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Mallock U2 MK 6 Restaurierung
Exotischer Monoposto mit Frontmotor

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Der Mallock U2 Mk 6 ist ein Rennwagen mit Frontmotor. Holger Bettenbühl aus der Nähe von Osnabrück verliebte sich in diesen besonders exotischen Rennwagen. Nach langer Suche fand sich ein entsprechendes Objekt, das aber viel Arbeit benötigte, bevor es wieder renntauglich war.

Mallock U2 MK 6, Werkstatt, Seitenansicht
Foto: FACT

"Ganz schön schnell, dieses Teil", dachte Holger Bettenbühl, den wir im Verlauf dieser Geschichte nur noch bei seinem Vornamen nennen, denn in der Rennszene ist das vertraute Du die Regel. Holger zog es jedes Jahr zum AvD-Oldtimer-Grand Prix an den Nürburgring, und bei einem Rennen der Formel Junior fiel ihm ein nicht gerade hübscher Monoposto auf, der äußerst flotte Runden drehte - ein Mallock U2 Mk 6, wie sich später herausstellte.

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Selten angebotener Rennwagenexot

Das Auto, das aussah wie ein Lotus Seven-Verschnitt, begeisterte ihn völlig. So nutzte er nach dem Rennen die Chance, in der Box den Mallock U2 Mk 6 genauer anzusehen. Gerade kauerte neben dem Renner auch der zugehörige Pilot am Boden, und als dieser sich aufrichtete, geriet Holger ins Staunen. Er schaute in das Gesicht eines mindestens 70-Jährigen.

"Wenn man in diesem Alter noch so schnell mit diesem Auto unterwegs sein kann, muss das eine tolle Konstruktion sein", überlegte er und beschloss im gleichen Augenblick: "So etwas muss ich haben." Das war aber gar nicht so einfach, denn bei dem Mallock U2 Mk 6 handelt es sich um einen von Arthur Mallock in England gebauten Rennwagen, der relativ selten angeboten wird. Holgers Cousin war ebenfalls begeistert und forschte nach entsprechenden Inseraten im Internet. Erst nach fast einem Jahr kam die passende Gelegenheit. Spontan machten die beiden sich auf den Weg in die Niederlande, wo der Wagen zum Verkauf stand.

Dort erwarben sie einen Mallock U2 Mk 6 mit wilder Geschichte. Etliche Mallock waren früher als Bausatz ausgeliefert worden, doch dieser war bei Mallock gebaut und beim ersten Formel Ford-Rennen 1967 in Brands Hatch eingesetzt worden. Ein in den 90er Jahren in die USA ausgewanderter Niederländer hatte den Wagen zurückgelassen, der dann aus dessen Halle gestohlen und schließlich wieder gefunden wurde. Nach langer Einlagerungszeit bei den Behörden wurde er 2005 versteigert.

Der Vorbesitzer hatte den Mallock für einen Lotus gehalten

Der Käufer hatte den Mallock U2 Mk 6 für einen Lotus gehalten, aber erst anhand eines erworbenen Werkstatthandbuchs für einen Lotus Seven bemerkte er seinen Irrtum und trennte sich von dem Mallock.

Holger war überglücklich über seine Neuerwerbung, allerdings fühlte er sich bei der Sitzprobe wie ein Zwerg. Zu den Pedalen fehlten ihm 30 Zentimeter. Der Vorbesitzer des Mallock U2 Mk 6 musste über zwei Meter groß gewesen sein. Weil der Monoposto mit Frontmotor angeblich noch vor einigen Jahren gelaufen war, machte er ihn mit Hilfe seines Cousins notdürftig fahrbereit und meldete sich optimistisch zum Flugplatzrennen in Hildesheim an. Solche Fahrzeuge lassen sich eben nur auf Rennstrecken testen.

Klar, Holger wollte den nicht mehr ganz taufrischen Mallock U2 Mk 6 restaurieren, dessen Rahmen glücklicherweise nie bei einem Unfall verbogen worden war, "aber ich wollte eben wissen, wie sich das Auto vor und nach der Restaurierung fährt", sagt er. Später musste er angesichts der doch angegriffenen Technik allerdings eingestehen, "dass diese Aktion eigentlich Wahnsinn war". Immerhin, zwei Runden im Training hielt das Auto durch.

Langwierige Recherche

Aber dann startete die Restaurierung, jedoch zunächst mit gezogener Handbremse. Weil es kaum Infos über Mallock gibt und kaum Vergleichsautos, recherchierte Holger gut drei Monate, bis er via Internet und anderer in Neuseeland beheimateter Besitzer solcher Autos die nötigen Details über seinen Mallock U2 Mk 6 zusammengetragen hatte. Zwar existiert die Firma Mallock noch, wo er einige Teile wie zum Beispiel die Fiberglasnase bekommen konnte, aber über die historischen Modelle liegen dort nur wenige Infos vor.

Doch nach einiger Zeit kannte Holger seinen Mallock U2 Mk 6 in und auswendig. Basis des Renners ist ein Gitterrohrrahmen, den er unter Sicherheitsaspekten so verstärkte, dass der Fahrer nicht nur ein dünnes Alu-Blech unterm Gesäß hat, und bei einem Crash die Oberschenkel nicht zur Knautschzone geraten. Nach Vorbild von Rahmen aus neueren Mallocks schweißte Holger aus leichten Reynolds-Rohren Versteifungskreuze ein. Den Rahmen ließ er nach dem Sandstrahlen pulverbeschichten.

Fahrer rechts, Motor und Getriebe links

Ungewöhnliche Wege war Mallock bei der Anordnung der technischen Komponenten gegangen. Während der Fahrer des Mallock U2 Mk 6 im Rahmen nach rechts versetzt sitzt, sitzen der Motor und das Getriebe etwas weiter links.

Dadurch ergeben sich beim Mallock U2 Mk 6 ein außermittig sitzendes Differenzial und eine Hinterachse - die übrigens vom MG Midget stammt - mit unterschiedlich langen Antriebswellen. Für rechts plante Mallock die MG-Steckachse ein und links die aus einem Morris Minor Van. Anhand dieser festliegenden Maße baute er dann den Rahmen.

Mallocks wilder Teilemix aus Komponenten von Ford, Triumph, MG und Mini

Vorn verwendete Mallock bei dem U2 Mk 6 eine Starrachse aus dem Ford Anglia, zersägte sie in der Mitte und lagerte die beiden Hälften drehbar in einem Punkte wie die beiden Schneiden einer Schere.

Die Scheibenbremsanlage des Mallock U2 Mk 6 stammt aus der Triumph TR-Reihe, während hinten eine Duplex-Trommelbremse mit Radbremszylindern aus dem Mini montiert ist. "Wenn man weiß, woher die Sachen stammen, ist es heute noch einfach, Ersatzteile zu bekommen", freut sich Holger. Nur der Ursprung der hinteren Trommeln ist ihm bisher noch unbekannt.

Ebenso freute er sich über die Möglichkeit, auf der Website von Spax unter dem Button Classic neue innenliegende Stoßdämpfer individuell kreieren und günstig bekommen zu können. Bei Revolution Wheels in England orderte er für seinen Mallock U2 Mk 6 neue passende Magnesiumfelgen, die so leicht sind, dass er bei Anlieferung die Kartons für leer hielt.

Patina gerettet

Den montierten Ford Kent-Motor überholte er zunächst unter Verwendung des alten Blocks, doch ein Motorinstandsetzer trug beim Planen zu viel Material ab, weshalb sich wegen der hohen Kompression massive Hitzeschäden einstellten. Letztlich orderte er bei Scholar Engines in England für seinen Mallock U2 Mk 6 ein neues Aggregat, das jener Mechaniker aufbaute, der das auch schon 1967 getan hatte.

Die Alu-Bleche der Karosserie, die durch Aufbohren unzähliger Pop-Niete vom Rahmen getrennt werden mussten, arbeitete Holger vorsichtig mit Alu-Magic wieder auf. Die Patina und Kampfspuren aus alten Tagen seines Mallock U2 Mk 6 wollte er unbedingt bewahren.

Nach der Komplettierung des Mallock U2 Mk 6 folgten viele Rennen, bis die Abstimmungsarbeiten endlich abgeschlossen waren. Und wenn er heute mit seinem Exoten am Start ist, sind viele von diesem schnellen Lotus begeistert - wo es doch ein Mallock ist.

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Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten