Interview Stefano Domenicali, CEO Lamborghini:

Lamborghini-CEO Domenicali im Interview
V12 für Aventador-Nachfolger, Hybrid für den Urus

Zuletzt aktualisiert am 16.05.2020
Kurz nach dem Huracán EVO RWD zeigen Sie nun die Spyder-Variante. An welche Interessenten richtet sich der hinterradgetriebene Sportwagen generell?

Domenicali: Für viele Kunden ist der Huracán RWD tatsächlich der Einstieg in die Lamborghini-Welt. Er definiert sich vor allem über seinen Charakter und die Preispositionierung. Zudem sind die Käufer recht jung, zwischen 30 und 45 Jahre alt. Und was den Spyder angeht: Gerade jetzt, wo vieles geschlossen ist, ist es doch toll, mit einem offenen Sportwagen zu fahren, oder?

05/2020, Lamborghini Huracan Evo RWD Spyder
Lamborghini
Sie sprachen den Charakter des RWD an. Wie ist der denn?

Domenicali: Natürlich ist hier Hinterradantrieb das Hauptmerkmal. Bei den richtigen Rahmenbedingungen fährt sich dieser Huracán etwas lebendiger und heckbetonter als die Variante mit Allradantrieb. Die hat ein noch präziseres Fahrverhalten.

Inzwischen gibt es ja Allradsysteme, bei denen sich Kraftübertragung zur Vorderachse unterbrechen lässt. Wäre das für den Huracán-Nachfolger nicht optimal?

Domenicali: Unsere Kunden schätzen die große Bandbreite des Huracán-Angebotes. Und da können wir für jeden Geschmack etwas anbieten, auch im Hinblick auf unterschiedliches Fahrverhalten zwischen AWD und RWD. Für das Allradsystem beim Huracán-Nachfolger lassen wir uns ganz sicher wieder eine interessante technische Lösung einfallen.

Müssen Sie den Nachfolger des Huracán elektrifizieren?

Domenicali: Ja, davon gehe ich aus. Und darin sehe ich auch durchaus Potenzial für die Fahrdynamik.

Dann erzählen Sie doch mal…

Domenicali: Dafür ist es noch zu früh. Aber gerade mit Blick auf unsere junge Kundschaft müssen wir in immer kürzerer Frequenz was Neues bieten. Da planen wir nun die nächsten Schritte mit der aktuellen Baureihe.

Ein neuer Performante zum Beispiel?

Domenicali: Möglicherweise.

Lamborghini
Steht denn schon fest, ob der V10-Saugmotor im Huracán überlebt?

Domenicali: Nein, noch nicht, doch die Entscheidung muss bald getroffen werden. Klar ist, dass Lamborghini produktseitig auf drei Säulen ruht: Dem Huracán, dem Urus und dem Aventador als Halo-Car. Da muss die Differenzierung perfekt sein.

Stichwort Aventador: Der V12-Saugmotor bleibt auch im Nachfolger, oder?

Domenicali: Ja, das ist sicher. Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Auch wenn wir hier nur von rund 1000 Autos pro Jahr reden, muss der V12 bleiben. Dabei wird uns die Elektrifizierung helfen.

Eine Elektrifizierung wie im Sián mit Supercaps?

Domenicali: Dieses System haben wir zunächst für die 63 Exemplare des Sián gemacht. Mal sehen, was das für den Aventador bedeutet.

Sie erwähnten bereits den Urus als tragende Säule von Lamborghini. Bei so einem SUV gibt es doch sicher Interessenten für einen Plug-In-Hybrid?

Domenicali: Ja, einen Hybrid können wir hoffentlich bald anbieten. Der Urus hat die Dimension von Lamborghini massiv verändert und uns zu einem absoluten Rekordjahr verholfen, in allen Bereichen: Absatz, Umsatz und Rendite. Jetzt müssen wir zunächst die Bestellungen abarbeiten.

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Wird denn dieser PHEV zugleich leistungsmäßig das Urus-Topmodell?

Domenciali: Nein, wir werden auch noch einen stärkeren Verbrennungsmotor zusätzlich anbieten. Wissen Sie, 70 Prozent der Urus-Käufer hatten zuvor noch nie einen Lamborghini. Und ob Sie es glauben oder nicht, in dem SUV-Segment gibt es durchaus eine gewisse Preissensibilität.

Heißt das etwa, dass Sie eine Einstiegsmotorisierung anbieten müssen?

Domenicali: Nein, das nicht. Denn der Urus muss das leistungsfähigste Modell in diesem Segment bleiben.