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Citroën XM in der Werkstatt
Wartungsfreundlich trotz Hydropneumatik

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Der Citroën XM ist auch als Youngtimer ein individuelles Auto. Schlagen sich Technik-Features wie die Hydropneumatik in den Wartungskosten nieder? Wir nennen Stärken und Schwächen und geben Spar-Tipps für die Werkstatt.

Citroën XM, Seitenansicht
Foto: Fact

Viele haben vorm Schrauben an den großen Citroën-Modellen Respekt. "Zu kompliziert, zu aufwendig, zu verbaut", heißt es allenthalben. Verbaut, das sind für den XM -Spezialisten Bernd Schmidt aus Bopfingen im Ostalbkreis eher die heutigen Autos. Dabei deutet er auf einen Audi A4 neben sich, bei dem er Rücklicht, Kofferrauminnenverkleidung und die Stoßstange samt Anhängerkupplung demontieren musste, nur um einen Parksensor zu wechseln.

Solche Aktionen sind bei einem XM eher die Ausnahme, was Hoffnung für jene bedeutet, die sich für einen XM begeistern, aber alle Arbeiten von einer Werkstatt ausführen lassen müssen und daher Angst vor hohen Arbeitskosten haben. Da es den Citroën XM mit verschiedenen Motoren gab, haben wir uns auf die als unproblematisch geltenden 3.0 V6 mit zwei Ventilen pro Zylinder konzentriert.

Citroën XM nimmt bis zu sieben Liter Öl

Wegen der hydraulischen Ventilstößel fällt das regelmäßige Ventilspieleinstellen als Service-Arbeit weg. Doch damit diese stets ihre Aufgabe korrekt erfüllen, rät Schmidt zum regelmäßigen Motorölwechsel. Dieser ist nicht ganz billig, weil 6,5 bis sieben Liter Öl eingefüllt werden. Der Zündkerzenwechsel ist dagegen kein Problem und günstig, nur nicht bei den neueren 24V-Motoren, weil bei ihnen dazu der Ansaugkrümmer demontiert werden muss. Das Zündsystem bereitet keinerlei Schwierigkeiten, allerdings können altersbedingt schon mal ein neuer Kabelsatz und eine Verteilerkappe plus Finger fällig werden, was mit etwa 350 Euro zu Buche schlägt.

Die einwandfreie Funktion dieser Teile ist wichtig, weil eine fehlerhafte Zündanlage und ein daraus resultierender Ausfall eines Zylinders unverbrannten Kraftstoff in den Kat gelangen lässt. Das bekommt diesem gar nicht gut. Zudem ist ein Kat mit 450 Euro samt Einbau nicht gerade billig.

Steuerkette und Zahnriemen

Etwas mehr Schraubarbeit als bei manch anderem Auto steht an, wenn beim V6-Zweiventiler das Kühlwasserthermostat oder die Wasserpumpe zu wechseln sind. "Für letztere Arbeit sind etwa 2,5 Stunden anzusetzen", erklärt Schmidt, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass die Pumpe im Vergleich zu den Motorversionen mit Zahnriemen deutlich länger hält.

Die Nockenwellen des Dreiliter-Zweiventilers werden von einer Kette angetrieben, die sich unauffällig verhält. Wer einen Motor mit Zahnriemen unter der Haube seines Citroën XM hat, sollte den Riemen etwa alle 100 000 Kilometer wechseln lassen, am besten inklusive Wasserpumpe. "Bei den Zahnriemenversionen sollte man ferner unbedingt auf die untere Riemenscheibe achten", warnt Schmidt, "denn deren Gummilagerung wird mit der Zeit rissig und löst sich." Ein Pfeifgeräusch beim morgendlichen Kaltstart, das später verschwindet, könnte ein Hinweis auf diesen Schaden sein. Am besten nimmt man regelmäßig eine Sichtkontrolle vor.

Citroën XM mit roter Plakette

"Etwas Vorsicht ist bei den großen Dieselmotoren des XM angebracht", weiß Walter Esenwein vom gleichnamigen Citroën- Autohaus in Memmingen. Diese können bei flotter Autobahnfahrt an ihre thermischen Grenzen geraten. Da diese Modelle aber nur eine rote Feinstaubplakette erhalten, ist das Interesse an ihnen gering.

Der V6-Zweiventiler, der sehr hohe Laufleistungen erreicht, kränkelt manchmal an der Kopfdichtung, aber nicht wegen Überhitzung. "Das in der Dichtung enthaltene Papier löst sich mit der Zeit auf, und Kompressionsdruck entweicht ins Kühlsystem", weiß Schmidt. Eine Reparatur ist zeitaufwendig, weil die nassen Laufbuchsen alle eine neue Dichtung brauchen. Übrigens sind angesichts des geringen Marktwerts der Autos kostenintensive Motorüberholungen die Ausnahme, meist wird stattdessen ein gutes Gebrauchtaggregat eingebaut.

Der fünfte Gang des V6 ist anfällig

Schmidt hilft seinen Kunden beim Sparen, so gut er kann. Ist zum Beispiel nur ein Auspuffflansch weggerostet, so erneuert er diesen mit einem erhältlichen Reparatursatz für etwa 80 Euro, statt das komplette Auspuffrohr mit Dämpfer oder gar samt Kat zu erneuern. Die Kupplung lässt sich ohne den vom Hersteller vorgeschriebenen Ausbau von Motor und Getriebe wechseln, was ebenfalls falls die Kosten senkt. Bei den Getrieben des V6 ist der fünfte Gang anfällig, Überholungen kosten ab 750 Euro aufwärts. "Und bei entsprechend hoher Laufleistung können auch schon mal die Automatikgetriebe Zicken machen", sagt Esenwein. Meist wurde dann versäumt, alle 30 000 Kilometer das Öl zu wechseln.

Recht häufig sind laut Schmidt bei in die Jahre gekommenen Citroën XM die Domlager defekt. Entweder lösen sich, gefördert durch Rostbildung, die aufvulkanisierten Gummis, oder die Teller brechen sogar. Als Neuteil sind die Lager nicht mehr erhältlich, lediglich in überholter Version. Doch viele vertrauen dann eher auf gute Gebrauchtteile. Ein großes finanzielles Problem stellen mittlerweile die vermehrt zu beobachtenden, im unteren Bereich durchgerosteten vorderen Fahrschemel dar. Auch wenn die Werkstatt dann ein Gebrauchtteil einbaut, wird es nicht billig.

Citroën XM Handbremse wirkt auf Vorderräder

Die DIRAVA-Lenkung, eine geschwindigkeitsabhängige Servolenkung, macht speziell in den älteren V6-Modellen gelegentlich durch Undichtigkeiten auf sich aufmerksam. Wer die Ursachen aufspürt, muss für eine Reparatur die Lenkung nur teilweise zerlegen, wodurch der Aufwand überschaubar bleibt. Häufig beim Citroën XM anzutreffen sind defekte Handbremsseile, beansprucht durch Lenkbewegungen, weil die Handbremse auf die Vorderräder wirkt. Sie zu ersetzen kostet etwa 100 Euro.

Ach ja, und da wäre natürlich noch die Hydraulik. "Der Knackpunkt sind hier die Hydraulikleitungen, die speziell bei häufigem Kontakt mit Streusalz zu oxidieren beginnen", sagt Esenwein. Die Federkugeln halten sehr lange, sofern die Wartung stimmt und sie bei Bedarf rechtzeitig wieder befüllt werden. Sie auszutauschen ist leicht. "Allerdings sind im XM je nach Baujahr bis zu neun Kugeln verbaut", erklärt Schmidt. Zu den vier Hauptfederkugeln gesellt sich noch vorne und hinten jeweils in Achsmitte eine Zusatzkugel, die in bestimmten Fahrsituationen blitzschnell sozusagen deaktiviert wird, um das Fahrwerk härter zu machen. Außerdem gibt es noch eine Druckspeicherkugel für den Hauptdruck und eine für den Bremsdruck. Was die Federkugeln anbelangt, so rät Schmidt von den mittlerweile angebotenen Comfort-Kugeln ab, denn im Extremfall könnte sich damit das Fahrzeug aufschaukeln.

Wartungsstau vermeiden

Über weitere mögliche Technikdefekte und die zugehörigen Reparaturkosten informiert obige Tabelle. Zugegeben, obwohl der XM zu überraschend günstigen Preisen gehandelt wird, ist er angesichts des finanziellen Aufwands für Reparaturen kein Billigauto. Wer sich also ein Exemplar für kleines Geld mit Wartungsstau an Land zieht, sollte das berücksichtigen. Dennoch ist der XM ein besonderes Automobil, für das der Spruch "Exklusivität hat ihren Preis" nur in erfreulich abgemilderter Form Gültigkeit hat.

Service-Tipp: Literatur für Hobby-XM-Schrauber ist dürftig. Insider ziehen die englischsprachige Haynes-Version der Bucheli-Ausgabe vor. Infos gibt es auch im Internet unter www.citdoks.de. Verschleißteile zu bekommen ist kein Problem, anderes zum Teil schwierig. So gibt es etwa für die Baureihe Y4 keine Fensterheber für die Fahrertür mehr. Ein Defekt betrifft aber meist nur das Seil, Bernd Schmidt kann das reparieren. Von wegen Reparaturen seien beim XM kompliziert: Ein defekter Heizungskühler lässt sich für 90 Euro wechseln – ohne aufwendigen Ausbau des Armaturenbretts.

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Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten