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Restaurierung Talbot-Lago T15 Cabriolet
Schweizer Beau - Talbot-Lago Worblaufen

Inhalt von

Dieses Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet schlummerte fast 40 Jahre auf einem Speicher. Hans Vögtli brachte das einst in der Schweiz eingekleidete Einzelstück mit der aufregenden Haut von Carosserie Worblaufen wieder zurück auf die Straße - in perfektem Zustand.

Talbot-Lago T15 Cabriolet Worblaufen
Foto: FACT

Das frisch getraute Paar war im siebten Himmel. Der Opern- und Operettentenor Max Lichtegg trällerte bei der ersten Ausfahrt im neuen Wagen ein Liedchen, und seine Frau Olga saß strahlend auf dem Beifahrersitz. Ihr Vater hatte den beiden einen Talbot- Lago zur Hochzeit geschenkt, einen T15 mit einem besonders eleganten Spezial-Cabrio-Aufbau der Schweizer Firma Carosserie Worblaufen.

Eingemottet: Fast 40 Jahre in der Scheune

Die Hochzeitsfahrt im Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet fand 1937 statt. Knapp 20 Jahre später erstand der heute als Oldtimer-Experte und Buchautor bekannte Ferdinand Hediger dieses herrliche Fahrzeug, das er schließlich Anfang 1965 bei Kilometerstand 115.000 auf der Tenne einer Scheune einmottete. Hans Vögtli feierte in jenem Jahr seinen 19. Geburtstag. Der Freund sportlicher Autos, der schon mit 13 heimlich fahren geübt hatte, konzentrierte sich in den folgenden Jahren auf die neu erschienenen kompakten Limousinen von BMW. Später trieb er diverse Ferrari im Galopp über die Straßen. Doch Mitte der 80er Jahre entdeckte er plötzlich das beschauliche Reisen im Oldtimer. Warum das so kam, weiß er heute nicht mehr so genau, doch eine Rolle spielte sicherlich, "dass die Polizei immer strenger wurde", lacht er. Auf jeden Fall entschied er sich zum Kauf eines Rolls-Royce 20/25. "An diesem Cabrio hatte die ganze Familie ihre Freude", sagt Vögtli, und von da an hatte ihn der Oldtimer- Virus gepackt.

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Er arbeitete sich tief in das Thema ein, kaufte und verkaufte etliche Klassiker und baute sich eine kleine Sammlung auf. Irgendwann einmal äußerte er unter Gleichgesinnten den Wunsch nach einem Cabriolet mit einer Schweizer Karosserie. Es vergingen etwa zwei Jahre, da meldete sich Ferdinand Hediger. Er sprach am Telefon von einem Talbot, den er einst in noch fahrtüchtigem Zustand weggestellt hatte. Vögtli war sofort Feuer und Flamme, doch Hediger bremste zunächst seine Euphorie. Es dauerte noch ein Jahr, bis er das Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet endlich von der Bühne holte, und er sich wieder meldete. Vögtli fuhr sofort hin, war begeistert und kaufte. Er transportierte das Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet nach Hause und betrachtete ihn lange.

Gute Substanz erleichtert die Restaurierung des Talbot-Lago T15

Den Rolls-Royce hatte der gelernte Maschinenmechaniker damals nach einem Motorschaden selbst restauriert, doch für dieses herrliche Einzelstück musste ein Experte her. Den fand er in unmittelbarer Nachbarschaft. Paul Müller holte das gute Stück in seine Firma Classic Auto Müller in Moosleerau im Kanton Aargau und begann mit einer genauen Bestandsaufnahme. "Das Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet erwies sich als komplett, und bis auf die total verrosteten Rücklichtgehäuse waren alle Anbauteile so erhalten, dass man sie wieder aufarbeiten konnte", sagt Müller. Und fügt hinzu: "Das sollte sich als wichtig erweisen." Zuerst aber erfreute er seinen neuen Kunden mit einer Überraschung.

Vögtli erinnert sich noch an den Anruf und Müllers verblüffende Aufforderung, er solle auf eine Probefahrt vorbeikommen. Tatsächlich hatte Müller mit Hilfe von Rostlöser und einigen Tricks den Sechszylindermotor in Gang gebracht. Mit der Begeisterung zweier Halbwüchsiger bretterten die beiden mit dem verstaubten und ziemlich mitgenommen wirkenden Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet durch die Gegend. In Kurven musste man eine der Türen festhalten, die wegen des faulen Holzrahmens nicht im Schloss blieb. Doch für Müller war das keine reine Spaßtour. Er achtete auf Geräusche, um vielleicht Schäden beispielsweise im Getriebe oder der Hinterachse ausmachen zu können.

Gemeinschaftsprojekt mit Spezialisten

Nach der Ausfahrt begann dann die Restaurierung des Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet. Müller bezog Spengler, Sattler und Wagner schon früh in die Arbeiten mit ein. So demontierte der Sattler selbst das Verdeck des Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet, damit er es im eingebauten Zustand sehen konnte. Dabei entdeckte er im hinteren Bereich einen merkwürdigen Kupferdraht, der vom Verdeck zum Karosserieblech führte. Im Verdeck selbst kam eine eingenähte Kupfermatte zum Vorschein. Des Rätsels Lösung: Worblaufen hatte damals einen Blitzschutz für die Passagiere vorgesehen.

Die demontierte Karosserie des Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet setzte Müller auf einen fahrbahren Rahmen, ähnlich einer Richtbank, sodass Wagner und Spengler unabhängig von ihm arbeiten konnten. Speziell der Wagner hatte wegen des schlechten Holzzustands viel zu tun, aber der kurz vor der Pensionierung stehende Handwerker erwies sich als ein hervorragender Experte.

Motorblock mit Frostschaden: Ein Spezialist aus Frankreich hilft

Unterdessen hatte Müller beim Reinigen des äußerlich total verdreckten Motors einen Riss im Block entdeckt. Die dicke und ölige Schmutzschicht hatte bei der Probefahrt des Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet den Riss wohl abgedichtet, bei dem es sich vermutlich um einen Frostschaden handelte. Vögtli hatte von Hediger noch einen zweiten dieser seltenen 2,7-Liter-Motoren bekommen, doch auch der besaß einen Riss. Nach langer Suche fand sich schließlich in Frankreich jemand, der den Block des Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet schweißen konnte. Andere Teile wie Kolben, Ventile und Führungen wurden neu angefertigt. Der Motor musste aufgebohrt und mit neuen Laufbuchsen versehen werden. 

Die Beschaffung von Teilen wie etwa der Getriebelager oder der Radlager hielt Müller und Vögtli auf Trab. Beide nutzten ihre zahlreichen Kontakte. Doch speziell die Anbauteile, die nicht von Talbot stammten, sondern von Worblaufen montiert worden waren, ließen sich nicht auftreiben. Müller arbeitete daher zeitintensiv alles Mögliche wieder auf, denn zum Glück war das Auto ja komplett. Nebenbei koordinierte er die Arbeiten der anderen beteiligten Handwerker. Nach etwa drei Jahren stand die Lackierung an. Nach reiflicher Überlegung entschied sich Vögtli nicht für das originale Schwarz, sondern für zwei Blautöne, "um die seitliche Sicke etwas mehr zu betonen", wie er diesen Schritt begründet.

Nach einem weiteren Jahr nahte sich das Mammutprojekt dem Ende entgegen. Viel Arbeit, viel Schweiß und viel Geduld steckte in dieser Restaurierung. Doch an dem Tag, als das Talbot-Lago T15 Worblaufen Cabriolet seine Zulassung bekam, waren alle Mühen vergessen. Hans Vögtli kann nun zusammen mit seiner Gattin in einem prächtigen und einzigartigen Automobil auf Tour gehen. Ob er dann auch ein Liedchen trällert wie einst der Erstbesitzer?

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