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Ausflug mit dem Citroën E-Mehari
Ein Abenteuer mit dem E-Cabrio im Freibad

Wir wissen, was Sie im Sommer 1992 gemacht haben. Und 1993 und 1994. Nachts über den Freibadzaun geklettert, nicht wahr? Weil wir den Saisonstart nicht abwarten konnten, haben wir uns mit einem Citroën E-Mehari ins Freibad geschlichen.

Citroen E-Mehari Impression
Foto: Hans-Dieter Seufert

Paragraf 123 des deutschen Strafgesetzbuches: Wer in die Wohnung, in die Geschäftsräume oder in das befriedete Besitztum eines anderen oder in abgeschlossene Räume, welche zum öffentlichen Dienst oder Verkehr bestimmt sind, widerrechtlich eindringt, oder wer, wenn er ohne Befugnis darin verweilt, auf die Aufforderung des Berechtigten sich nicht entfernt, wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldbuße bestraft.

Ach, denken wir uns da, als wir am offenen Tor am Ende des Freibads stehen und mit einem kleinen Gastupfer durchwitschen könnten. Klingt nach Hausfriedensbruch? Wäre Hausfriedensbruch und nicht sehr klug. Aber dieses ständige Klugsein bringt einen um den schönsten Unfug. Und wenn wir es recht bedenken, wären wir doch alle mal wieder gern für ein paar Tage oder auch Stunden nur 16 oder 18. Und mit größeren Ambitionen unterwegs, als es beim Elternabend hinzubekommen, nicht zum Elternvertreter gewählt zu werden, oder die Steuererklärung dieses Jahr mal rechtzeitig abzugeben.

Citroen E-Mehari Impression
Hans-Dieter Seufert
Mit dem Mehari ins Freibad geschlichen: Ein Abenteuer, bei dem man sich ein zweites Mal jung fühlt.

Nämlich mit den wirklich wichtigen Dingen: zu beweisen, dass die Welt sehr zu Recht gerade auf uns gewartet hat – wie auch Bettina (die übrigens nie so hieß und, schlimmer noch, nie wartete, Jungs, ihr wisst, was ich da meine). Und Taten zu vollbringen, von denen wir nur ahnen, dass wir sie später zu heldenhaften Epen unserer Adoleszenz stilisieren werden. Also so was wie jetzt, als wir ins Freibad hausfriedensbrechen.

Das dürfte ziemlich exakt das Vorgehen sein, für das die Citroën-Ingenieure den E- Mehari entwickelt haben. Was sich nicht nur damit erklärt, dass der kleine Elektro-Strandwagen das am besten kann, sondern dass einem nicht einfallen will, was er sonst können könnte.
Schon als er vorher unten in der Tiefgarage stand und uneilig in seinen 300 Kilo schweren Lithium-Polymer-Akku Energie im Gegenwert von 30 kWh bunkerte, war klar, dass er für Höheres bestimmt ist als für perfektionierte emissionsfreie Mobilität: für ein wenig lautlose Unvernunft.

E-Mehari macht sich frei

Doch gilt es zunächst, das Dach zu öffnen. Es besteht aus unterschiedlichen Geweben sowie aus einigen Gestellen mit dazwischen aufgespannten transparenten Planen, die ihrer Aufgabe als Fenster nur recht unvollständig nachkommen. Das ganze Konstrukt kann ein guter Grund sein, dem THW beizutreten, um Erfahrungen im Zeltbau zu erlangen, die sich hier sicher gerade dann empfehlen, wenn alles wieder aufgetakelt werden soll.

Citroen E-Mehari Interieur
Hans-Dieter Seufert
Wie das gesamte Fahrzeug ist auch das Interieur auf Spaß ausgelegt. Komfort sucht man vergeblich.

Bis auf die Plane direkt über den Vordersitzen lassen wir jedoch alles zurück. Und schaut man sich mal diesen Berg an, der sich da in der Tiefgarage erhebt, bekommt man den Eindruck, einen großen Teil des Gesamtwerts des Fahrzeugs von immerhin 27.000 Euro zurückzulassen. Wobei auch nun auf der Fahrt aus der Stadt immer mal etwas abzufallen oder wegzuflattern droht, doch mag es beruhigen, dass es sich dabei nie um etwas wirklich Wichtiges handelt. Davon gibt es im E-Mehari ja nicht viel.

In der Mitte seines Gitterrohrrahmens sitzt der Akku, vorn der Motor. Das Fachwerk verkleiden munter gefärbte, rost- und rempelfeste Kunststoffteile. Ins Interieur – ein sehr großes Wort dafür –, also eher auf diese Loggia, räumen sie zwei Gummisessel und ein Plastiksofa dahinter. Dabei besteht der größte Vorzug der Sitzmöbel weniger in der Möglichkeit, auf ihnen zu sitzen, sondern darin, dass man sie wie alles am E-Mehari abkärchern kann.

Munter kommen sie alle

Auch darin trägt der E- das Erbe des Ur-Mehari weiter, den Citroën 1968 bis 1987 rund 165.000-mal baute. Der bekam bei uns keine ABE – womit er eine gewisse Bekanntheit erlangte –, weil seine Plastikkarosserie so empfänglich fürs Entflammen war. An Löschwasser würde es uns nicht mangeln, denken wir uns, als wir neben dem Freibadeingang stehen bleiben, auf die Überrollbügel klettern und über die Mauer schauen. Alles leer. Wir könnten schnell drüberklettern.

Na, schauen wir noch, ob wir doch anders reinkommen. Der Mehari surrt los, leise wie das sachte Plätschern der Wellen, die der Frühlingswind übers Schwimmbecken treibt. Dahinten, ganz am Ende des Zauns ist ein Tor nur angelehnt. Wir drücken es vorsichtig auf, eine Sekunde später ist der Mehari durchgewitscht. Etwas übermütig – soweit das mit 35 kW Dauer- und 50 kW Maximalleistung möglich ist beim 1,4 Tonnen moppeligen Mehari – drehen wir eine erste Runde.

Das wäre nun der Moment, in dem ein wachhabender Pitbull über die sachten Hügel des manikürten Rasen anhechten müsste. Es hechtet aber nichts. Gut, denn sehr eilig könnten wir nicht fliehen – sehr weit auch nicht. Mit der hohen Bodenfreiheit könnte der kleine Buggy zwar gröbere Wildnis durchforsten. Doch die Wildnis sollte sich besser in der Nähe aufhalten und nicht zu weiträumig sein, denn der Akku ist nach gut 120 km leer, verliert über Nacht 20 Prozent an Ladung.

Sprung ins kalte Wasser

Ja, das war eine naheliegende Zwischenüberschrift, aber hier passt sie. Erst baggern wir ein wenig herum (ja, haha, sehr witzig, jetzt passt das Niveau!) auf dem Beachvolleyball-Platz. Denn im Schwimmbad geht es immer auch ums Imponieren. Früher mögen wir Jungs gedacht haben, es sei eine ebenso subtile wie Erfolg versprechende Kontaktaufnahme, die zu Beflirtende grölend ins Becken zu schubsen. Heute wissen wir das besser: Ein kunstfertiger Sprung vom Fünfer, das macht richtig Eindruck.

Citroen E-Mehari Impression
Hans-Dieter Seufert
Bei 120 Kilometern Reichweite sind nur kurze Ausflüge möglich. Für ein Abenteuer im Freibad reicht es allemal.

Der Wind weht frischer hier oben, vom Absprungpunkt aus wirkt die Tiefe noch tiefgründiger, der kleine Citroën noch kleiner als die 6,6 Quadratmeter, die er bedeckt. Ich springe mutig, platsche, wie ich finde, überaus grazil ins Wasser – eine Einzelmeinung. Also rutschen wir lieber, ziehen ein paar Bahnen durchs kühle Schwimmerbecken. Als die Sterne am Himmel aufglimmen, wird es kalt. Wir klettern raus, ziehen uns wieder um. Endlich plaudern wir noch ein wenig von früher im Licht der Scheinwerfer des E-Meha .., huch, was war das? Hundebellen! Kommt näher!

Wir springen ins Auto. Stopp, den Transponder an die Scheibe halten, dann erst lässt er sich starten. Getriebe auf D, fest aufs Fahrpedal. Der Mehari surrt los, vorbei an Schwimmbecken, Sprungtürmen, Volleyballfeld und durchs Tor hinaus in die Nacht. Als wir weit genug weg sind, fällt uns – wie passend zum Schluss – mal wieder Oscar Wilde ein: „Um die Jugend wieder zu erlangen, muss man nur die früheren Torheiten wiederholen.“

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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