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Mitsubishi Lancer 2000 Turbo ECI
Heißer Japaner mit 237 Turbo-PS

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Werner Blöchlinger aus der Schweiz wollte unbedingt einen Mitsubishi mit Turbomotor. So brachte er einem Lancer 2000 Turbo wieder das Rennen bei - und steigerte die Leistung von 170 auf auf 237 PS.

 

Mitsubishi Lancer 2000 Turbo ECI, Radwechsel
Foto: Fact

Werner Blöchlinger geht gerne eigene Wege: "Ich muss nicht das haben, was jeder hat", sagt er und liefert damit gleich die Erklärung dafür, warum er sich einen Mitsubishi Lancer 2000 Turbo von 1981 aufgebaut hat. Allerdings entstand sein Faible für diese temperamentvolle japanische Limousine nicht ganz zufällig.

Mit Mofa-Tuning ging es los

Werner kam 1979 in einer Klinik nahe der Autowerkstatt seines Vaters auf die Welt, und irgendwie prägte das sein Leben. "Das Schrauben gefällt mir", gesteht der Schweizer und erinnert sich an die wilden Zeiten des Mofa-Tunings in seiner Jugend. "Ich versuchte die Motoren zu optimieren, aber es gelang mir nicht immer."

Im elterlichen Betrieb verdiente er sich nach Schulschluss etwas Taschengeld, indem er Fahrzeuge reinigte. Und das waren oft Mitsubishi, denn die Garage Blöchlinger vertritt diese Marke seit den 70er-Jahren. Werner absolvierte eine Automechanikerlehre, und als er dann als Führerscheinneuling beim Gasgeben in die Sitze eines Turbo-befeuerten Mitsubishi Starion gedrückt wurde, war für ihn klar: "Ein Auto mit einem solchen Motor möchte ich auch haben."

Ein Turbo-Mitsubishi muss her

Der Starion befand sich damals im Besitz seines Vaters, und da Werner, wie erwähnt, eigene Wege geht, suchte er nach einer Alternative. "Den gleichen Motor gab es noch im Galant und im Mitsubishi Lancer", nennt er die Fahrzeuge, auf die er seine Suche konzentrierte.

Erst fast drei Jahre später, im Jahr 2000, wurde er fündig. Ausschlaggebend war der Tipp eines Angestellten seines Vaters, der von zwei Mitsubishi Lancer Turbo in einer Scheune wusste. Bei einem davon handelte es sich um einen heruntergerittenen und von einem Unfall gezeichneten reinrassigen Rennwagen. Das andere Exemplar schien aber eine gute Basis für eine Restaurierung zu sein.

Auch dieser Mitsubishi Lancer war vom Vorbesitzer modifiziert worden, aber nur in Maßen, um damit den Kurs für eine Prüfung zum Erwerb einer Sportlizenz absolvieren zu können. Dazu gehörten die Tieferlegung mit speziellen Federn und der Einbau von Sportstoßdämpfern. Im Innenraum fehlten die Teppiche, die Türverkleidungen und die komplette Rücksitzbank. Letztere war demontiert worden, um einen Überrollkäfig einbauen zu können.

Der Plan: Aus 2 Schlachtautos soll ein Schmuckstück werden

Die Karosserie hinterließ bis auf eine Delle im linken hinteren Seitenteil einen relativ guten Eindruck, doch an den Schwellern, den Radhäusern und am Unterboden hatte der Rost kräftig gewütet. Außerdem war der Mitsubishi Lancer Turbo nicht fahrbereit. "Letztendlich kaufte ich beide Wagen, den Rennwagen mit dem verzogenen Chassis schlachtete ich aus, und den anderen begann ich zu restaurieren", erzählt Werner.

Alle Arbeiten durfte er natürlich in der Werkstatt des Vaters erledigen. Zunächst begann er den Mitsubishi Lancer Turbo zu demontieren, um dann die Rostschäden zu beseitigen. "Blecharbeiten liegen mir allerdings nicht", gesteht der Lancer-Turbo-Fan, doch glücklicherweise konnte er auf die Hilfe seines Bruders Reto bauen, der eine Lehre als Karosseriespengler gemacht hatte.

Alle Bleche, die am Schweller, am Unterboden und in den Radhäusern des Mitsubishi Lancer eingeschweißt werden mussten, fertigten die beiden selbst an. Bis zu 30 x 30 Zentimeter große Blechstücke waren erforderlich, um alle Durchrostungen zu beseitigen.

Turbo-Triebwerk wird komplett neu aufgebaut

Die Lackierung des Mitsubishi Lancer, ein helleres Weiß als im Original, wollte Werner beibehalten, ebenso die aufgeklebten Streifen, die den Mitsubishi-Motorsportfarben entsprachen. Da die Karosse, wie gesagt, recht gut erhalten war, mussten nur einige Partien neu lackiert werden.

Bei der Revision der Technik seines Mitsubishi Lancer war Werner in seinem Element. Mit großem Eifer widmete er sich dem Zweiliter-Vierzylindermotor, dem er mit einigen Kunstgriffen etliche zusätzliche Pferdestärken entlockte. "Ich wollte das Bestmögliche herausholen", lautete sein Ziel.

Er baute das Triebwerk seines Mitsubishi Lancer komplett neu auf. Zu den Bauteilen, die besonders bearbeitet wurden, gehörte der Zylinderkopf. Ein in der Bearbeitung solcher Teile erfahrener Vater eines Arbeitskollegen fräste zum Beispiel andere Ventilsitzwinkel, während Werner Dinge wie das Glätten von Übergängen oder das Einschleifen der Ventile selbst übernahm.

Einen großen Leistungsschub versprach er sich von einer Optimierung des Turbosystems. So wollte er die Anlage um einen Ladeluftkühler ergänzen. Zunächst machte er sich Gedanken, wo er dieses Teil in dem Motorraum des Mitsubishi Lancer Turbo  unterbringen könnte, und legte dann die maximal möglichen Maße fest. Mit diesen Angaben ging er zu einer Autoverwertung und fand dort das passende Teil.

Auf der Suche nach PS

Was ihm nicht gefiel, war die serienmäßige Führung der Ladeluft, die beim Mitsubishi Lancer Turbo durch ein über den Ventildeckel geführtes Rohr geleitet wird. "Dabei heizt sich die im Ladeluftkühler gekühlte Luft unnötigerweise wieder auf", erklärt er, was natürlich Leistung kostet.

Um dies zu umgehen, musste er die Führung der Ladeluft ändern und dazu das Drosselklappengehäuse um 90 Grad verdreht montieren. Das gelang, nachdem sein Bekannter Hugo Müller ihm eine passende Adapterplatte gefräst hatte. Nun musste er noch entsprechende Rohre zur Führung der Luft herstellen und anpassen.

Die umfangreiche Modifikation, in deren Rahmen auch die Batterie aus Platzgründen vom Motorraum nach hinten in den Kofferraum verlegt werden musste, nahm natürlich viel Zeit in Anspruch. Zumal zusätzlich noch eine Auspuffanlage mit größerem Querschnitt an den Mitsubishi Lancer Turbo anzupassen war. Dabei handelte es sich um eine Anlage, die vor längerer Zeit für einen anderen Mitsubishi-Fan angefertigt worden war. Werner musste lediglich ein zusätzliches Rohr ergänzen.

Durch Tuning 67 PS herausgeholt

Seine Tuning-Maßnahmen hatten einen überraschend großen Erfolg. "Mit 200 PS wäre ich zufrieden gewesen", sagt Werner, doch als er im heißen Sommer 2009 seinen Mitsubishi Lancer Turbo auf einem Leistungsprüfstand messen ließ, attestierte der 237 PS, also 67 PS mehr als das Serienaggregat.

Viele Stunden flossen ferner in die Revision des Fahrwerks. Der Mitsubishi Lancer Turbo ist ausgerüstet mit kürzeren Federn und Sportstoßdämpfern. Werner ersetzte alle Achsgummis, alle Teile der Radaufhängung wurden zuvor sandgestrahlt und neu lackiert. Die Hinterachse ließ der Schweizer komplett in Weiß pulverbeschichten, genau wie die gewählten 7 x 15-Schmidt-Revolution-Felgen, auf die Reifen der Dimension 195/50 R15 gezogen wurden. Die Bremsanlage wertete er mit gelochten und geschlitzten Bremsscheiben und Belägen mit höherem Reibwert auf.

Sperdifferenzial spendete ein Mitsubishi L300

Sein Wunsch nach einem Sperrdifferenzial ließ sich erst später erfüllen. Dieses gab es damals zwar als Extra, doch wegen des hohen Preises verzichteten die meisten Mitsubishi Lancer-Käufer darauf. Daher ist es heute schwer zu finden. Doch Werner erfuhr, dass im Kleintransporter Mitsubishi L300 die gleiche Hinterachse montiert ist, was die Suche erleichterte, und so wurde er prompt fündig.

Ein anderes Problem war die Beschaffung der fehlenden Türverkleidungen für seinen Mitsubishi Lancer Turbo. "Ich spielte dann mit dem Gedanken, mir welche aus Carbon zu bauen, doch das Material war damals extrem teuer", erinnert sich Werner. So fertigte er zusammen mit einem Freund schlichte, aber sehr leichte Verkleidungen aus Aluminium an.

Mittlerweile konnte sich der Mitsubishi Lancer 2000 Turbo bei einigen Slalomläufen in Szene setzen, "doch jetzt ist er mir zu schade dafür", meint Werner. Stimmt, denn so einen Lancer hat nicht jeder.

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