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Alfa Romeo Alfasud 1.5 Restaurierung
Ja, es gibt noch rostfreie Alfasud!

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Zum Alfasud hat Marco Morgante eine besondere Beziehung. Blind kaufte Marco Morgante einen Alfa Romeo Alfasud mit nur 38.000 km auf der Uhr, der als "rostfrei" angepriesen war. Als er den Wagen zum ersten Mal sah, gab es eine Überraschung.

Alfa Romeo Alfasud 1.5, Frontansicht
Foto: Fact

Dies sollte eine Geschichte über die umfangreiche Restaurierung eines Alfasud werden. Doch es kam anders. Klar, denkt jeder, Alfasud, das waren doch die zwar technisch genialen, aber ausgesprochen hurtig rostenden Kleinwagen von Alfa, deren Bestand täglich wegen des vernichtenden Urteils schrumpft: Eine Restaurierung lohnt nicht mehr. Auch Marco Morgante verzichtete auf die Restaurierung seines kleinen Alfa, aber aus einem ganz anderen Grund.

Der Alfasud hatte Schaum in den Querlenkern

Marcos Erfahrungen mit dem Alfasud reichen zurück bis ins Jahr 1974. Damals staunte er als Achtjähriger von der Rücksitzbank aus über die möglichen hohen Kurvengeschwindigkeiten des Autos, die sein Vater mit großem Engagement auslotete. Nando Morgante hatte mit dem Kauf des 63 PS starken blauen Alfasud für Furore in dem kleinen saarländischen Dorf Mettlach-Tünsdorf gesorgt.

Und wie war das mit dem Rost? "Drei Jahre lang war nix, dann mussten die Schweller erneuert werden", erinnert sich Marco und ergänzt: "1982 übernahm dann ein Nachbar den Alfasud, doch kurz darauf brachen die Querlenker." Der in diese Bauteile eingebrachte Schaum war damals keine gute Idee von Alfa, denn statt die Korrosion zu verhindern, zog sich das Wasser zwischen Schaum und Blech – mit verheerenden Folgen. So tragen also nicht nur die vielen Streiks, die Sabotage-Aktionen von Fiat und die politischen Störmanöver die Schuld an den qualitativen Mängeln des Alfasud.

Davon unbeeindruckt legte sich Familie Morgante 1982 einen weiteren Alfasud zu, und dieses innige Verhältnis zu dem kleinen Fronttriebler färbte auch auf Sohn Marco ab. Der trieb zwar ab 1986 einen Citroën 2CV mit schwerem Gasfuß durch die Lande, bis dieser der Korrosion erlag, aber 1988 ergab sich für den finanziell eingeschränkten damaligen Studenten die Gelegenheit, auf den Wagen seiner Kindheit umzusteigen: "Die Alfasud-Preise kamen mir sozusagen entgegengepurzelt, und das Angebot war groß."

Mit dem Alfasud immer zu früh dran

Er erstand ein Exemplar in Schwarz, mit dem er in seinem Freundeskreis für Verwirrung sorgte. "Zu jener Zeit war ich für meine Unpünktlichkeit bekannt, doch mit dem Alfasud war ich plötzlich immer zu früh dran", lacht Marco und unterstreicht damit die sportlichen Qualitäten des damaligen VW-Golf-Konkurrenten. Den schwarzen Sud hat er 160.000 Kilometer stürmisch bewegt, er nahm ihn sogar mit zu einem Auslandssemester in Rom. "Dass ich ihn 1990 restauriert habe, war aber für die Katz, denn fünf Jahre später war er rundum durchgerostet", berichtet er vom Ende seiner Sud-Beziehung.

Doch es war eine schöne Zeit, und so etwas bleibt einfach haften. Jahre später durchstöberte Marco immer wieder die Anzeigen im Internet. "Ich habe eigentlich kein Auto gebraucht, nur bei einem Alfasud wäre ich schwach geworden." Doch es gab keine passenden Angebote, bis er plötzlich im Oktober 2011 auf das Inserat eines Händlers in Österreich stieß. Auch wenn es dazu zahlreiche Fotos gab, klangen die Angaben unglaublich: Zum Verkauf stand ein 82er Sud 1,5 Liter in Bianco Capodimonte mit 38.000 Kilometern, Originalzustand, absolut rostfrei.

Alfa-Kauf am Telefon

Soll ich? Oder soll ich nicht? Marco kämpfte noch ein wenig mit sich, schließlich befand sich der Händler im weit entfernten Graz, wo er nicht mal eben vorbeischauen konnte. Dann, oh Schreck, war die Alfasud-Anzeige plötzlich verschwunden. Marco fühlte sich, als hätte er gerade eine Flasche 2004er Brunello di Montalcino Riserva von Gianfranco Soldera in den Ausguss geleert.

Doch er hatte Glück, das Angebot war nur kurzfristig aus dem Netz genommen worden. Als es wieder erschien, rief Marco sofort den Händler an. Er bat ihn, Teile der Plastikabdeckungen am Schweller des Alfasud zu entfernen und ihm ein Foto vom Zustand des Blechs darunter zu schicken. Aber auch hier schien alles okay zu sein, und so kaufte er den Wagen sozusagen blind.

"Insgeheim rechnete ich damit, ein Restaurierungsobjekt zu bekommen, dann hätte ich ihn schwarz lackiert wie meinen damals", gesteht er. Gegen einen kleinen Preisaufschlag arrangierte der Händler, dass der Alfasud auf einen Autotransporter mit lauter neuen Mini Countryman kam, die von Graz nach Paris transportiert wurden. In Luxemburg, wo Marco mittlerweile wohnt, legte der Transporter einen Zwischenstopp ein. Leider musste Marco einen Bekannten bitten, den Alfa in Empfang zu nehmen, weil er selbst zu dieser Zeit auf Geschäftsreise war.

Ein Alfasud, fast wie neu

Er konnte es kaum erwarten, den Alfasud zu sehen. Die Überraschung war groß. "Ich habe mich drunter- und drübergelegt, überall sah das Auto unglaublich gut aus", zeigt er sich immer noch begeistert. Sofort stand fest: Eine Restaurierung kam nicht in Frage, dieses Exemplar musste in seinem Originalzustand erhalten bleiben.

Erstbesitzer war ein Arzt in Österreich gewesen, der dem Alfasud wohl auch die Dinitrol-Behandlung spendiert hatte, die dem Blech gut bekommen ist. Zu bemängeln gab es lediglich eine kleine Beule am Heck und Kratzer auf der Motorhaube.

Nach dem Tod des Arztes 1996 und seiner Frau 2006 war der Alfasud in den Besitz des Enkels gelangt. Zum Glück handelte es sich dabei um einen Alfa-Freak, der das Auto nach der langen Standzeit vorsichtig wiederbelebte und kurze Zeit fuhr. Dann wollte er sich wieder davon trennen. Bevor der Wagen zum Händler kam, erhielt er neue Zündkerzen, Luftfilter, vordere Bremsbeläge und -zangen, einen neuen Auspuff-Endtopf, frische Silentbuchsen an der Hinterachse und neue Reifen.

Letzter Kundendienst war 23 Jahre her

All das konnte Marco anhand der mitgelieferten Dokumentation nachvollziehen. Trotzdem fiel seine erste Probefahrt mit dem Alfasud sehr vorsichtig aus. Was war zum Beispiel mit den Zahnriemen für die Nockenwellen? Er nahm Kontakt mit dem Enkel auf und fragte, wann sie zuletzt gewechselt wurden. "Wahrscheinlich beim letzten Service", lautete die Antwort. Marco schaute ins mitgelieferte Service-Heft und erschrak: Der letzte Kundendienst war 1988 gemacht worden.

Umgehend orderte Marco bei einem Alfa-Händler zwei neue Zahnriemen für den Boxermotor seines Alfasud. Da er sich eher als "Wagenfahrer und -pfleger" sieht, baut er bei anstehenden Technikarbeiten auf geschickte Schrauber, die er zum Beispiel im Alfa Romeo Club Luxembourg findet.

Mäuseskelett im Riemenkasten

Franz Klein, der ihm dabei half, kannte sich auf jeden Fall gut mit dem Alfasud aus, denn er stellte beim Blick auf die neuen Riemen fest: "Es gibt Riemen mit 98 und mit 100 Zähnen, das sind die falschen." Also funktionierte der Riemenwechsel erst im zweiten Anlauf, wobei ein fast zu Staub zerfallenes Mäuse-Skelett im Riemenkasten belegte, dass hier schon lange keiner mehr Hand angelegt hatte.

Neben den Zahnriemen wurden auch die Wasserpumpe und das Motoröl mit Filter gewechselt. Ein anderer Bekannter beseitigte die Beule im Heck und lackierte die Motorhaube des Alfasud neu. Kurze Zeit später tropfte der Weber-Vergaser, doch Marco gelang es, im Internet einen Dichtsatz zu ergattern.

Ansonsten beschränkt er sich auf Schönheitsreparaturen, denn dieser originale Alfasud sorgt überall, wo er auftaucht, für Begeisterung. Nur nicht bei einem Mitarbeiter eines Reifendienstes, der noch nie etwas von innenliegenden Scheibenbremsen gehört hatte. Als dieser das Vorderrad zum Auswuchten demontierte, wurde er bleich: Er dachte, die Bremsscheibe sei verloren gegangen.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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