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Technik-Projekt Eventreifen Teil 3
Die harte Praxis der Reifenentwicklung

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Nach der Erstellung des Lastenhefts, den ersten Zeichnungen und der Profilgestaltung muss der Eventreifen nach drei theoretischen Entwicklungsschleifen nun in der harten Praxis seine Runden drehen. Haben die Entwickler den richtigen Weg eingeschlagen?

Projekt Eventreifen, Aufmacher-Collage
Foto: sport auto

Grau war die Theorie, schwarz und rund ist ab jetzt die Praxis. Auf dem Test- und Entwicklungszentrum Contidrom nahe Hannover fühlt der Eventreifen erstmals Asphalt. Jetzt muss er zeigen, welche Fähigkeiten ihm die Entwickler mitgegeben haben.

Reifentest – 172 Reifen stehen zur Wahl – jetzt wird kombiniert

Nachdem der Benchmark-Test mit den Besten ihres Fachs erledigt ist, kommt die Neukonstruktion endlich dran – auf einem 660 PS starken Techart-Porsche GT street. Hohe Gummi-Türme ragen in der Montagehalle empor. Unter insgesamt 172 jungfräulichen Exemplaren gilt es nun, die beste Kombination herauszufiltern.

Unsere Highlights

Für die 305 Millimeter breite Hinterachsbereifung des Turbo-Porsche steht jeweils eine Grundkonstruktion mit drei möglichen Gummimischungen zur Verfügung. Bei den 235 Millimeter breiten Vorderreifen ist die Auswahl noch umfangreicher. Drei Konstruktionen mit unterschiedlichem Aufbau werden mit drei verschiedenen Mischungen gekreuzt.

Ein reichhaltiges Angebot, das die Aufgabe zur Sisyphusarbeit gestaltet. Dennoch greift Angelo Perez-Riemer, Continental-Testfahrer, gelassen zur Sonnenbrille, während der Autor die Woche bereits schwinden sieht. Jammern hilft nicht, ran ans Volant: Runde eins von jeweils fünf Umläufen auf dem Highspeed-Oval. Auf der Agenda stehen das Ansprechen der Lenkung, das dazugehörige Rückstellmoment sowie ein simulierter Spurwechsel bei hoher Geschwindigkeit.

Fragen über Fragen für die Testfahrer – Bewertung der Reifen

Reagiert der Porsche präzise? Keilt das Heck aus oder schwingt es nach? Verleiht der Reifen Sicherheit? Bietet er Stabilität? Zu jedem Punkt werden Plus- oder Minus-Benotungen sowie Kommentare ins Testblatt eingefügt. Dann erfolgt der direkte Weg vom Oval auf die Handlingstrecke. Hier zählen Rundenzeit und ein möglichst neutrales Fahrverhalten im Grenzbereich. Vorderachs-Variante eins gefällt mit Präzision, das tendenzielle Übersteuern jedoch nicht. Also Version zwei für hinten – gleiche Prozedur. Mit der Erkenntnis, dass das Heck noch instabiler wirkt.

Konstrukteur Holger Berkmann lacht: „Test bestanden meine Herren, damit haben wir schon fast gerechnet.“ Also nochmal von vorn, jetzt mit Variante drei auf der Hinterachse. Gesetzt! Sie zeigt sich als die stabilste, harmonischste Lösung. Aber nun wäre vorn wieder etwas mehr Grip zu gebrauchen. Die dafür möglichen Alternativen wirken sich negativ, sprich untersteuernd auf das Fahrverhalten aus. Also zurück zur ersten Mischung – gepaart mit einer etwas anderen Grundkonstruktion. Sie ist für die Tester unisono die gefälligste Kombination. Aber wie schlägt sie sich auf Dauer?

21 Runden Dauerfeuer müssen die Reifen aushalten

Im Rennsport würde man sagen: Longruns. 21 Runden Dauerfeuer auf der Trockenhandlingstrecke. Und auch nach diesen harten Strapazen kann der auserkorene Favorit mit der Benchmark standhalten. Tag eins endet mit zufriedenen Gesichtern und dem Fazit von Konstrukteur Berkmann: „Na also meine Herren, war doch gar nicht so schlimm ...“ Wirklich schlimm wird's auch am zweiten Testtag nicht, bei dem die Nässe-Performance im Fokus steht. Auch wenn sich doch tatsächlich eine bereits zuvor aussortierte Vorderachse wieder aufdrängen würde.

Aber bei der abschließenden Auswertung der Ergebnisse fällt das Machtwort: leichte Abstriche bei Nässe, Trockengrip genießt Priorität. Somit hat die erste Kombination des Eventreifen schon mal einen Namen: vorn FC3, hinten RX3. Das praktische Ende sind die Entwicklungskürzel allerdings trotzdem nicht, wie Holger Berkmann grinsend bemerkt: „Aufgrund der Ergebnisse können wir nun noch ein paar gezielte Pfeile aus dem Entwicklungs-Köcher ziehen.“

Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten