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VW Scirocco I Restaurierung
Mit Team-Arbeit zum Traumcoupé

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Ursprünglich suchte Holger Rausch einen VW Scirocco als Alltagsauto. Doch aus dem Plan, mit einem Bekannten das erworbene reparaturbedürftige Exemplar mit überschaubarem Aufwand aufzubereiten, wurde eine arbeitsintensive Totalrestaurierung.

VW Scirocco GL, Frontansicht
Foto: Fact

Manche Menschen sind in vielen Dingen nicht so genau. Holger Rausch aus Alsfeld im Vogelsbergkreis gehört nicht dazu. Kein Wunder, dass er immer an Klassiker gerät, die vom Zustand her viel zu schade für Alltagsfahrten sind. Das ist bei seinem 86er Porsche 911 Targa der Fall, und das war auch so bei seinem Concours-tauglichen VW Scirocco GTI, den er kürzlich verkauft hat. Aber da er schon seit seiner Studienzeit eine Vorliebe für das kantige Coupé aus Wolfsburg pflegt, kam er auf die Idee, sich einen Scirocco I als Alltagsauto zuzulegen.

Geblendet vom Scirocco-Chrommodell

Ein Inserat im Internet klang vielversprechend. Angeboten wurde ein VW Scirocco GL Serie I aus erster Hand, seit 16 Jahren stillgelegt. Die Besichtigung im bayerischen Olching fiel zufriedenstellend aus. "Mich reizte die Tatsache, dass es sich um ein Chrommodell handelte und bestimmte Dinge wie das Interieur in gutem Zustand waren", erinnert sich der Hesse. Klar fielen ihm auch einige Roststellen auf - doch was letztlich an Reparaturen auf ihn zukommen sollte, war ihm nicht bewusst, "sonst hätte ich das Auto nicht gekauft", gesteht er.

Zunächst einmal plante er, den VW Scirocco mit den nötigsten Arbeiten fahrbereit zu machen. Er träumte sogar davon, auf eine neue Lackierung zu verzichten. Aber dann kam alles ganz anders.

Schrauben im Duett

Rausch besaß zwar dank einer Lehre als Radio-und Fernsehtechniker und einem Elektrotechnik-Studium ein gewisses Maß an Schrauberfähigkeiten, doch bei den Arbeiten an seinem VW Scirocco baute er auf die Hilfe seines Freundes Matthias Hahnke, eines Mechanikers in einer freien Werkstatt. Hahnke pflegt eine besondere Vorliebe für die Marke VW und hat schon etliche Fahrzeuge für Schönheitskonkurrenzen aufgebaut. Er brachte also die passenden Voraussetzungen mit, um jemanden zufriedenzustellen, der auf akribisches Arbeiten Wert legt.

Genau genommen stachelten sich die beiden sogar gegenseitig an. Längst war Rausch bei der genauen Inspektion des VW Scirocco klar geworden, dass es nicht mit einigen wenigen Arbeiten getan war. Die Schweller, Teile der vorderen Stehbleche, die hinteren Radläufe, die Kotflügel, die Türen und Teile des Bodenblechs bedurften der Erneuerung. "Wenn man genau schaute, stieß man in Blechfalzen oder zwischen doppelten Blechen immer auf neuen Rost, und das musste natürlich auch instand gesetzt werden", erklärt Hahnke die ständige Erweiterung des Arbeitspensums.

"So kamen wir dann öfter mal an einen Punkt, wo alles zu eskalieren schien und es aus Kostengründen keinen Sinn machte, weiterzuarbeiten", beschreibt Rausch die Tiefpunkte der Restaurierung. Dann stand der VW Scirocco schon mal drei oder vier Wochen in der Ecke, aber irgendwie ging es schließlich doch wieder weiter.

Nachfertigungs-Bleche verlangen Nachbearbeitung

Alle Schweißnähte der eingesetzten Bleche wurden übrigens verzinnt. Die Instandsetzung der im unteren Bereich von Rost zerfressenen Türen des VW Scirocco funktionierte nicht wie gedacht. Zum Glück waren die Türen noch als Neuteil verfügbar. Doch bei diesen handelte es sich um eine mäßig gute Nachfertigung. So stimmten plötzlich die Spaltmaße nicht mehr, und nur durch entsprechendes Aufzinnen gelang es Hahnke, dieses Problem aus der Welt zu schaffen.

Während Rausch sich um die Aufarbeitung des noch intakten Interieurs und aller Anbauteile an der Karosserie und im Motorraum kümmerte, Teile zum Blauverzinken, Gelbchromatieren und Pulverbeschichten brachte, machte sich Hahnke an die Revision der Technik des VW Scirocco. Der 96.000 Kilometer gelaufene Motor wies kaum Verschleißspuren auf, dennoch wurden zumindest die Ventile eingeschliffen, neue Lagerschalen eingesetzt und der Zahnriemen erneuert. Das Getriebe wurde zunächst nur geprüft und neu abgedichtet, erhielt später aber doch noch neue Synchronringe.

Ersatzteilbeschaffung war größtes Problem

Bei solchen Arbeiten wie auch bei der Erneuerung der Bremsanlage oder bei der Fahrwerksrevision des VW Scirocco beschränkte sich Rausch auf die Funktion des Zuarbeiters, "denn schließlich ist Matthias ein begnadeter Mechaniker", findet er. So tauchten weder im ersten Teil der Restaurierung noch im schöneren zweiten Abschnitt, in dem die frisch lackierte Karosse mit Teilen versehen wurde, nennenswerte Probleme auf – zumindest was das Handwerkliche betraf.

"Die größten Schwierigkeiten bei diesem VW Scirocco-Projekt bereitete die Beschaffung der Ersatzteile", stellt Rausch fest. Besonders, wenn man möglichst nur Originalteile verwenden will. Um seinem Anspruch gerecht zu werden, stellte er die tollsten Sachen an. Dabei kamen ihm etliche Kontakte in die Oldtimer-Szene zugute, die er nach und nach gewonnen hatte. So kannte er zum Beispiel jemanden, der eine komplette Scirocco-Innenausstattung besaß. Von ihm bekam er neue Türverkleidungen, denn die in seinem Auto waren für den Einbau von Lautsprechern durchlöchert worden.

VW Scirocco-Türleisten werden in Gold aufgewogen

Schon zur Bauzeit des VW Scirocco war die Oberfläche der angeklebten Zierleisten milchig geworden. "Neuteile werden heute mit Gold aufgewogen", sagt Rausch. Aber es gelang ihm, für viel Geld etwa 15 neue Türleisten zu ergattern. Zwei verwendete er für die Türen, und aus dem Rest schnitt er die anderen benötigten, kürzeren Stücke zurecht.

Und dann war da noch ein kleiner Riss in der Gummistoßleiste seiner Stoßstange. Doch die Leisten waren nirgends zu bekommen. Zufällig entdeckte Rausch ein Inserat, in dem ein VW Scirocco mit nagelneuen Stoßstangen angeboten wurde. Sofort rief er den Verkäufer an, um ihm die Stoßleiste abzukaufen. Der lehnte ab, ließ sich aber gegen einen vierstelligen Betrag darauf ein, seine Stoßstangen mit Rausch zu tauschen.

Doch die Sache hatte einen Haken, Rausch fand bei genauerem Hinsehen an den neuen VW Scirocco-Stoßstangen doch kleinere Mängel. Nach längeren Diskussionen konnte er sie zurückgeben und bekam seine alten wieder, behielt aber die schöneren Stoßleisten.

Schaltknauf für 100 Euro

Relativ viel Geld kostete ihn ferner ein passender Schaltknauf in gutem Zustand, den er für 100 Euro von jemandem erwarb, der eigentlich einen kompletten VW Scirocco verkaufen wollte. Rauschs Verliebtheit in Originaldetails führte so weit, dass er an den ausgewuchteten Felgen keine Klebegewichte akzeptierte. Zum Glück kannte er einen Reifenhändler, der noch die damals üblichen Bleigewichte besaß.

Über 1.000 Stunden verbrachten Rausch und Hahnke nach Feierabend und an Wochenenden, um den VW Scirocco in Neuzustand zu versetzen. Und selbst wenn es jemand sehr genau nimmt, muss er eingestehen, dass es ein perfektes Auto geworden ist.

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Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten