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Porsche 911 (bis Bj. 1973) in der Service-Station
Fahrspaß hat seinen Preis

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Die klassischen, bis 1973 gebauten Porsche 911 begeistern mit Sound und Sportlichkeit - doch nur, wenn sie von Experten gewartet werden. Bei verbastelten Exemplaren laufen die eh nicht sehr niedrigen Wartungskosten aus dem Ruder.

Porsche 911, Service-Station, Werkstatt
Foto: Fact

"Wenn Porsche 911 erst einmal eine größere Kur hinter sich haben und die Technik in Ordnung ist, dann ist der Unterhalt kein Problem", findet Alois Ruf von Ruf Automobile in Pfaffenhausen. Denn bei Autos in gutem Zustand fallen nur die üblichen Service-Arbeiten an, wobei Novizen in der Porsche-Szene dennoch beachten sollten, dass die Kosten nicht auf Brot-und-Butter-Auto-Niveau liegen.

Ölwechsel kostet beim Elfer rund 250 Euro

So fallen für einen Motorölwechsel mit Filter, Reinigen des unter einem Deckel verborgenen Ölsiebs und neuen Deckeldichtungen je nach verwendeter Ölsorte etwa 250 Euro an. Denn der Porsche 911-Motor besitzt eine Trockensumpfschmierung, das heißt, es zirkulieren große Mengen an Öl, die für Schmierung und Kühlung sorgen.

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Das Ölvolumen variiert je nach Motorversion und ist nochmals höher, wenn der Wagen mit einer Sportomatic ausgerüstet ist. Allerdings entspricht die Ölwechselmenge nicht dem Gesamtvolumen. So beträgt sie beispielsweise bei einem Porsche 911 S Modell 1973 rund 10 Liter, obwohl der Kreislauf bei Maximalbefüllung 13 Liter beinhaltet. Bei dieser Arbeit sollte man übrigens auch darauf achten, dass der Öltank dicht ist.

Ventilspiel alle 10.000 km kontrollieren ist Pflicht

Etwa alle 10.000 Kilometer sollte beim Porsche 911 nach dem Rat der befragten Experten das Ventilspiel geprüft werden. Diese Arbeit schließt üblicherweise eine Sichtprüfung der Nockenwellen, der Ventilfedern und der Kipphebelachsen ein. Letztere sind mit einer Zylinderschraube, einer konischen Büchse und einer konischen Mutter arretiert. "Doch selbst wenn man die Schrauben mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anzieht, können die Achsen anfangen zu wandern, was besonders dann vorkommt, wenn sie schon mehrmals demontiert waren", erklärt Porsche-Spezialist Ingo Stimming aus Bad Segeberg. Auf jeden Fall kostet das Justieren des Ventilspiels beim Porsche 911 mit rund 350 Euro mehr, als mancher Laie vermutet.

Zu den weiteren, regelmäßig durchzuführenden Service-Arbeiten zählt ein Check der Zündung. Selbst wenn es sich um ein fachmännisch restaurierten Porsche 911 handelt, sprich die Verteilerkappe und der Verteilerläufer in Ordnung sind und die Fliehkraftverstellung funktioniert, müssen ab und zu die verschlissenen Unterbrecherkontakte erneuert werden.

Auf Qualität der Teile achten

Das ist im Prinzip kein Hexenwerk, aber die heute verfügbaren, neu aufgelegten Unterbrecherkontakte haben nicht mehr die Qualität von einst. "Oft sind die Unterbrecherkontakte beim Porsche 911 nicht mehr exakt parallel, und die auf dem Zündnocken laufenden Gleitstücke bestehen nicht mehr aus Pertinax, sondern aus einem schneller verschleißenden Material", bemängelt Stimming. So kommt es vor, dass man nach dem Einbau neuer Unterbrecherkontakte innerhalb der ersten 1.000 Kilometer zweimal den Kontaktabstand korrigieren muss und auch danach in relativ kurzen Intervallen ein Nachjustieren nötig ist.

Ebenfalls Probleme gab es beim Porsche 911 schon mit dem Drehzahlbegrenzer neuer Verteilerläufer oder mit Zündspulen. Eine weitere Fehlerquelle bei unzufriedenstellendem Motorlauf können die Zündkabel und die Zündkerzenstecker sein. Mit der Zeit kommt es zu Brüchen, oder der Widerstand wächst, oder die Stromübertragung in den Steckern ist mangelhaft, sodass laut Stimming ein neuer Zündkabelbaum wahre Wunder bewirken kann.

Solex-Vergaser verlangen nach Expertenhand und -Wissen

Kommen wir zum Thema Kraftstoffversorgung. Ab Ende Februar 1966 hat Porsche statt der etwas problematischen Solex-Vergaser nur noch Weber- und später Zenith- Vergaser verbaut. Die davor produzierten Elfer sind oft umgerüstet worden. Angesichts der stark gestiegenen Preise für die frühen Elfer-Modelle möchte aber mancher Sammler seinen Wagen originalgetreu haben. Das ist im Prinzip lobenswert, doch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass ein Experte schon tief in die Trickkiste greifen muss, damit ein 911-Motor mit Solex-Vergaser in allen Belangen perfekt läuft.

Mit der Einstellung und Synchronisierung der Weber-Vergaser hat die Werkstatt deutlich weniger Probleme, sofern keine Bauteile verschlissen sind. Das gilt genauso für die ab Modelljahr 1969 im Porsche 911 E und Porsche 911 S verbaute mechanische Einspritzanlage, wobei der Wissensvorsprung von anerkannten Fachwerkstätten für diese Porsche-Modelle nicht zu unterschätzen ist.

Fehlerquelle Einspritzanlage beim Porsche 911

Klar, man kann Dinge wie Hebel und Gestänge oder den Zahnriemen kontrollieren, Förderbeginn und Förderende, den Stopmagneten oder den Mikroschalter und vieles mehr. Aber wenn es grundsätzlich um Fehlersuche geht, kommt nicht jeder sofort darauf, dass selbst als Neuteil erworbene Förderpumpen die falschen Drücke liefern oder dass irgendein unwissender Mechaniker einen falschen Schlauch montiert am Porsche 911 hat.

"Manchmal ist die Wandung des unteren Schlauchs am Warmlaufregler viel zu dünn", weiß Stimming. Dann kühlt die vom Wärmetauscher kommende Luft durch den Fahrtwind zu schnell ab, und das sorgt letzten Endes für eine durch den Warmlaufregler eingeleitete Überfettung des Gemischs.

Hände weg von Bastelbuden

Und damit sind wir bei einem kostenintensiven Thema angelangt: den verbastelten Porsche 911. Diese laufen zwar, aber ein Laie kann kaum erkennen, dass der Motor viel zu fett läuft, weil damit ein Mangel im Kraftstoffsystem überdeckt werden soll, oder dass mangelnder Öldruck durch eine Manipulation am Öldruckventil verschleiert wurde. Oder wem fällt schon ein fehlendes Masseband an der Trägerplatte der Zündbox im Motorraum auf, das bald ein Erneuern der HKZ-Zündbox im Wert von mehreren Hundert Euro zur Folge haben wird? Nicht umsonst raten Ruf und Stimming dringend, beim Kauf eines alten Elfer einen Experten hinzuzuziehen.

Offensichtlicher sind Mängel wie durchgerostete Wärmetauscher, ein defekter Auspuff oder eine verschlissene Kupplung, alles recht teure Reparaturen. Ein schlecht schaltbares Getriebe muss nicht gleich eine Komplettüberholung nach sich ziehen, denn es kann auch nur die Schaltmimik verschlissen sein. "Leider werden die Getriebe oft mit dem falschen Öl befüllt", ergänzt Stimming, was speziell den Porsche 911-Versionen mit Differenzialsperre auf Dauer nicht gut bekommt.

Vorsicht bei USA-Importen

Beim Fahrwerk und den Bremsen des Porsche 911 lassen sich ebenfalls viele Euro in die Beseitigung von Verschleißschäden versenken. Hier spielen aus den USA importierte Wagen eine besondere Rolle, "weil es dort keine regelmäßige Hauptuntersuchung gibt wie hierzulande und deshalb Fahrwerkskomponenten und sogar Bremsleitungen oft vernachlässigt sind", warnt Ruf.

Müssen zum Beispiel an der Vorderachse des Porsche 911 alle Gummi der Querlenker, jene für das sogenannte Gehänge des Stabis, sowie die Gummi für den Stabi und die Traglager erneuert werden, stehen wegen der zeitintensiven Arbeit schnell einmal 2.000 Euro auf der Rechnung. Und Verschleißreparaturen an der Hinterachse sind auch nicht billiger. "Hier sollte man besonders auf den Zustand der Gummi von den Federstreben achten", sagt Stimming, denn die beeinflussen das Fahrverhalten merklich.

Ersatzteile immer vor dem Einbau prüfen

Die Gummi sind auf den Federstreben, die auch Hinterachsstreben genannt werden, aufvulkanisiert. Man kann die Streben komplett kaufen, zum Stückpreis von rund 500 Euro. Ersetzt man also die beiden Streben und die Gummi der Schräglenker (bei Porsche Flanblöcke genannt), fallen allein hierbei etwa 1.000 Euro für Ersatzteile an. Was das Thema Ersatzteilmängel angeht, haben auf alte Porsche 911 spezialisierte Werkstätten schon viel Lehrgeld zahlen müssen.

Seien es die angesprochenen Zündspulen, die Kraftstoffpumpen oder anderes wie etwa Kupplungen mit Unwucht - die Liste ist lang. Zwar ist die Verfügbarkeit gut, doch egal um welches Teil es sich handelt und wie teuer es war, man sollte es vor dem Einbau genau prüfen. Denn nur dann wird aus einem Porsche 911 mit Mängeln ein guter Elfer.

Service-Tipp Porsche 911

Klar, der Schrauberlaie sollte seinen Porsche 911 zum regelmäßigen Ölwechsel und für alle werksseitig vorgeschriebenen Wartungsarbeiten in die Werkstatt bringen, um Schäden vorzubeugen.

Zumindest das Schmieren und Fetten bestimmter Teile wie etwa der Türschlösser kann er aber auch selbst durchführen, oder er kann mal einen Blick in den Sicherungskasten werfen, um dann eventuell dort entstehender Kontaktkorrosion entgegenzuwirken. Wer sein Auto genauer kennenlernen möchte, kann im Online- Shop von Porsche Classic einen Reparaturleitfaden bestellen, Kostenpunkt: 265 Euro.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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