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Matra-Simca
Rettung des weißen Panthers

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Schon die Normalversion jenes Matra-Simca mit dem Namen des Dschungelbuch-Panthers Bagheera war originell. Noch schräger und sehr rar ist das ganz in Weiß gehaltene Sondermodell Courrèges. Zwei Matra Bagheera-Fans aus dem Raum Karlsruhe kämpften um das Überleben eines Ex-Courrèges.

Rettung des weißen Panthers
Foto: Thomas Dirk Heere

"Zum Fahren ein Traum", nennt Lars Fichtner aus Karlsruhe einen der Gründe, weshalb ihn der Matra-Simca Bagheera so fasziniert. Dem extravaganten Dreisitzer der 70er Jahre, oft verspottet wegen seiner überaus nachlässigen Verarbeitung und der bei einigen Exemplaren kurzen Spanne zwischen Herstellung und Verfallsdatum, gilt seine ganze Begeisterung. Diese wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Schon sein Vater zählte zum exklusiven Kreis der Bagheera-Piloten.

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Mit eine Schönheit im Bagheera fing alles an

Der war durch eine attraktive Matra Bagheera- Besitzerin auf den Wagen aufmerksam geworden, und bald darauf saß er am Steuer ihres Matra Bagheera. Das auf Autogas umgerüstete Fahrzeug legte dann in der Obhut des beruflich in ganz Deutschland umherreisenden Herrn sagenhafte 400.000 Kilometer zurück - eine Strecke, die selbst Matra Bagheera-Gegner in Erstaunen versetzt. Exakt dieser Bagheera, der allerdings nur noch als Teileträger taugte, und ein weiteres fahrbereites Exemplar, das ebenfalls aus der Hand des Vaters stammte, bildeten den Grundstock für die Sammlung von Lars Fichtner.

Mit dem zweiten fuhr er übrigens sogar zur Schule und war damit natürlich der ungekrönte König unter seinen Klassenkameraden. Abgesehen von einer kleinen Auszeit, in der sich der heutige Computer-Software-Entwickler mit der Marke Porsche beschäftigte, dreht sich nun seit über 20 Jahren alles um den Matra Bagheera. Diesem Typ hält er uneingeschränkt die Treue. "Derzeit besitze ich vier Matra Bagheera", sagt er. Und berichtet mit berechtigtem Stolz auch von seinem umfassenden Literatur- und Teilelager, das vom Bodenteppich bis zu den Scheiben, von einer längst rar gewordenen kompletten Serie-1-Auspuffanlage bis hin zum neuen Motor reicht.

"Ich habe schon vor Jahren begonnen, das alles zusammenzutragen, als die Sachen noch günstig zu haben waren." Bezugsquellen bildeten beispielsweise französische Händler, und vieles entdeckte er bei Ebay. Da er vor seinem Matra Bagheera-Engagement auf dem Computer-Sektor die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker durchlaufen hatte, führte er fast alle anfallenden Reparaturen an seinen Matra Bagheera selbst aus.

Als er eines Tages bei der Firma Roterberg nach Ersatzteilen fragte, erfuhr er zufällig, dass es in nächster Nähe seines Heimatorts einen weiteren Bagheera-Enthusiasten gab. Spontan nahm er Kontakt zu diesem auf. Der Mann heißt Thomas Stenger, arbeitete bei der Zürich-Versicherung und fuhr seit einiger Zeit mit großer Begeisterung einen roten Matra Bagheera der Serie 2. Es bedurfte nur weniger Worte - schon bildeten die beiden ein Team, das sich um die Pflege und den Erhalt des Matra Bagheera kümmerte. Auch bei Stenger gab ein Kindheitserlebnis den Ausschlag für den Bagheera-Faible. "Mein Vater wollte sich damals einen kaufen, aber leider blieb es nur beim Probesitzen", sagt er und freut sich, dass er den damaligen Plan seines Vaters viele Jahre später in die Tat umgesetzt hat.

Courrèges wartet auf die Wiederauferstehung

Mittlerweile gönnte er sich noch einen weiteren Matra Bagheera, der aber noch auf seine Wiederauferstehung wartet. Um solche Projekte in die Tat umzusetzen, haben sich die Bagheera-Freunde eine kleine Werkstatt gemietet, die mit allem Nötigen bis hin zur Hebebühne ausgestattet wurde. Dort spielte sich auch die Restaurierung des roten Matra Bagheera ab, den Fichtner schon vor längerer Zeit einem Kanadier abgekauft hatte. Es handelt sich dabei um eine sehr seltene Version, die einst der Modepapst André Courrèges gestaltete.

Der Franzose, der schon in den Sechzigern mit sehr ausgefallenen Kreationen wie dem Weltraumlook die Modebranche in Aufruhr versetzte, verbannte zunächst einmal alles Schwarze im Erscheinungsbild des Matra Bagheera, von den Reifen einmal abgesehen. Für die Karosserie und das Gestühl wählte er die Farbe Weiß, Instrumentenbrett, Lenkrad und die Türverkleidungen gestaltete er in einem zarten Braun. Da sich dieses Modell an die weiblichen Kundschaft richten sollte, sah Courrèges einen großen Schminkspiegel in der Sonnenblende auf der Fahrerseite vor.

Der Clou waren jedoch die abknöpfbaren Handtaschen mit AC-Schriftzug an der Türverkleidung des Matra Bagheera. Diese diversen Courrèges-Accessoires, zu denen auch ein Schriftzug an der rechten Fahrzeugflanke und Embleme an den Türen gehören, sind kaum mehr zu bekommen, weshalb sich die Restaurierung hinzog und genau genommen noch nicht beendet ist. Als nächster Schritt steht das Beziehen der Sitze mit weißem Kunstleder bevor. An Arbeit mangelte es bisher natürlich nicht. Schon bei der Zerlegung machten sich die beiden Kumpels mehr Arbeit als andere, denn sie hoben die Karosserie komplett ab.

Korrosion trotz Kunststoff

"Fast alle lassen das Dach drauf", weiß Fichtner, denn das ist beim Matra Bagheera verklebt und lässt sich nur sehr schwer lösen. Versuche mit einem Heißluftfön scheiterten kläglich. Letztendlich gelang das Lösen der Verklebung nur, indem die Metallstreben vom Innenraum aus vorsichtig mit einem Brenner erwärmt wurden, bis der Kleber anfing zu knistern und sich dann das Dach vorsichtig abheben ließ. Wer übrigens glaubt, beim Matra Bagheera sei wegen der Kunststoff-Karosserie Rost kein Thema, sieht sich schnell eines Besseren belehrt.

Der Unterbau ist ein leichtes Opfer der Korrosion, und die entsteht sogar unter dem Dach, weshalb dieses entfernt wurde. Nach dem Sandstrahlen bot das stählerne Gerüst des Matra Bagheera ein Mitleid erregendes Bild. Immerhin gab es Austauschteile für das Chassis, die sogar feuerverzinkt sind. Einfach geformte Blechpartien wie etwa die Schwellerbleche fertigten die beiden Hobbyschrauber selbst an. Auch die A-Säulen und der Boden des Passagierraums erforderten umfangreiche Blech- und Schweißarbeiten.

Viel Zeit verstrich bei der Aufarbeitung der Kunststoffkarosserie des Matra Bagheera, die komplett neu aufgebaut wurde. Mit Hilfe eines Föns entfernte Fichtner die Farb- und Spachtelschichten, zerteilte das Plastikkleid, füllte Risse im Material und kombinierte gute Teile aus seinem Fundus mit den noch brauchbaren Partien der Originalkarosse. Das dazu nötige Know-how hatte er sich über die Jahre selbst erarbeitet. Der Lackierer, der den Matra Bagheera dann füllerte und lackierte, war jedenfalls mit der Arbeit des Hobby-Karossiers sehr zufrieden.

Ein neuer Motor fehlt noch

Natürlich wurde auch der Technik des Matra Bagheera die nötige Aufmerksamkeit zuteil. Das Schrauberduo erneuerte Verschleißteile der Radaufhängung, ersetzte die Stoßdämpfer und überholte die Bremsanlage. Derzeit rollt der Matra Bagheera zwar noch auf den Felgen eines Serie-2-Exemplars, aber wie erwähnt, es stehen noch einige Arbeiten aus. Dazu zählt auch der Einbau eines komplett überholten Motors, das derzeit montierte Triebwerk ist nur eine Übergangslösung.

Unter Zeitdruck stehen die beiden nicht, denn jedem steht ja ein fahrbereiter Matra Bagheera zur Verfügung. Und wenn es mal zu einem Matra-Treffen geht, macht sich jeder in seinem eigenen Typ auf den Weg. Denn erstens erhöhen sie dadurch die meist sehr geringe Bagheera-Dichte, und zweitens möchte keiner auf das traumhafte Fahrerlebnis verzichten.

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Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten