Audi Quattro -Fahrer kennen keine Traktionsprobleme, können aber leicht ins Schleudern geraten - zumindest in Hinsicht auf ihre Finanzen. Speziell wer sich ohne vorab zu informieren einen Urquattro zulegt, lernt den attraktiven Allradler leicht von seiner teuren Seite kennen, was nicht nur an dem Auto selbst liegt. Oft entstehen Schäden, "weil viele an den Quattro schrauben, aber keine Ahnung haben", sagt der Schweizer Manfred Balmer von der Garage Balmer südlich von Thun.
Echte Spezialisten sind Gold wert
Das betrifft Werkstätten wie Hobby-Schrauber. Doch wem es an Fachwissen mangelt, dem helfen meist keine Tipps in Internetforen oder Ferndiagnosen. Echte Audi Quattro-Spezialisten sind daher Gold wert. Sie können teure Folgeschäden vermeiden, andererseits aber kaum verhindern, dass sich die Wartung und etliche Technikreparaturen nicht ganz billig gestalten, selbst wenn sich der Wagen in gutem Zustand befindet.
So kommen sogar regelmäßig anfallende Service-Arbeiten oft teurer als vermutet. Zum Beispiel, weil beim Wechsel der fünf Zündkerzen auf die originalen Platin-Kerzen von Audi zurückgegriffen werden sollte. Oder weil für den Austausch des Luftfilters beim Audi Quattro statt weniger Sekunden etwa 30 Minuten benötigt werden. Die schlechte Zugänglichkeit gewisser Bauteile treibt auch die Preise für andere Reparaturen nach oben. So kostet das Erneuern des Kühlmittelthermostats bei den 20V-Versionen um 120 Euro, weil unter anderem die Servopumpe zu demontieren ist.
Ein Wechsel des Zahnriemens für den Nockenwellenantrieb steht beim Audi Quattro etwa alle acht Jahre an. "In diese Arbeit integrieren sollte man ein Ersetzen der beiden Simmerringe für die Kurbelwelle und die Nockenwelle, die Umlenkrolle und in der Regel auch den Tausch der Wasserpumpe", rät Hans Vierlbeck. Das ließe sich für etwa 600 Euro erledigen, doch der in Plattling in Niederbayern ansässige Quattro-Experte macht auf mögliche zusätzliche Probleme aufmerksam.
Zusatzarbeiten erhöhen die Kosten
"Für diese Reparatur muss die Frontschürze des Audi Quattro entfernt und wieder montiert werden, was länger dauern kann als der reine Zahnriemenwechsel, weil oft die zur Befestigung verwendeten Blechschrauben weggerostet sind." Doch das ist nicht alles. "Bei älteren Motoren zeigt die Fläche unter dem Dichtring der Wasserpumpe meist Korrosionsnarben, was Abdichtprobleme hervorruft", ergänzt Vierlbeck und mahnt: "Die vordere Schraube der Kurbelwelle muss man unbedingt mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anziehen, damit sich nicht die untere Riemenscheibe löst."
Der Zahnriemenwechsel beim 1989 eingeführten Vierventiler 20V kostet übrigens nur unwesentlich mehr. Bei dieser Motorversion entfällt wegen der Hydrostößel auch das Einstellen des Ventilspiels, was einen finanziellen Vorteil bedeutet. Allerdings ist das Einstellen der Ventile beim 10V recht selten nötig.
Teilenachschub macht Probleme
Dafür lauern bei den mit Bosch K-Jetronic ausgerüsteten 10V andere Kostenfallen wie etwa undichte Einspritzdüsen. Noch teurer und vor allen Dingen heißer geht es auf der rechten Motorseite zu. Unter der Hitze, die dort bei über die Autobahn gejagten Audi Quattro entsteht, leiden Turbolader, Abgaskrümmer, Ladedruckregler und das Motorlager, das bei den späteren Quattro als Hydrolager ausgeführt wurde.
Das große Problem dieser Geschichte: Weder Turbolader, Ladedruckregler noch Krümmer sind für den Audi Quattro neu erhältlich - auch nicht bei der Audi Tradition. Da ist es im Falle eines Defekts kein Trost, dass ein Turbolader theoretisch 200.000 Kilometer und die wassergekühlte Version im 20V sogar 300.000 Kilometer halten kann. Zwangsläufig hilft nur Gebrauchtware aus der Misere. Im Falle eines gerissenen Krümmers hilft Vierlbeck mit einem fachgerecht reparierten Austauschteil für rund 500 Euro weiter.
Stammen hörbare Undichtigkeiten im Bereich des Krümmers nur von durchgebrannten Krümmerdichtungen, besteht noch kein Grund zur Freude. Denn beim Wechsel reißen meist die Stehbolzen des Krümmers, wodurch die eingeplanten 400 Euro deutlich übertroffen werden.
Zylinderkopf nicht mehr lieferbar
Pech hat man übrigens auch, wenn der Zylinderkopf Risse zeigt, was nicht untypisch für einen Audi Quattro ist. Der Kopf ist seit 2005 bei Audi nicht mehr lieferbar, er muss also instand gesetzt oder durch ein Gebrauchtteil ersetzt werden. Verständlicherweise ist die Quattro-Szene nicht ganz glücklich über diese Teilesituation und findet sich nur ungern mit Empfehlungen ab, wie im Falle einer verschlissenen Stabi-Lagerung bei Modellen bis 1983 auf komplett andere und teure Achsteile umzurüsten. Deshalb hilft oft nur die Suche nach Gebrauchtteilen oder bei freien Anbietern beziehungsweise im Zubehör weiter.
Doch bleiben wir noch kurz beim Antrieb.
Kapitale Motorschäden entstehen vorwiegend dann, wenn der Zustand der Ölleitungen des Ölkühlers außer Acht gelassen wird. Dort, wo der Schlauch mit dem Rohrstück verpresst ist, kommt es zu Korrosion, und "meist löst sich dann die Verbindung unter vollem Druck bei Autobahnfahrt" weiß Vierlbeck. Bis der Audi Quattro-Fahrer das merkt, ist es oft zu spät.
Für das echte Quattro-Gefühl braucht es eine intakte Technik
Als unproblematisch erweist sich das Getriebe des Audi Quattro. Das hintere Differenzial ist auf der linken Seite oft undicht, aber der entsprechende Simmerring ist nicht mehr lieferbar. Bei den Versionen ohne Torsendifferenzial lassen sich meistens die Differenzialsperren nicht mehr einlegen "aber dann ist in der Regel am Differenzial hinten der kleine Umlenkhebel festgerostet", erklärt Vierlbeck.
Zu den typischen Reparaturen im Bereich des Fahrwerks zählen eine Erneuerung der Lager des vorderen und hinteren Aggregateträgers, was jeweils um 400 Euro kostet - wenn keine Probleme auftreten.
Defekter Bremsdruckspeicher kann gefährlich werden
Die Federbeindomlager des Audi Quattro müssen alle paar Jahre erneuert werden, wofür mit 80 Euro pro Seite zu kalkulieren ist. Für das Wechseln der Lagerungsbuchsen der Querlenker berechnet die Werkstatt pro Achse etwa 250 Euro. Auch ausgeschlagene Spurstangenköpfe können für ein Problem sorgen: Während der Recherche für diese Geschichte wurden die der Vorderachse aus dem Audi-Teileangebot gestrichen, und man kann sie von keinem anderen Audi-Modell übernehmen.
Hans Vierlbeck macht noch auf einen typischen, nicht ungefährlichen Schaden der Audi Quattro-Bremsanlage aufmerksam: ein defekter Bremsdruckspeicher. Bei gemütlicher Fahrt und normalem Treten des Bremspedals ist davon nichts zu spüren. "Muss man aber plötzlich bremsen und tritt entsprechend heftig auf das Pedal, wirkt dieses steinhart und der Wagen bremst zunächst nicht, sondern erst, wenn sich das Pedal nach einer gewissen Verzögerung langsam durchtreten lässt."
Dass es dann zu spät sein kann, leuchtet jedem ein, weshalb man eine Erneuerung des Druckspeichers in Erwägung ziehen sollte, die etwa 350 Euro kostet. Das Fahren eines Audi Quattro hat also seine Tücken und ist nicht billig. Am ausgereiftesten erweisen sich zwar die Vierventiler, aber für alle Versionen gilt: Je besser der Pflegezustand, desto geringer die Gefahr, finanziell ins Schleudern zu geraten.
Service-Tipp Audi Quattro
Ein jährlicher Ölwechsel, verbunden mit einer technischen Durchsicht, empfiehlt sich beim Audi Quattro. Wobei auch dem Rost an der Karosserie die nötige Aufmerksamkeit gebührt. Beim Öl- und Filterwechsel beim 10V sollte man nicht den Ölfilter für den Turbo vergessen. Damit der Turbolader beim 10V-Motor möglichst lange hält, sollte man nach strammer Fahrt den Motor nicht sofort ausmachen, sondern den Turbo etwa durch einige Kilometer gemächlicher Fahrt abkühlen lassen.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Ölschläuche (Blick ins rechte Radhaus). Den Tank vor längeren Standzeiten des Audi Quattro vollmachen, damit er nicht rostet. Als Neuteil ist er nicht mehr erhältlich.
Arbeiten am Motor | Zirka-Preise (Alle Preise sind lediglich Richtwerte. Sie können je nach Ersatzteilpreisen und nötigen Zusatzarbeiten sowie den jeweiligen Stundensätzen der Werkstatt deutlich abweichen |
Keilriemenwechsel (Fahrzeug mit Klimaanlage) | 150 Euro |
Motorölwechsel mit Filtereinsatz (für Motor und Turbo) | 140 Euro |
Zündkerzenwechsel | 140 Euro |
Ventilspiel prüfen und einstellen (10V), je nach Menge der benötigten Einstellschrauben | ab 250 Euro |
Zahnriemenwechsel inkl. Wasserpumpe und Simmeringe für Kurbelwelle und Nockenwelle (10 V) | ab 600 Euro |
Neuen Luftfilter montieren | 50 Euro |
Check der Einspritzanlage (K-Jetronic) | 200 Euro |
Erneuern der Dichtringe für die Einspritzdüsen (10 V) | 100 Euro |
Alle Einspritzdüsen erneueren (10 V) | 400 Euro |
Kraftstoffilter erneuern | 70 |
Kühlmittelthermostat erneuern (10V/20 V) | 80/120 Euro |
Wasserpumpe erneuern (10 V) | 400 Euro |
Wasserkühler (kleine Version) erneuern | 500 Euro |
Neuer Auspuff ab Krümmer (Edelstahl für Cabrio) | 270 Euro |
Kupplungswechsel (mit Ausrücklager) | 800 Euro |
Zylinderkopfdichtung erneuern | ab 600 Euro |
Motorüberholung ohne Einbau, je nach Aufwand | ab 2.500 Euro |
Arbeiten an Fahrwerk, Bremsen etc. | ------------------------------- |
Überprüfen und Einstellen der Achsgeometrie und Einstellen der Achsgeometrie | ab 100 Euro |
Lenkung ersetzeFederbeindomlager erneuern (pro Achse)n im AT mit Vermessen | 160 Euro |
Alle Spurstangengelenke neu vorn inkl. Vermessen | 600 Euro |
neue Lagerbuchsen für die Querlenker vorn/hinten | je ab 250 Euro |
Lager des Aggregateträgers erneuern, vorn/hinten | je ab 400 Euro |
Einbau neuer Stoßdämpfer rundum | 1.000 Euro |
Austausch eines Radlagers vorn | 200 Euro |
Austausch eines Radlagers hinten | 200 Euro |
Wechsel der Bremsbeläge vorn/hinten | 180/160 Euro |
Wechsel des Bremsdruckspeichers | 350 Euro |
Wechsel der Bremsbeläge vorn plus neue Bremsscheiben plus neue Bremssättel (Einkolben-Bremssattel) | 600 Euro |
Sonstige Arbeiten | -------------------------------- |
Neue Gelenkwellenmanschette außen/innen | je ca. 100 Euro |