sind, eine zweite Allradversion an. Die schwächeren Modelle haben einen Elektromotor an der Hinterachse – klassischer Heckantrieb wie einst beim VW Käfer. Der hat bekanntlich am 17. Februar 1972 mit 15.007.034 Exemplaren das Ford T-Modell als meistgebautes Auto der Welt abgelöst.

Laden und Reichweite

Ford gibt für den Explorer 500 Kilometer Reichweite, aber noch keine Ladezeiten an. Das "Blue Oval Charge Network" bietet aktuell 400.000 Ladepunkte, 2024 sollen es 500.000 sein. Ford-Kunden bekommen "einen speziellen, besonders günstigen Ionity-Ladetarif", so der Hersteller. Im Volkswagen-Ladenetzwerk "We Charge sind "mehr als 300.000 Ladepunkte" zusammengefasst.

Der ID.4 pumpt an Schnellladern mit bis zu 135 kW in rund 36 Minuten seinen Akku von fünf auf 80 Prozent Ladestand. Die Akkukapazität aller Varianten beträgt 77 kWh, die schwächste Version kommt damit 531 km weit, das Topmodell 500 km.

Innenraum: Mehr Platz im VW

Der 4,58 Meter lange VW ID.4 bietet laut VDA-Norm 543 bis 1.575 Liter Kofferraumvolumen. Ford gibt für den Explorer 450 Liter an. Maximal packt der Kölner "mehr als 1.400 Liter" ins Heck. Der verstellbare Kofferraumboden schafft einen größeren Kofferraum oder eine Ablage und eine ebene Ladekante. Die Gepäckraumabdeckung bewegt sich mit der Heckklappe nach oben und unten.

VW ID.4 GTX Fahrbericht
VW/Ingo Barenschee
Der Kofferraum des ID.4 ist den Daten nach größer als der des Explorer.

Zwischen den Vordersitzen bietet der Explorer in einer "Mega Console" Platz für einen Laptop oder vier große Getränkeflaschen. Die 12-fach einstellbaren Vordersitze sind serienmäßig beheizbar, der Fahrersitz hat außerdem eine Massagefunktion auf Höhe der Lendenwirbel. Gegen Aufpreis bringt ein Panoramadach mehr Licht ins Auto – das gibt es bei VW wie Ford. Mit Anhängekupplung zieht der ID.4 bis zu 1.400 Kilogramm.

Infotainment: cooles Ford-Display

Einen Vorteil hat der Explorer beim mittigen Bildschirm: Der horizontal angeordnete Touchscreen mit 14,6 Zoll Diagonale lässt sich stufenlos um bis zu 30 Grad neigen und in der Höhe einstellen. In der tiefsten Stellung dient das Display als Deckel für ein Fach, in dem zwei USB-C-Ports Anschluss und Strom liefern. In einem weiteren Fach laden auch große Smartphones induktiv.

Ford Explorer Innenraum
Ford
Vorteil Ford: Das neigbare und in der Höhe verstellbare Horizontal-Display hat der Explorer dem ID.4 voraus.

Dummerweise wird beim Ford, genau wie beim VW, die Temperatur über Touchfelder und nicht etwa über leichter bedienbare Schalter geregelt. Das Instrumentendisplay vor dem Lenkrad hat bei beiden eine Diagonale von 5,3 Zoll.

Assistenzsysteme und Ausstattung

Zwölf Ultraschall-Sensoren, fünf Kameras und drei Radargeräte liefern bei Explorer und ID.4 Daten für eine 360-Grad-Überwachung des Fahrzeugumfelds. Sensoren im Lenkrad checken, ob der Fahrer fit und aufmerksam ist und warnen ihn, wenn er müde wird.

Spurwechsel können beide Elektroautos übernehmen: Wenn der Fahrer den Blinker setzt, schert das Auto aus, positioniert sich in der Mitte der Fahrspur und passt die Geschwindigkeit an das vorausfahrende Fahrzeug an – im Rahmen dessen, was die Verkehrszeichen-Erkennung sieht oder der Fahrer vorgibt.

Im Stau bremst das Auto bis zum Stillstand und fährt auf Antippen des Strompedals oder Knopfdruck wieder los. Beim Aussteigen warnt der "Clear-Exit Assist" vor dem Öffnen der Türen, wenn sich von hinten ein Fahrzeug nähert. Nach vorne schaut der Pre-Collision Asist, ob Fußgänger, Radfahrer oder Fahrzeuge den Weg kreuzen und warnt oder bremst zur Not. Einparken beherrscht ein weiterer Assistent quer und längs zur Fahrtrichtung, Ausparken klappt parallel autonom.

Preise: Explorer ab 45.000 Euro

Ford will den Explorer in zwei Ausstattungsvarianten anbieten, wovon die günstigere rund 45.000 Euro kosten soll. Das liegt leicht unterhalb der VW-Listenpreise, die bei 46.335 Euro beginnen. Allerdings hat der Basis-ID.4 150 kW und der schwächste Explorer 25 kW weniger. Ein genauer Preisvergleich wird ohnehin erst möglich sein, wenn der Ausstattungsumfang feststeht.

Kooperation spart Zeit und Geld

Der Grund für die pragmatische Kooperation, für die Ford 1,83 Milliarden Euro in den Umbau des Kölner Werks vom Fiesta-Produktionsort zum "Electrification Center" steckt? Entwicklungszeit und -kosten sparen sowie "neben dem Mustang Mach-E schnell ein zweites, eigenständiges Fahrzeug anbieten" zu können. Die US-Modelle wie der Fullsize-Pickup F-150 Lightning seien für Europa zu groß und der Aufwand, für Europa eine eigene Elektro-Plattform zu entwickeln zu hoch, erklärt Weingärtner.

Wie der Mustang bekommt auch der MEB-Ford einen Namen aus der Historie. Vor 30 Jahren kam der US-Geländewagen mit Kölner Vierliter-V6 auf den deutschen Markt. Ein Erfolg. Den soll auch der elektrische Explorer haben. Der VW, seit November 2020 erhältlich, hat sich schon im Elektroauto-Markt positioniert.

Es ist übrigens nicht die erste Kooperation von Ford und VW: Die Nutzfahrzeuge Caddy und Tourneo Connect sowie die Pickups Ranger und Amarok sind technisch weitgehend identisch. Schon in den Neunzigerjahren hatte VW mit Ford die Vans Galaxy und Sharan gemeinsam entwickelt und gebaut.

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Der Explorer, weil Ford das coolere MEB-Crossover baut.Der ID.4, weil das Original von VW kommt.

Fazit

Optisch und technisch tritt der Explorer eigenständig auf. Die Formensprache von Ford ist kantiger und das Topmodell hat mehr Leistung als bei VW. Der VW bietet mehr Kofferraumvolumen und eine zweite Allradvariante. Eine clevere Idee von Ford ist das neigbare und verschiebbare Horizontal-Display. Bedienschwächen wie das Einstellen der Temperatur teilen sich beide Modelle, ebenso Software und Assistenzsysteme.

Technische Daten
VW ID.4 Pro Performance (77 kWh) Pro
Grundpreis46.335 €
Außenmaße4584 x 1852 x 1634 mm
Kofferraumvolumen543 bis 1575 l
Höchstgeschwindigkeit160 km/h
Verbrauch4,9 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten